Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.Jedes fühlende Herz wallt heute Charlotten entgegen Und verzeihts dem schwächern Jüngling -- der es auch wagte Und Charlotten sang -- doch still mein Lied, denn von fern rauscht Schon des Volks Frohlocken, das seiner Königin heute Seinen Weihrauch streut -- und laut: es lebe Charlotte! Ruft, daß Wald und Gebürg' es wieder¬ hallen: sie lebe! Reiser hatte sich bei Verfertigung dieser Rede ein Da er aber nun freilich von seinem Gegen¬ Jedes fuͤhlende Herz wallt heute Charlotten entgegen Und verzeihts dem ſchwaͤchern Juͤngling — der es auch wagte Und Charlotten ſang — doch ſtill mein Lied, denn von fern rauſcht Schon des Volks Frohlocken, das ſeiner Koͤnigin heute Seinen Weihrauch ſtreut — und laut: es lebe Charlotte! Ruft, daß Wald und Gebuͤrg' es wieder¬ hallen: ſie lebe! Reiſer hatte ſich bei Verfertigung dieſer Rede ein Da er aber nun freilich von ſeinem Gegen¬ <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0158" n="148"/> <lg> <l>Jedes fuͤhlende Herz wallt heute Charlotten<lb/><hi rendition="#et">entgegen</hi></l><lb/> <l>Und verzeihts dem ſchwaͤchern Juͤngling —<lb/><hi rendition="#et">der es auch wagte</hi></l><lb/> <l>Und Charlotten ſang — doch ſtill mein Lied,<lb/><hi rendition="#et">denn von fern rauſcht</hi></l><lb/> <l>Schon des Volks Frohlocken, das ſeiner<lb/><hi rendition="#et">Koͤnigin heute</hi></l><lb/> <l>Seinen Weihrauch ſtreut — und laut: es lebe<lb/><hi rendition="#et">Charlotte!</hi></l><lb/> <l>Ruft, daß Wald und Gebuͤrg' es wieder¬<lb/><hi rendition="#et">hallen: ſie lebe!</hi></l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Reiſer hatte ſich bei Verfertigung dieſer Rede ein<lb/> Ideal in ſeinem Kopfe gebildet, das ihn wirklich<lb/> begeiſterte — wozu denn das kam, daß er von<lb/> dieſen Gegenſtaͤnden <hi rendition="#fr">oͤffentlich</hi> reden ſollte. —<lb/> Der Gedanke fuͤllte gleichſam die Luͤcken aus, wo<lb/> ſeine Begeiſterung aufhoͤrte, oder ermattete. —</p><lb/> <p>Da er aber nun freilich von ſeinem Gegen¬<lb/> ſtande wenig oder gar nichts wußte, ſo bemuͤhte<lb/> er ſich, eine Anzahl Lobreden, die auf den Koͤnig<lb/> und die Koͤnigin ſchon gehalten waren, in die<lb/></p> </body> </text> </TEI> [148/0158]
Jedes fuͤhlende Herz wallt heute Charlotten
entgegen
Und verzeihts dem ſchwaͤchern Juͤngling —
der es auch wagte
Und Charlotten ſang — doch ſtill mein Lied,
denn von fern rauſcht
Schon des Volks Frohlocken, das ſeiner
Koͤnigin heute
Seinen Weihrauch ſtreut — und laut: es lebe
Charlotte!
Ruft, daß Wald und Gebuͤrg' es wieder¬
hallen: ſie lebe!
Reiſer hatte ſich bei Verfertigung dieſer Rede ein
Ideal in ſeinem Kopfe gebildet, das ihn wirklich
begeiſterte — wozu denn das kam, daß er von
dieſen Gegenſtaͤnden oͤffentlich reden ſollte. —
Der Gedanke fuͤllte gleichſam die Luͤcken aus, wo
ſeine Begeiſterung aufhoͤrte, oder ermattete. —
Da er aber nun freilich von ſeinem Gegen¬
ſtande wenig oder gar nichts wußte, ſo bemuͤhte
er ſich, eine Anzahl Lobreden, die auf den Koͤnig
und die Koͤnigin ſchon gehalten waren, in die
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