Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.gen und hatte Visionen, die ihm oft Furcht und gen und hatte Viſionen, die ihm oft Furcht und <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0104" n="94"/> gen und hatte Viſionen, die ihm oft Furcht und<lb/> Grauen erweckten. Eine alte Frau, die zur Mie¬<lb/> the im Hauſe gewohnt hatte, ſtarb, und erſchien<lb/> ihm bei naͤchtlicher Weile im Traume, daß er oft<lb/> mit Schaudern und Entſetzen erwachte, und weil<lb/> er dann wachend noch forttraͤumte, auch ihren<lb/> Schatten in irgend einer Ecke ſeiner Kammer<lb/> noch zu ſehen glaubte. Anton mußte ihm von<lb/> nun an zur Geſellſchaft ſeyn, und in einem Bette<lb/> neben ihm ſchlafen. Dadurch wurde er ihm gewiſ¬<lb/> ſermaßen zum Beduͤrfniß, und er wurde etwas<lb/> guͤtiger gegen ihn geſinnt. — Er ließ ſich oft mit<lb/> ihm in Unterredungen ein, fragte ihn, wie er in<lb/> ſeinem Herzen mit Gott ſtehe, und lehrte ihn, daß<lb/> er ſich Gott nur ganz hingeben ſolle; wenn er<lb/> dann zu dem Gluͤck der Kinder Gottes auser¬<lb/> waͤhlt waͤre, ſo wuͤrde Gott ſelbſt das Werk der<lb/> Bekehrung in ihm anfangen und vollenden, u.<lb/> ſ. w. — Des Abends mußte Anton, ehe er zu<lb/> Bette ging, fuͤr ſich ſtehend, leiſe beten, und<lb/> das Gebet durfte auch nicht allzu kurz ſeyn —<lb/> ſonſt fragte L. . . wohl, ob er denn ſchon fertig<lb/> ſey, und Gott nichts mehr zu ſagen habe? —<lb/> Dies war fuͤr Anton eine neue Veranlaſſung zur<lb/></p> </body> </text> </TEI> [94/0104]
gen und hatte Viſionen, die ihm oft Furcht und
Grauen erweckten. Eine alte Frau, die zur Mie¬
the im Hauſe gewohnt hatte, ſtarb, und erſchien
ihm bei naͤchtlicher Weile im Traume, daß er oft
mit Schaudern und Entſetzen erwachte, und weil
er dann wachend noch forttraͤumte, auch ihren
Schatten in irgend einer Ecke ſeiner Kammer
noch zu ſehen glaubte. Anton mußte ihm von
nun an zur Geſellſchaft ſeyn, und in einem Bette
neben ihm ſchlafen. Dadurch wurde er ihm gewiſ¬
ſermaßen zum Beduͤrfniß, und er wurde etwas
guͤtiger gegen ihn geſinnt. — Er ließ ſich oft mit
ihm in Unterredungen ein, fragte ihn, wie er in
ſeinem Herzen mit Gott ſtehe, und lehrte ihn, daß
er ſich Gott nur ganz hingeben ſolle; wenn er
dann zu dem Gluͤck der Kinder Gottes auser¬
waͤhlt waͤre, ſo wuͤrde Gott ſelbſt das Werk der
Bekehrung in ihm anfangen und vollenden, u.
ſ. w. — Des Abends mußte Anton, ehe er zu
Bette ging, fuͤr ſich ſtehend, leiſe beten, und
das Gebet durfte auch nicht allzu kurz ſeyn —
ſonſt fragte L. . . wohl, ob er denn ſchon fertig
ſey, und Gott nichts mehr zu ſagen habe? —
Dies war fuͤr Anton eine neue Veranlaſſung zur
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