Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.eine Art von bitterer Verachtung gegen sich selbst, Dieß erweckte erst das Gelächter und nach¬ Er ward mit an den Tisch gezogen, und ihm B 5
eine Art von bitterer Verachtung gegen ſich ſelbſt, Dieß erweckte erſt das Gelaͤchter und nach¬ Er ward mit an den Tiſch gezogen, und ihm B 5
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0035" n="25"/> eine Art von bitterer Verachtung gegen ſich ſelbſt,<lb/> die ſich aber ploͤtzlich in eine unausſprechliche<lb/> Wehmuth verwandelte, da er zufaͤlliger Weiſe<lb/> die Lieder der Madam Guion aufſchlug, und<lb/> eins fand, das gerade auf ſeinen Zuſtand zu<lb/> paſſen ſchien. — Eine ſolche Vernichtung, wie<lb/> er in dieſem Augenblick fuͤhlte, mußte nach dem<lb/> Liede der Mad. Guion vorhergehen, um ſich in<lb/> dem Abgrunde der ewigen Liebe, wie ein Tro¬<lb/> pfen im Ocean, zu verlieren. — — Allein, da<lb/> nun der Hunger anfing, ihm unausſtehlich zu<lb/> werden, ſo wollten auch die Troͤſtungen der<lb/> Madam Guion nichts mehr helfen, und er wagte<lb/> es, hinunter zu gehen, wo ſeine Eltern in großer<lb/> Geſellſchaft ſchmauſeten, oͤfnete ein klein wenig<lb/> die Thuͤre, und bat ſeine Mutter um den Schluͤſ¬<lb/> ſel zum Speiſeſchranke, und um die Erlaubniß,<lb/> ſich ein wenig Brod nehmen zu duͤrfen, weil<lb/> ihn ſehr hungere.</p><lb/> <p>Dieß erweckte erſt das Gelaͤchter und nach¬<lb/> her das Mitleid der Geſellſchaft, nebſt einigen<lb/> Unwillen gegen ſeine Eltern.</p><lb/> <p>Er ward mit an den Tiſch gezogen, und ihm<lb/> von dem Beſten vorgelegt, welches ihm denn<lb/> <fw place="bottom" type="sig">B 5<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [25/0035]
eine Art von bitterer Verachtung gegen ſich ſelbſt,
die ſich aber ploͤtzlich in eine unausſprechliche
Wehmuth verwandelte, da er zufaͤlliger Weiſe
die Lieder der Madam Guion aufſchlug, und
eins fand, das gerade auf ſeinen Zuſtand zu
paſſen ſchien. — Eine ſolche Vernichtung, wie
er in dieſem Augenblick fuͤhlte, mußte nach dem
Liede der Mad. Guion vorhergehen, um ſich in
dem Abgrunde der ewigen Liebe, wie ein Tro¬
pfen im Ocean, zu verlieren. — — Allein, da
nun der Hunger anfing, ihm unausſtehlich zu
werden, ſo wollten auch die Troͤſtungen der
Madam Guion nichts mehr helfen, und er wagte
es, hinunter zu gehen, wo ſeine Eltern in großer
Geſellſchaft ſchmauſeten, oͤfnete ein klein wenig
die Thuͤre, und bat ſeine Mutter um den Schluͤſ¬
ſel zum Speiſeſchranke, und um die Erlaubniß,
ſich ein wenig Brod nehmen zu duͤrfen, weil
ihn ſehr hungere.
Dieß erweckte erſt das Gelaͤchter und nach¬
her das Mitleid der Geſellſchaft, nebſt einigen
Unwillen gegen ſeine Eltern.
Er ward mit an den Tiſch gezogen, und ihm
von dem Beſten vorgelegt, welches ihm denn
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