Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.So ging er fast immer traurig und einsam So hatte er keinen, zu dem er sich gesellen Im achten Jahre fing denn doch sein Vater In dem ersten mußte Anton größtentheils Allein sobald er merkte, daß wirklich ver¬ So ging er faſt immer traurig und einſam So hatte er keinen, zu dem er ſich geſellen Im achten Jahre fing denn doch ſein Vater In dem erſten mußte Anton groͤßtentheils Allein ſobald er merkte, daß wirklich ver¬ <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0023" n="13"/> <p>So ging er faſt immer traurig und einſam<lb/> umher, weil die meiſten Knaben in der Nach¬<lb/> barſchaft ordentlicher, reinlicher, und beſſer, wie<lb/> er, gekleidet waren, und nicht mit ihm umgehen<lb/> wollten, und die es nicht waren, mit denen<lb/> mochte er wieder, wegen ihrer Liederlichkeit,<lb/> und auch vielleicht aus einem gewiſſen Stolz,<lb/> keinen Umgang haben.</p><lb/> <p>So hatte er keinen, zu dem er ſich geſellen<lb/> konnte, keinen Geſpielen ſeiner Kindheit, keinen<lb/> Freund unter Großen noch Kleinen.</p><lb/> <p>Im achten Jahre fing denn doch ſein Vater<lb/> an, ihn ſelber etwas leſen zu lehren, und kaufte<lb/> ihm zu dem Ende zwei kleine Buͤcher, wovon<lb/> das eine eine Anweiſung zum Buchſtabiren, und<lb/> das andre eine Abhandlung gegen das Buchſta¬<lb/> biren enthielt.</p><lb/> <p>In dem erſten mußte Anton groͤßtentheils<lb/> ſchwere bibliſche Namen, als: Nebukadnezar,<lb/> Abednego, u. ſ. w., bei denen er auch keinen<lb/> Schatten einer Vorſtellung haben konnte, buch¬<lb/> ſtabiren. Dieß ging daher etwas langſam.</p><lb/> <p>Allein ſobald er merkte, daß wirklich ver¬<lb/> nuͤnftige Ideen durch die zuſammengeſetzten<lb/></p> </body> </text> </TEI> [13/0023]
So ging er faſt immer traurig und einſam
umher, weil die meiſten Knaben in der Nach¬
barſchaft ordentlicher, reinlicher, und beſſer, wie
er, gekleidet waren, und nicht mit ihm umgehen
wollten, und die es nicht waren, mit denen
mochte er wieder, wegen ihrer Liederlichkeit,
und auch vielleicht aus einem gewiſſen Stolz,
keinen Umgang haben.
So hatte er keinen, zu dem er ſich geſellen
konnte, keinen Geſpielen ſeiner Kindheit, keinen
Freund unter Großen noch Kleinen.
Im achten Jahre fing denn doch ſein Vater
an, ihn ſelber etwas leſen zu lehren, und kaufte
ihm zu dem Ende zwei kleine Buͤcher, wovon
das eine eine Anweiſung zum Buchſtabiren, und
das andre eine Abhandlung gegen das Buchſta¬
biren enthielt.
In dem erſten mußte Anton groͤßtentheils
ſchwere bibliſche Namen, als: Nebukadnezar,
Abednego, u. ſ. w., bei denen er auch keinen
Schatten einer Vorſtellung haben konnte, buch¬
ſtabiren. Dieß ging daher etwas langſam.
Allein ſobald er merkte, daß wirklich ver¬
nuͤnftige Ideen durch die zuſammengeſetzten
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