Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.keit so nöthig ist, als das Athemhohlen der körperli¬ Wenn Reiser nachher irgendwo zugegen war, keit ſo noͤthig iſt, als das Athemhohlen der koͤrperli¬ Wenn Reiſer nachher irgendwo zugegen war, <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0086" n="76"/> keit ſo noͤthig iſt, als das Athemhohlen der koͤrperli¬<lb/> chen Bewegung, erhaͤlt einen ſo gewaltigen Stoß,<lb/> daß es ihm ſchwer haͤlt, ſich wieder zu erhohlen.</p><lb/> <p>Wenn Reiſer nachher irgendwo zugegen war,<lb/> wo man etwa eine Kleinigkeit ſuchte, von der<lb/> man glaubte, daß ſie weggenommen ſey, ſo<lb/> konnte er ſich nicht enthalten, roth zu werden,<lb/> und in Verwirrung zu gerathen, bloß weil er<lb/> ſich die Moͤglichkeit lebhaft dachte, daß man ihn,<lb/> ohne es ſich geradezu merken laſſen zu wollen, fuͤr<lb/> den Thaͤter halten koͤnnte. — Ein Beweiß, wie<lb/> ſehr man ſich irren kann, wenn man oft die Be¬<lb/> ſchaͤmung und Verwirrung eines angeklagten,<lb/> als ein ſtillſchweigendes Geſtaͤndniß ſeines Ver¬<lb/> brechens auslegt. — Durch tauſend unverdiente<lb/> Demuͤthigungen kann jemand am Ende ſo weit<lb/> gebracht werden, daß er ſich ſelbſt als einen Ge¬<lb/> genſtand der allgemeinen Verachtung anſieht,<lb/> und es nicht mehr wagt, die Augen vor jeman¬<lb/> den aufzuſchlagen — er kann auf die Weiſe in<lb/> der groͤßten Unſchuld ſeines Herzens alle die Kenn¬<lb/> zeichen eines boͤſen Gewiſſens an ſich bliken laſ¬<lb/> ſen, und wehe ihm dann, wenn er einem eingebilde¬<lb/> ten Menſchenkenner, wie es ſo viele giebt, in<lb/></p> </body> </text> </TEI> [76/0086]
keit ſo noͤthig iſt, als das Athemhohlen der koͤrperli¬
chen Bewegung, erhaͤlt einen ſo gewaltigen Stoß,
daß es ihm ſchwer haͤlt, ſich wieder zu erhohlen.
Wenn Reiſer nachher irgendwo zugegen war,
wo man etwa eine Kleinigkeit ſuchte, von der
man glaubte, daß ſie weggenommen ſey, ſo
konnte er ſich nicht enthalten, roth zu werden,
und in Verwirrung zu gerathen, bloß weil er
ſich die Moͤglichkeit lebhaft dachte, daß man ihn,
ohne es ſich geradezu merken laſſen zu wollen, fuͤr
den Thaͤter halten koͤnnte. — Ein Beweiß, wie
ſehr man ſich irren kann, wenn man oft die Be¬
ſchaͤmung und Verwirrung eines angeklagten,
als ein ſtillſchweigendes Geſtaͤndniß ſeines Ver¬
brechens auslegt. — Durch tauſend unverdiente
Demuͤthigungen kann jemand am Ende ſo weit
gebracht werden, daß er ſich ſelbſt als einen Ge¬
genſtand der allgemeinen Verachtung anſieht,
und es nicht mehr wagt, die Augen vor jeman¬
den aufzuſchlagen — er kann auf die Weiſe in
der groͤßten Unſchuld ſeines Herzens alle die Kenn¬
zeichen eines boͤſen Gewiſſens an ſich bliken laſ¬
ſen, und wehe ihm dann, wenn er einem eingebilde¬
ten Menſchenkenner, wie es ſo viele giebt, in
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