Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

zuweilen einigen Unterricht gegeben hatte -- die¬
sem sagte er seinen Entschluß ein Bauer zu wer¬
den, worauf ihm dann derselbe eine detaillierte
Schilderung von den eigentlichen Arbeiten eines
Bauerknechtes machte, die Reisern seine schönen
Träume wohl hätten verderben können, wenn
seine Phantasie nicht zu stark dagegen angewürkt
und nur immer die angenehmen Bilder mit Ge¬
walt neben einander gestellt hätte. --

Sonst kömmt auch selbst in der Operette
Klarissa schon eine Stelle vor, wo ein Bauer den
jungen Edelmann, der ihm sein Gütchen abkau¬
fen will, von seinem Vorsatz abräth -- und am
Ende eine sehr ausdrucksvolle Arie singt, wie der
Landmann gerade im besten Arbeiten begriffen
ist, und auf einmal steigt ein Gewitter auf

Die Blitze schießen
Die Donner rollen
Und der Landmann geht verdrießlich
Verdrießlich zu Hause. --
das verdrießlich insbesondere war durch die
Musik so ausgedruckt, daß die ganze Zauberei
der Phantasie schon durch dieß einzige Wort hätte
zerstört werden können -- welches gleichsam

zuweilen einigen Unterricht gegeben hatte — die¬
ſem ſagte er ſeinen Entſchluß ein Bauer zu wer¬
den, worauf ihm dann derſelbe eine detaillierte
Schilderung von den eigentlichen Arbeiten eines
Bauerknechtes machte, die Reiſern ſeine ſchoͤnen
Traͤume wohl haͤtten verderben koͤnnen, wenn
ſeine Phantaſie nicht zu ſtark dagegen angewuͤrkt
und nur immer die angenehmen Bilder mit Ge¬
walt neben einander geſtellt haͤtte. —

Sonſt koͤmmt auch ſelbſt in der Operette
Klariſſa ſchon eine Stelle vor, wo ein Bauer den
jungen Edelmann, der ihm ſein Guͤtchen abkau¬
fen will, von ſeinem Vorſatz abraͤth — und am
Ende eine ſehr ausdrucksvolle Arie ſingt, wie der
Landmann gerade im beſten Arbeiten begriffen
iſt, und auf einmal ſteigt ein Gewitter auf

Die Blitze ſchießen
Die Donner rollen
Und der Landmann geht verdrießlich
Verdrießlich zu Hauſe. —
das verdrießlich insbeſondere war durch die
Muſik ſo ausgedruckt, daß die ganze Zauberei
der Phantaſie ſchon durch dieß einzige Wort haͤtte
zerſtoͤrt werden koͤnnen — welches gleichſam

<TEI>
  <text>
    <body>
      <p><pb facs="#f0180" n="170"/>
zuweilen einigen Unterricht gegeben hatte &#x2014; die¬<lb/>
&#x017F;em &#x017F;agte er &#x017F;einen Ent&#x017F;chluß ein Bauer zu wer¬<lb/>
den, worauf ihm dann der&#x017F;elbe eine detaillierte<lb/>
Schilderung von den eigentlichen Arbeiten eines<lb/>
Bauerknechtes machte, die Rei&#x017F;ern &#x017F;eine &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/>
Tra&#x0364;ume wohl ha&#x0364;tten verderben ko&#x0364;nnen, wenn<lb/>
&#x017F;eine Phanta&#x017F;ie nicht zu &#x017F;tark dagegen angewu&#x0364;rkt<lb/>
und nur immer die angenehmen Bilder mit Ge¬<lb/>
walt neben einander ge&#x017F;tellt ha&#x0364;tte. &#x2014;</p><lb/>
      <p>Son&#x017F;t ko&#x0364;mmt auch &#x017F;elb&#x017F;t in der Operette<lb/>
Klari&#x017F;&#x017F;a &#x017F;chon eine Stelle vor, wo ein Bauer den<lb/>
jungen Edelmann, der ihm &#x017F;ein Gu&#x0364;tchen abkau¬<lb/>
fen will, von &#x017F;einem Vor&#x017F;atz abra&#x0364;th &#x2014; und am<lb/>
Ende eine &#x017F;ehr ausdrucksvolle Arie &#x017F;ingt, wie der<lb/>
Landmann gerade im be&#x017F;ten Arbeiten begriffen<lb/>
i&#x017F;t, und auf einmal &#x017F;teigt ein Gewitter auf<lb/><lg><l>Die Blitze &#x017F;chießen</l><lb/><l>Die Donner rollen</l><lb/><l>Und der Landmann geht <hi rendition="#fr">verdrießlich</hi></l><lb/><l><hi rendition="#fr">Verdrießlich</hi> zu Hau&#x017F;e. &#x2014;</l></lg><lb/>
das <hi rendition="#fr">verdrießlich</hi> insbe&#x017F;ondere war durch die<lb/>
Mu&#x017F;ik &#x017F;o ausgedruckt, daß die ganze Zauberei<lb/>
der Phanta&#x017F;ie &#x017F;chon durch dieß einzige Wort ha&#x0364;tte<lb/>
zer&#x017F;to&#x0364;rt werden ko&#x0364;nnen &#x2014; welches gleich&#x017F;am<lb/></p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[170/0180] zuweilen einigen Unterricht gegeben hatte — die¬ ſem ſagte er ſeinen Entſchluß ein Bauer zu wer¬ den, worauf ihm dann derſelbe eine detaillierte Schilderung von den eigentlichen Arbeiten eines Bauerknechtes machte, die Reiſern ſeine ſchoͤnen Traͤume wohl haͤtten verderben koͤnnen, wenn ſeine Phantaſie nicht zu ſtark dagegen angewuͤrkt und nur immer die angenehmen Bilder mit Ge¬ walt neben einander geſtellt haͤtte. — Sonſt koͤmmt auch ſelbſt in der Operette Klariſſa ſchon eine Stelle vor, wo ein Bauer den jungen Edelmann, der ihm ſein Guͤtchen abkau¬ fen will, von ſeinem Vorſatz abraͤth — und am Ende eine ſehr ausdrucksvolle Arie ſingt, wie der Landmann gerade im beſten Arbeiten begriffen iſt, und auf einmal ſteigt ein Gewitter auf Die Blitze ſchießen Die Donner rollen Und der Landmann geht verdrießlich Verdrießlich zu Hauſe. — das verdrießlich insbeſondere war durch die Muſik ſo ausgedruckt, daß die ganze Zauberei der Phantaſie ſchon durch dieß einzige Wort haͤtte zerſtoͤrt werden koͤnnen — welches gleichſam

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/180
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/180>, abgerufen am 03.05.2024.