klein sie seyn mochten, damals für ihn uner¬ schwinglich waren.
Er suchte diese Schuld zum Theil durch den Verkauf seiner angeschaften Schulbücher zu til¬ gen, die ihm der Antiquarius für ein Spottgeld abnahm -- und ihm dafür aufs neue Bücher zum Lesen lieh, bis er wieder in neue Schulden ge¬ rieth, und denn wieder ängstlich auf ertilgung derselben denken mußte.
Das Lesen war ihm nun einmal so zum Be¬ dürfniß geworden, wie es den Morgenländern das Opium seyn mag, wodurch sie ihre Sinne in eine angenehme Beläubung bringen -- Wenn es ihm an einen Buche fehlte, so hätte er seinen Rock gegen den Kittel einea Bettlers vertauscht, um nur eins zu bekommen -- Diese Begierde wußte der Antiquarius wohl zu nutzen, der ihm nach und nach, alle seine Bücher ablockte, und sie oft in seiner Gegenwart sechsmal so theuer wieder verkaufte, als er sie ihm abgekauft hatte.
Es war unter diesen Umständen keinem zu verdenken, der Reisern für einen lüderlichen aus der Art geschlagnen jungen Menschen hielt, wel¬ cher seine Schulbücher verkaufte, statt seine
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klein ſie ſeyn mochten, damals fuͤr ihn uner¬ ſchwinglich waren.
Er ſuchte dieſe Schuld zum Theil durch den Verkauf ſeiner angeſchaften Schulbuͤcher zu til¬ gen, die ihm der Antiquarius fuͤr ein Spottgeld abnahm — und ihm dafuͤr aufs neue Buͤcher zum Leſen lieh, bis er wieder in neue Schulden ge¬ rieth, und denn wieder aͤngſtlich auf ertilgung derſelben denken mußte.
Das Leſen war ihm nun einmal ſo zum Be¬ duͤrfniß geworden, wie es den Morgenlaͤndern das Opium ſeyn mag, wodurch ſie ihre Sinne in eine angenehme Belaͤubung bringen — Wenn es ihm an einen Buche fehlte, ſo haͤtte er ſeinen Rock gegen den Kittel einea Bettlers vertauſcht, um nur eins zu bekommen — Dieſe Begierde wußte der Antiquarius wohl zu nutzen, der ihm nach und nach, alle ſeine Buͤcher ablockte, und ſie oft in ſeiner Gegenwart ſechsmal ſo theuer wieder verkaufte, als er ſie ihm abgekauft hatte.
Es war unter dieſen Umſtaͤnden keinem zu verdenken, der Reiſern fuͤr einen luͤderlichen aus der Art geſchlagnen jungen Menſchen hielt, wel¬ cher ſeine Schulbuͤcher verkaufte, ſtatt ſeine
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klein ſie ſeyn mochten, damals fuͤr ihn uner¬
ſchwinglich waren.
Er ſuchte dieſe Schuld zum Theil durch den
Verkauf ſeiner angeſchaften Schulbuͤcher zu til¬
gen, die ihm der Antiquarius fuͤr ein Spottgeld
abnahm — und ihm dafuͤr aufs neue Buͤcher zum
Leſen lieh, bis er wieder in neue Schulden ge¬
rieth, und denn wieder aͤngſtlich auf ertilgung
derſelben denken mußte.
Das Leſen war ihm nun einmal ſo zum Be¬
duͤrfniß geworden, wie es den Morgenlaͤndern
das Opium ſeyn mag, wodurch ſie ihre Sinne
in eine angenehme Belaͤubung bringen — Wenn
es ihm an einen Buche fehlte, ſo haͤtte er ſeinen
Rock gegen den Kittel einea Bettlers vertauſcht,
um nur eins zu bekommen — Dieſe Begierde
wußte der Antiquarius wohl zu nutzen, der ihm
nach und nach, alle ſeine Buͤcher ablockte, und
ſie oft in ſeiner Gegenwart ſechsmal ſo theuer
wieder verkaufte, als er ſie ihm abgekauft hatte.
Es war unter dieſen Umſtaͤnden keinem zu
verdenken, der Reiſern fuͤr einen luͤderlichen aus
der Art geſchlagnen jungen Menſchen hielt, wel¬
cher ſeine Schulbuͤcher verkaufte, ſtatt ſeine
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/141>, abgerufen am 16.07.2024.
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