Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.worden, so daß sich in seine angenehmen Hoff¬ Er suchte sich nun an allen Gegenden der Stadt, Er hörte von dem Pastor P. . . noch ver¬ Ganz außerordentlich rührte ihn in einer und K 2
worden, ſo daß ſich in ſeine angenehmen Hoff¬ Er ſuchte ſich nun an allen Gegenden der Stadt, Er hoͤrte von dem Paſtor P. . . noch ver¬ Ganz außerordentlich ruͤhrte ihn in einer und K 2
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0157" n="147"/> worden, ſo daß ſich in ſeine angenehmen Hoff¬<lb/> nungen oft eine Wehmuth miſchte, die ihn in<lb/> eine ſanfte Melancholie verſetzte. — Oft ſtand<lb/> er einſam an der Oder, und ſahe irgend einem<lb/> vorbeifahrenden kleinem Kahne nach, ſo weit<lb/> er ihn mit den Augen verfolgen konnte — dann<lb/> war es ihm oft ploͤtzlich, als habe er einen Blick<lb/> in die dunkle Zukunft gethan, aber wenn er<lb/> eben das angenehme Blendwerk feſt zu halten<lb/> glaubte, ſo war es auf einmal verſchwunden.</p><lb/> <p>Er ſuchte ſich nun an allen Gegenden der Stadt,<lb/> die er bisher auf ſeinen Spaziergaͤngen des<lb/> Sonntags beſucht hatte, gleichſam noch einmal<lb/> zu letzen, und nahm von einer nach der andern<lb/> wehmuͤthig Abſchied, ſo wie er ſie nie wieder zu<lb/> ſehen hoffte.</p><lb/> <p>Er hoͤrte von dem Paſtor P. . . noch ver¬<lb/> ſchiedne Predigten, worinn manche einzelne<lb/> Stellen nie aus ſeinem Gedaͤchtniß gekommen<lb/> ſind. —</p><lb/> <p>Ganz außerordentlich ruͤhrte ihn in einer<lb/> Predigt vom Leiden Jeſu, der immerſteigende<lb/> Affekt, womit der Paſtor P. . . die Worte ſagte:<lb/> mitleidsvoll ſieht er auf ſeine Moͤrder herab,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">K 2<lb/></fw> <fw place="bottom" type="catch">und<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [147/0157]
worden, ſo daß ſich in ſeine angenehmen Hoff¬
nungen oft eine Wehmuth miſchte, die ihn in
eine ſanfte Melancholie verſetzte. — Oft ſtand
er einſam an der Oder, und ſahe irgend einem
vorbeifahrenden kleinem Kahne nach, ſo weit
er ihn mit den Augen verfolgen konnte — dann
war es ihm oft ploͤtzlich, als habe er einen Blick
in die dunkle Zukunft gethan, aber wenn er
eben das angenehme Blendwerk feſt zu halten
glaubte, ſo war es auf einmal verſchwunden.
Er ſuchte ſich nun an allen Gegenden der Stadt,
die er bisher auf ſeinen Spaziergaͤngen des
Sonntags beſucht hatte, gleichſam noch einmal
zu letzen, und nahm von einer nach der andern
wehmuͤthig Abſchied, ſo wie er ſie nie wieder zu
ſehen hoffte.
Er hoͤrte von dem Paſtor P. . . noch ver¬
ſchiedne Predigten, worinn manche einzelne
Stellen nie aus ſeinem Gedaͤchtniß gekommen
ſind. —
Ganz außerordentlich ruͤhrte ihn in einer
Predigt vom Leiden Jeſu, der immerſteigende
Affekt, womit der Paſtor P. . . die Worte ſagte:
mitleidsvoll ſieht er auf ſeine Moͤrder herab,
und
K 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |