Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.keinen bessern Führer und Rathgeber fand. -- Denn nun war das schöne Wetter vorbei, Den ganzen Mittwoch und Sonnabend¬ F 4
keinen beſſern Fuͤhrer und Rathgeber fand. — Denn nun war das ſchoͤne Wetter vorbei, Den ganzen Mittwoch und Sonnabend¬ F 4
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0097" n="87"/> keinen beſſern Fuͤhrer und Rathgeber fand. —<lb/> Indes hatte er doch nun den erſten eigentlichen<lb/> Freund ſeiner Jugend gefunden, deſſen Umgang<lb/> und Geſpraͤche ihm die Stunden, die er im Cho¬<lb/> re zubringen mußte, noch einigermaßen ertraͤg¬<lb/> lich machten.</p><lb/> <p>Denn nun war das ſchoͤne Wetter vorbei,<lb/> und es ſtellten ſich Regen, Schnee und Kaͤlte<lb/> ein — demohngeachtet mußte das Chor ſeine ge¬<lb/> wiſſen Stunden auf der Straße ſingen. — O<lb/> wie zaͤhlte Reiſer jetzt da er vom Froſt erſtarrtt<lb/> war, die Minuten, ehe das laͤſtige Singen vor¬<lb/> bei war, das ihm ſonſt eine himmliſche Muſik<lb/> in ſeinen Ohren duͤnkte.</p><lb/> <p>Den ganzen Mittwoch und Sonnabend¬<lb/> nachmittag, und den ganzen Sontag nahm nun<lb/> allein das Chorſingen weg — denn alle Son¬<lb/> tagmorgen mußten die Chorſchuͤler in der Kirche<lb/> ſeyn, um vom Chore herunter das Amen zu ſin¬<lb/> gen. — Auch des Sonnabendsnachmittags bei<lb/> der Vorbereitung zum Abendmahle, mußten die<lb/> juͤngern Chorſchuͤler mit dem Kantor ein Lied ſin¬<lb/> gen, und einer von ihnen einen Pſalm, oben von<lb/> dem hohen Chore herunter leſen, welches nun<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F 4<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [87/0097]
keinen beſſern Fuͤhrer und Rathgeber fand. —
Indes hatte er doch nun den erſten eigentlichen
Freund ſeiner Jugend gefunden, deſſen Umgang
und Geſpraͤche ihm die Stunden, die er im Cho¬
re zubringen mußte, noch einigermaßen ertraͤg¬
lich machten.
Denn nun war das ſchoͤne Wetter vorbei,
und es ſtellten ſich Regen, Schnee und Kaͤlte
ein — demohngeachtet mußte das Chor ſeine ge¬
wiſſen Stunden auf der Straße ſingen. — O
wie zaͤhlte Reiſer jetzt da er vom Froſt erſtarrtt
war, die Minuten, ehe das laͤſtige Singen vor¬
bei war, das ihm ſonſt eine himmliſche Muſik
in ſeinen Ohren duͤnkte.
Den ganzen Mittwoch und Sonnabend¬
nachmittag, und den ganzen Sontag nahm nun
allein das Chorſingen weg — denn alle Son¬
tagmorgen mußten die Chorſchuͤler in der Kirche
ſeyn, um vom Chore herunter das Amen zu ſin¬
gen. — Auch des Sonnabendsnachmittags bei
der Vorbereitung zum Abendmahle, mußten die
juͤngern Chorſchuͤler mit dem Kantor ein Lied ſin¬
gen, und einer von ihnen einen Pſalm, oben von
dem hohen Chore herunter leſen, welches nun
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