Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.der Kirche, wo die Orgel war, und die Schüler Stundenlang konnte er diese Gallerie be¬ doch K 3
der Kirche, wo die Orgel war, und die Schuͤler Stundenlang konnte er dieſe Gallerie be¬ doch K 3
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0159" n="149"/> der Kirche, wo die Orgel war, und die Schuͤler<lb/> ſangen, ſchien ihm immer etwas fuͤr ihn uner¬<lb/> reichbares zu ſeyn; ſehnſuchtsvoll blickte er<lb/> oft dahin auf, und wuͤnſchte ſich keine groͤßere<lb/> Gluͤckſeligkeit, als nur einmal den wunderba¬<lb/> ren Bau der Orgel, und was ſonſt da war, in<lb/> der Naͤhe betrachten zu koͤnnen, da er diß alles<lb/> jetzt nur in der Ferne anſtaunen durfte. — Dieſe<lb/> Phantaſie war mit einer andern verwandt, die<lb/> er noch aus H. . . mitgebracht hatte — ſchon<lb/> dort war ein gewiſſer Thurm fuͤr ihn immer ein<lb/> aͤußerſt reizender Gegenſtand geweſen; er be¬<lb/> trachtete ihn mit Entzuͤcken und beneidete oft die<lb/> Stadtmuſikanten, die oben auf der Gallerie<lb/> ſtanden, um des Morgens und Abends hinun¬<lb/> ter zu blaſen.</p><lb/> <p>Stundenlang konnte er dieſe Gallerie be¬<lb/> trachten, die ihm von unten ſo klein ſchien, daß<lb/> ſie ihm nicht bis an die Knie reichen wuͤrde, und<lb/> uͤber welche doch kaum die Koͤpfe der blaſenden<lb/> Stadtmuſikanten hervorragten; und vollends<lb/> das Zifferblatt, welches nach der Verſicherung<lb/> verſchiedner Leute, die oben geweſen waren, ſo<lb/> groß ſeyn ſollte, wie ein Wagenrad, und ihm<lb/> <fw place="bottom" type="sig">K 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">doch<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [149/0159]
der Kirche, wo die Orgel war, und die Schuͤler
ſangen, ſchien ihm immer etwas fuͤr ihn uner¬
reichbares zu ſeyn; ſehnſuchtsvoll blickte er
oft dahin auf, und wuͤnſchte ſich keine groͤßere
Gluͤckſeligkeit, als nur einmal den wunderba¬
ren Bau der Orgel, und was ſonſt da war, in
der Naͤhe betrachten zu koͤnnen, da er diß alles
jetzt nur in der Ferne anſtaunen durfte. — Dieſe
Phantaſie war mit einer andern verwandt, die
er noch aus H. . . mitgebracht hatte — ſchon
dort war ein gewiſſer Thurm fuͤr ihn immer ein
aͤußerſt reizender Gegenſtand geweſen; er be¬
trachtete ihn mit Entzuͤcken und beneidete oft die
Stadtmuſikanten, die oben auf der Gallerie
ſtanden, um des Morgens und Abends hinun¬
ter zu blaſen.
Stundenlang konnte er dieſe Gallerie be¬
trachten, die ihm von unten ſo klein ſchien, daß
ſie ihm nicht bis an die Knie reichen wuͤrde, und
uͤber welche doch kaum die Koͤpfe der blaſenden
Stadtmuſikanten hervorragten; und vollends
das Zifferblatt, welches nach der Verſicherung
verſchiedner Leute, die oben geweſen waren, ſo
groß ſeyn ſollte, wie ein Wagenrad, und ihm
doch
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