das Schicksal des jungen Menschen sich plötzlich wiedergeändert hätte, würde ihn Reiser aus erster Bewegung freiwillig mit lächelnder theilnehmen¬ der Miene wieder haben über sich stehen lassen, oder hätte er sich erst mit einer Art von Anstrengung in diese Empfindung versetzen müssen, weil er sie für recht und edel gehalten hätte. --- Der Zusammen¬ hang seiner Geschichte mag in der Folge diese Frage entscheiden!
Alle Abend hatte nun Reiser eine lateinische Stunde bei dem Sohn des Pastor M. . ., und kam wirklich so weit, daß er binnen vier Wo¬ chen ziemlich den Kornelius Nepos exponiren lern¬ te. Welche Wonne war ihm das, wenn denn et¬ wa der Garnisonküster dazu kam, und fragte, was die beiden Herren Studenten machten -- und als der Pastor M. . . damals gerade seine älteste Tochter an einen jungen Prediger verheirathete, der eines Sonntags Nachmittags für ihn die Kinder¬ lehre hielt, und dieser auf Reisern, immer aufmerksa¬ mer zu werden schien, je öfter er ihn antworten hörte: welch ein entzückender Augenblick für Rei¬ sern, da derselbe nun nach geendigtem Gottesdienst zum Pastor M. . . kam, und der Schwiegersohn
das Schickſal des jungen Menſchen ſich ploͤtzlich wiedergeaͤndert haͤtte, wuͤrde ihn Reiſer aus erſter Bewegung freiwillig mit laͤchelnder theilnehmen¬ der Miene wieder haben uͤber ſich ſtehen laſſen, oder haͤtte er ſich erſt mit einer Art von Anſtrengung in dieſe Empfindung verſetzen muͤſſen, weil er ſie fuͤr recht und edel gehalten haͤtte. --- Der Zuſammen¬ hang ſeiner Geſchichte mag in der Folge dieſe Frage entſcheiden!
Alle Abend hatte nun Reiſer eine lateiniſche Stunde bei dem Sohn des Paſtor M. . ., und kam wirklich ſo weit, daß er binnen vier Wo¬ chen ziemlich den Kornelius Nepos exponiren lern¬ te. Welche Wonne war ihm das, wenn denn et¬ wa der Garniſonkuͤſter dazu kam, und fragte, was die beiden Herren Studenten machten — und als der Paſtor M. . . damals gerade ſeine aͤlteſte Tochter an einen jungen Prediger verheirathete, der eines Sonntags Nachmittags fuͤr ihn die Kinder¬ lehre hielt, und dieſer auf Reiſern, immer aufmerkſa¬ mer zu werden ſchien, je oͤfter er ihn antworten hoͤrte: welch ein entzuͤckender Augenblick fuͤr Rei¬ ſern, da derſelbe nun nach geendigtem Gottesdienſt zum Paſtor M. . . kam, und der Schwiegerſohn
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das Schickſal des jungen Menſchen ſich ploͤtzlich
wiedergeaͤndert haͤtte, wuͤrde ihn Reiſer aus erſter
Bewegung freiwillig mit laͤchelnder theilnehmen¬
der Miene wieder haben uͤber ſich ſtehen laſſen, oder
haͤtte er ſich erſt mit einer Art von Anſtrengung in
dieſe Empfindung verſetzen muͤſſen, weil er ſie fuͤr
recht und edel gehalten haͤtte. --- Der Zuſammen¬
hang ſeiner Geſchichte mag in der Folge dieſe Frage
entſcheiden!
Alle Abend hatte nun Reiſer eine lateiniſche
Stunde bei dem Sohn des Paſtor M. . ., und
kam wirklich ſo weit, daß er binnen vier Wo¬
chen ziemlich den Kornelius Nepos exponiren lern¬
te. Welche Wonne war ihm das, wenn denn et¬
wa der Garniſonkuͤſter dazu kam, und fragte, was
die beiden Herren Studenten machten — und
als der Paſtor M. . . damals gerade ſeine aͤlteſte
Tochter an einen jungen Prediger verheirathete, der
eines Sonntags Nachmittags fuͤr ihn die Kinder¬
lehre hielt, und dieſer auf Reiſern, immer aufmerkſa¬
mer zu werden ſchien, je oͤfter er ihn antworten
hoͤrte: welch ein entzuͤckender Augenblick fuͤr Rei¬
ſern, da derſelbe nun nach geendigtem Gottesdienſt
zum Paſtor M. . . kam, und der Schwiegerſohn
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/23>, abgerufen am 16.07.2024.
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