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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.

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Hiedurch gieng freilich viel Zeit verlohren --
Indes waren dieß alles doch so viele glänzende
Ziele für einen ehrgeizigen Jüngling, welche
ihm den Reiz der Schuljahre immer wieder auf¬
frischten, so bald er verlöschen wollte.

Etwa einmal einer der Anführer bei dem Zuge
der mit Fackeln zu seyn, oder die lateinische Rede
bei Ueberreichung des Geschenks zu halten, oder
eine Hauptrolle in einem der aufgeführten Stücke
zu bekommen, oder gar eine Rede an des Königs
oder der Königin Geburtstage zu halten, das
waren die Wünsche und Außichten eines Primaners
des Lyceums in H. . . -- Hiezu kam nun noch
der elegante Hö[ - 1 Zeichen fehlt]saal der ersten Klasse, mit dem
zierlichgebauten doppelten Katheder von schönge¬
bohnten Nußbaumholz, und vor den Fenstern
die grünen Vorhänge, welches alles sich verei¬
nigte, um Reisers Phantasie aufs neue mit rei¬
zenden Bilden von seinem künftigen Zustande an¬
zufüllen, und seine Erwartung von dem, was
nun mit ihm vorgehen würde, bis auf den höch¬
sten Grad zu spannen. Sogleich nach seinem
ersten Schuljahre ein Primaner zu werden, das

Hiedurch gieng freilich viel Zeit verlohren —
Indes waren dieß alles doch ſo viele glaͤnzende
Ziele fuͤr einen ehrgeizigen Juͤngling, welche
ihm den Reiz der Schuljahre immer wieder auf¬
friſchten, ſo bald er verloͤſchen wollte.

Etwa einmal einer der Anfuͤhrer bei dem Zuge
der mit Fackeln zu ſeyn, oder die lateiniſche Rede
bei Ueberreichung des Geſchenks zu halten, oder
eine Hauptrolle in einem der aufgefuͤhrten Stuͤcke
zu bekommen, oder gar eine Rede an des Koͤnigs
oder der Koͤnigin Geburtstage zu halten, das
waren die Wuͤnſche und Außichten eines Primaners
des Lyceums in H. . . — Hiezu kam nun noch
der elegante Hoͤ[ – 1 Zeichen fehlt]ſaal der erſten Klaſſe, mit dem
zierlichgebauten doppelten Katheder von ſchoͤnge¬
bohnten Nußbaumholz, und vor den Fenſtern
die gruͤnen Vorhaͤnge, welches alles ſich verei¬
nigte, um Reiſers Phantaſie aufs neue mit rei¬
zenden Bilden von ſeinem kuͤnftigen Zuſtande an¬
zufuͤllen, und ſeine Erwartung von dem, was
nun mit ihm vorgehen wuͤrde, bis auf den hoͤch¬
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[102/0112] Hiedurch gieng freilich viel Zeit verlohren — Indes waren dieß alles doch ſo viele glaͤnzende Ziele fuͤr einen ehrgeizigen Juͤngling, welche ihm den Reiz der Schuljahre immer wieder auf¬ friſchten, ſo bald er verloͤſchen wollte. Etwa einmal einer der Anfuͤhrer bei dem Zuge der mit Fackeln zu ſeyn, oder die lateiniſche Rede bei Ueberreichung des Geſchenks zu halten, oder eine Hauptrolle in einem der aufgefuͤhrten Stuͤcke zu bekommen, oder gar eine Rede an des Koͤnigs oder der Koͤnigin Geburtstage zu halten, das waren die Wuͤnſche und Außichten eines Primaners des Lyceums in H. . . — Hiezu kam nun noch der elegante Hoͤ_ſaal der erſten Klaſſe, mit dem zierlichgebauten doppelten Katheder von ſchoͤnge¬ bohnten Nußbaumholz, und vor den Fenſtern die gruͤnen Vorhaͤnge, welches alles ſich verei¬ nigte, um Reiſers Phantaſie aufs neue mit rei¬ zenden Bilden von ſeinem kuͤnftigen Zuſtande an¬ zufuͤllen, und ſeine Erwartung von dem, was nun mit ihm vorgehen wuͤrde, bis auf den hoͤch¬ ſten Grad zu ſpannen. Sogleich nach ſeinem erſten Schuljahre ein Primaner zu werden, das

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/112>, abgerufen am 24.11.2024.