oder zu gehen schien, in ihr Nichts (wie es die Mad. Guion nennt) wieder einzugehen, alle Leidenschaften zu ertödten, und alle Eigenheit auszurotten.
Alle diese Personen mußten sich täglich ein¬ mal in einem großen Zimmer des Hauses zu einer Art von Gottesdienst versammlen, den der Herr v. F. selbst eingerichtet hatte, und welcher darinn bestand, daß sie sich alle um einen Tisch setzten, und mit zugeschloßnen Augen, den Kopf auf den Tisch gelegt, eine halbe Stunde war¬ teten, ob sie etwa die Stimme Gottes oder das innre Wort, in sich vernehmen würden. Wer dann etwas vernahm, der machte es den übri¬ gen bekannt.
Der Herr v. F. bestimmte auch die Lektüre seiner Leute, und wer von den Knechten oder Mägden eine müssige Viertelstunde hatte, den sahe man nicht anders, als mit einer von der Mad. Guion Schriften, vom innern Gebet, oder dergleichen, in der Hand, in einer nach¬ denkenden Stellung sitzen und lesen.
Alles, bis auf die kleinsten häuslichen Be¬ schäftigungen, hatte in diesem Hause ein ernstes,
oder zu gehen ſchien, in ihr Nichts (wie es die Mad. Guion nennt) wieder einzugehen, alle Leidenſchaften zu ertoͤdten, und alle Eigenheit auszurotten.
Alle dieſe Perſonen mußten ſich taͤglich ein¬ mal in einem großen Zimmer des Hauſes zu einer Art von Gottesdienſt verſammlen, den der Herr v. F. ſelbſt eingerichtet hatte, und welcher darinn beſtand, daß ſie ſich alle um einen Tiſch ſetzten, und mit zugeſchloßnen Augen, den Kopf auf den Tiſch gelegt, eine halbe Stunde war¬ teten, ob ſie etwa die Stimme Gottes oder das innre Wort, in ſich vernehmen wuͤrden. Wer dann etwas vernahm, der machte es den uͤbri¬ gen bekannt.
Der Herr v. F. beſtimmte auch die Lektuͤre ſeiner Leute, und wer von den Knechten oder Maͤgden eine muͤſſige Viertelſtunde hatte, den ſahe man nicht anders, als mit einer von der Mad. Guion Schriften, vom innern Gebet, oder dergleichen, in der Hand, in einer nach¬ denkenden Stellung ſitzen und leſen.
Alles, bis auf die kleinſten haͤuslichen Be¬ ſchaͤftigungen, hatte in dieſem Hauſe ein ernſtes,
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[2/0012]
oder zu gehen ſchien, in ihr Nichts (wie es die
Mad. Guion nennt) wieder einzugehen, alle
Leidenſchaften zu ertoͤdten, und alle Eigenheit
auszurotten.
Alle dieſe Perſonen mußten ſich taͤglich ein¬
mal in einem großen Zimmer des Hauſes zu
einer Art von Gottesdienſt verſammlen, den der
Herr v. F. ſelbſt eingerichtet hatte, und welcher
darinn beſtand, daß ſie ſich alle um einen Tiſch
ſetzten, und mit zugeſchloßnen Augen, den Kopf
auf den Tiſch gelegt, eine halbe Stunde war¬
teten, ob ſie etwa die Stimme Gottes oder das
innre Wort, in ſich vernehmen wuͤrden. Wer
dann etwas vernahm, der machte es den uͤbri¬
gen bekannt.
Der Herr v. F. beſtimmte auch die Lektuͤre
ſeiner Leute, und wer von den Knechten oder
Maͤgden eine muͤſſige Viertelſtunde hatte, den
ſahe man nicht anders, als mit einer von der
Mad. Guion Schriften, vom innern Gebet,
oder dergleichen, in der Hand, in einer nach¬
denkenden Stellung ſitzen und leſen.
Alles, bis auf die kleinſten haͤuslichen Be¬
ſchaͤftigungen, hatte in dieſem Hauſe ein ernſtes,
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785/12>, abgerufen am 27.07.2024.
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