des Pastors, ihn nun mit der größten Achtung an¬ redete, und sagte, es sey ihm gleich in der Kirche, da Reiser ihm zuerst geantwortet, aufgefallen, ob das wohl der junge Mensch seyn möchte, von dem ihm sein Schwiegervater so viel Gutes gesagt, und es freue ihn, daß er sich nicht geirrt habe.
In seinem Leben hatte Anton keine solche Em¬ pfindung gehabt, als ihm diese achtungsvolle Be¬ gegnung verursachte. -- Da er nun die Sprache der feinen Lebensart nicht gelernt hatte, und sich doch auch nicht gemein ausdrücken wollte, so be¬ diente er sich bei solchen Gelegenheiten der Bücher¬ sprache, die bei ihm aus dem Telemach, der Bibel, und dem Katechismus zusammengesetzt war, wel¬ ches seinen Antworten oft einen sonderbaren An¬ strich von Originalität gab, indem er z. B. bei solchen Gelegenheiten zu sagen pflegte, er habe den Trieb zum Studieren, der ihn unaufhaltsam mit sich fortgerissen, nicht überwältigen können, und wolle sich nun der Wohlthaten, die man ihm erzeige auf alle Weise würdig zu machen, und in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit sein Leben bis an sein Ende zu führen suchen.
des Paſtors, ihn nun mit der groͤßten Achtung an¬ redete, und ſagte, es ſey ihm gleich in der Kirche, da Reiſer ihm zuerſt geantwortet, aufgefallen, ob das wohl der junge Menſch ſeyn moͤchte, von dem ihm ſein Schwiegervater ſo viel Gutes geſagt, und es freue ihn, daß er ſich nicht geirrt habe.
In ſeinem Leben hatte Anton keine ſolche Em¬ pfindung gehabt, als ihm dieſe achtungsvolle Be¬ gegnung verurſachte. — Da er nun die Sprache der feinen Lebensart nicht gelernt hatte, und ſich doch auch nicht gemein ausdruͤcken wollte, ſo be¬ diente er ſich bei ſolchen Gelegenheiten der Buͤcher¬ ſprache, die bei ihm aus dem Telemach, der Bibel, und dem Katechismus zuſammengeſetzt war, wel¬ ches ſeinen Antworten oft einen ſonderbaren An¬ ſtrich von Originalitaͤt gab, indem er z. B. bei ſolchen Gelegenheiten zu ſagen pflegte, er habe den Trieb zum Studieren, der ihn unaufhaltſam mit ſich fortgeriſſen, nicht uͤberwaͤltigen koͤnnen, und wolle ſich nun der Wohlthaten, die man ihm erzeige auf alle Weiſe wuͤrdig zu machen, und in aller Gottſeligkeit und Ehrbarkeit ſein Leben bis an ſein Ende zu fuͤhren ſuchen.
<TEI><text><body><p><pbfacs="#f0024"n="14"/>
des Paſtors, ihn nun mit der groͤßten Achtung an¬<lb/>
redete, und ſagte, es ſey ihm gleich in der Kirche,<lb/>
da Reiſer ihm zuerſt geantwortet, aufgefallen, ob<lb/>
das wohl der junge Menſch ſeyn moͤchte, von dem<lb/>
ihm ſein Schwiegervater ſo viel Gutes geſagt, und<lb/>
es freue ihn, daß er ſich nicht geirrt habe.</p><lb/><p>In ſeinem Leben hatte Anton keine ſolche Em¬<lb/>
pfindung gehabt, als ihm dieſe achtungsvolle Be¬<lb/>
gegnung verurſachte. — Da er nun die Sprache<lb/>
der feinen Lebensart nicht gelernt hatte, und ſich<lb/>
doch auch nicht gemein ausdruͤcken wollte, ſo be¬<lb/>
diente er ſich bei ſolchen Gelegenheiten der Buͤcher¬<lb/>ſprache, die bei ihm aus dem Telemach, der Bibel,<lb/>
und dem Katechismus zuſammengeſetzt war, wel¬<lb/>
ches ſeinen Antworten oft einen ſonderbaren An¬<lb/>ſtrich von Originalitaͤt gab, indem er z. B. bei<lb/>ſolchen Gelegenheiten zu ſagen pflegte, er habe<lb/>
den Trieb zum Studieren, der ihn unaufhaltſam<lb/>
mit ſich fortgeriſſen, nicht uͤberwaͤltigen koͤnnen,<lb/>
und wolle ſich nun der Wohlthaten, die man ihm<lb/>
erzeige auf alle Weiſe wuͤrdig zu machen, und in<lb/>
aller Gottſeligkeit und Ehrbarkeit ſein Leben bis<lb/>
an ſein Ende zu fuͤhren ſuchen.</p><lb/></body></text></TEI>
[14/0024]
des Paſtors, ihn nun mit der groͤßten Achtung an¬
redete, und ſagte, es ſey ihm gleich in der Kirche,
da Reiſer ihm zuerſt geantwortet, aufgefallen, ob
das wohl der junge Menſch ſeyn moͤchte, von dem
ihm ſein Schwiegervater ſo viel Gutes geſagt, und
es freue ihn, daß er ſich nicht geirrt habe.
In ſeinem Leben hatte Anton keine ſolche Em¬
pfindung gehabt, als ihm dieſe achtungsvolle Be¬
gegnung verurſachte. — Da er nun die Sprache
der feinen Lebensart nicht gelernt hatte, und ſich
doch auch nicht gemein ausdruͤcken wollte, ſo be¬
diente er ſich bei ſolchen Gelegenheiten der Buͤcher¬
ſprache, die bei ihm aus dem Telemach, der Bibel,
und dem Katechismus zuſammengeſetzt war, wel¬
ches ſeinen Antworten oft einen ſonderbaren An¬
ſtrich von Originalitaͤt gab, indem er z. B. bei
ſolchen Gelegenheiten zu ſagen pflegte, er habe
den Trieb zum Studieren, der ihn unaufhaltſam
mit ſich fortgeriſſen, nicht uͤberwaͤltigen koͤnnen,
und wolle ſich nun der Wohlthaten, die man ihm
erzeige auf alle Weiſe wuͤrdig zu machen, und in
aller Gottſeligkeit und Ehrbarkeit ſein Leben bis
an ſein Ende zu fuͤhren ſuchen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/24>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.