Hier war es auch, wo Kottus, Gyges, und Briareus in den Tiefen des Oceans ihre Behau- sung hatten, und den Eingang zu dem Kerker der Titanen bewachten.
Mnemosyne.
Auch diese schöne Bildung der Phantasie ge- hört zu den alten Gottheiten; denn sie ist eine Tochter des Himmels und der Erde. Ihr schö- ner Nahme bezeichnet das Denkende, sich Zurück- erinnernde, welches in ihr aus der Vermählung des Himmels mit der Erde entstand. -- Sie blieb jungfräulich unter den Titanen, bis Jupiter sich mit ihr vermählte, und die Musen mit ihr er- zeugte, die den Schatz des Wissens unter sich theilten, den ihre erhabene Mutter vereint besaß.
Themis.
Auch diese war eine Tochter des Himmels und der Erde, welche Prometheus bei dem tragischen Dichter, der ihn leidend darstellt, seine Mutter nennt, die ihm, wie auch die Erde, als eine Ge- stalt unter vielen Nahmen, die Zukunft weis- sagte.
Wir haben schon bemerkt, daß die alten Göt- ter noch durch Rath und Weißagung Einfluß hat-
Hier war es auch, wo Kottus, Gyges, und Briareus in den Tiefen des Oceans ihre Behau- ſung hatten, und den Eingang zu dem Kerker der Titanen bewachten.
Mnemoſyne.
Auch dieſe ſchoͤne Bildung der Phantaſie ge- hoͤrt zu den alten Gottheiten; denn ſie iſt eine Tochter des Himmels und der Erde. Ihr ſchoͤ- ner Nahme bezeichnet das Denkende, ſich Zuruͤck- erinnernde, welches in ihr aus der Vermaͤhlung des Himmels mit der Erde entſtand. — Sie blieb jungfraͤulich unter den Titanen, bis Jupiter ſich mit ihr vermaͤhlte, und die Muſen mit ihr er- zeugte, die den Schatz des Wiſſens unter ſich theilten, den ihre erhabene Mutter vereint beſaß.
Themis.
Auch dieſe war eine Tochter des Himmels und der Erde, welche Prometheus bei dem tragiſchen Dichter, der ihn leidend darſtellt, ſeine Mutter nennt, die ihm, wie auch die Erde, als eine Ge- ſtalt unter vielen Nahmen, die Zukunft weis- ſagte.
Wir haben ſchon bemerkt, daß die alten Goͤt- ter noch durch Rath und Weißagung Einfluß hat-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0092"n="66"/><p>Hier war es auch, wo Kottus, Gyges, und<lb/>
Briareus in den Tiefen des Oceans ihre Behau-<lb/>ſung hatten, und den Eingang zu dem Kerker der<lb/>
Titanen bewachten.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Mnemoſyne</hi>.</hi></head><lb/><p>Auch dieſe ſchoͤne Bildung der Phantaſie ge-<lb/>
hoͤrt zu den alten Gottheiten; denn ſie iſt eine<lb/>
Tochter des Himmels und der Erde. Ihr ſchoͤ-<lb/>
ner Nahme bezeichnet das <hirendition="#fr">Denkende,</hi>ſich <hirendition="#fr">Zuruͤck-<lb/>
erinnernde,</hi> welches in ihr aus der Vermaͤhlung<lb/>
des Himmels mit der Erde entſtand. — Sie blieb<lb/>
jungfraͤulich unter den Titanen, bis Jupiter ſich<lb/>
mit ihr vermaͤhlte, und die <hirendition="#fr">Muſen</hi> mit ihr er-<lb/>
zeugte, die den Schatz des Wiſſens unter ſich<lb/>
theilten, den ihre erhabene Mutter vereint beſaß.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Themis</hi>.</hi></head><lb/><p>Auch dieſe war eine Tochter des Himmels und<lb/>
der Erde, welche Prometheus bei dem tragiſchen<lb/>
Dichter, der ihn leidend darſtellt, ſeine <hirendition="#fr">Mutter</hi><lb/>
nennt, die ihm, wie auch die Erde, als <hirendition="#fr">eine</hi> Ge-<lb/>ſtalt unter vielen Nahmen, die Zukunft weis-<lb/>ſagte.</p><lb/><p>Wir haben ſchon bemerkt, daß die alten Goͤt-<lb/>
ter noch durch Rath und Weißagung Einfluß hat-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[66/0092]
Hier war es auch, wo Kottus, Gyges, und
Briareus in den Tiefen des Oceans ihre Behau-
ſung hatten, und den Eingang zu dem Kerker der
Titanen bewachten.
Mnemoſyne.
Auch dieſe ſchoͤne Bildung der Phantaſie ge-
hoͤrt zu den alten Gottheiten; denn ſie iſt eine
Tochter des Himmels und der Erde. Ihr ſchoͤ-
ner Nahme bezeichnet das Denkende, ſich Zuruͤck-
erinnernde, welches in ihr aus der Vermaͤhlung
des Himmels mit der Erde entſtand. — Sie blieb
jungfraͤulich unter den Titanen, bis Jupiter ſich
mit ihr vermaͤhlte, und die Muſen mit ihr er-
zeugte, die den Schatz des Wiſſens unter ſich
theilten, den ihre erhabene Mutter vereint beſaß.
Themis.
Auch dieſe war eine Tochter des Himmels und
der Erde, welche Prometheus bei dem tragiſchen
Dichter, der ihn leidend darſtellt, ſeine Mutter
nennt, die ihm, wie auch die Erde, als eine Ge-
ſtalt unter vielen Nahmen, die Zukunft weis-
ſagte.
Wir haben ſchon bemerkt, daß die alten Goͤt-
ter noch durch Rath und Weißagung Einfluß hat-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/92>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.