Hände, um sie auf die Titanen zu schleudern, welche in geschlossenen Phalangen in Schlachtord- nung standen. Als nun die Götter auf einander den ersten Angriff thaten, so wallte das Meer hoch auf, die Erde seufzte, der Himmel ächzte, und der hohe Olymp wurde vom Gipfel bis zur Wurzel erschüttert.
Die Blitze flogen schaarenweise aus Jupi- ters starker Hand, der Donner rollte, der Wald entzündete sich, das Meer siedete, und heißer Dampf und Nebel hüllte dieTitanen ein.
Kottus, Gyges, und Briareus standen voran im Göttertreffen, und mit jedem Wurf schleuderten sie dreihundert Felsenstücke auf die Häupter der Titanen herab. Da lenkte sich der Sieg auf die Seite des Donnerers. Die Tita- nen stürzten nieder, und wurden so weit in den Tartarus hinabgeschleudert, als hoch der Himmel über der Erde ist.
Nun theilten die drei siegreichen Söhne des Saturnus das alte Reich der Titanen unter sich; Jupiter beherrschte den Himmel, Neptun das Meer, und Pluto die Unterwelt. Die hundert- ärmigen Riesen aber bewachten den Eingang zu dem furchtbaren Kerker, der die Titanen ge- fangen hielt.
Jupiters Blitz beherrschte nun zwar die Göt- ter, allein sein Reich stand noch nicht fest. Die
Haͤnde, um ſie auf die Titanen zu ſchleudern, welche in geſchloſſenen Phalangen in Schlachtord- nung ſtanden. Als nun die Goͤtter auf einander den erſten Angriff thaten, ſo wallte das Meer hoch auf, die Erde ſeufzte, der Himmel aͤchzte, und der hohe Olymp wurde vom Gipfel bis zur Wurzel erſchuͤttert.
Die Blitze flogen ſchaarenweiſe aus Jupi- ters ſtarker Hand, der Donner rollte, der Wald entzuͤndete ſich, das Meer ſiedete, und heißer Dampf und Nebel huͤllte dieTitanen ein.
Kottus, Gyges, und Briareus ſtanden voran im Goͤttertreffen, und mit jedem Wurf ſchleuderten ſie dreihundert Felſenſtuͤcke auf die Haͤupter der Titanen herab. Da lenkte ſich der Sieg auf die Seite des Donnerers. Die Tita- nen ſtuͤrzten nieder, und wurden ſo weit in den Tartarus hinabgeſchleudert, als hoch der Himmel uͤber der Erde iſt.
Nun theilten die drei ſiegreichen Soͤhne des Saturnus das alte Reich der Titanen unter ſich; Jupiter beherrſchte den Himmel, Neptun das Meer, und Pluto die Unterwelt. Die hundert- aͤrmigen Rieſen aber bewachten den Eingang zu dem furchtbaren Kerker, der die Titanen ge- fangen hielt.
Jupiters Blitz beherrſchte nun zwar die Goͤt- ter, allein ſein Reich ſtand noch nicht feſt. Die
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0041"n="21"/>
Haͤnde, um ſie auf die <hirendition="#fr">Titanen</hi> zu ſchleudern,<lb/>
welche in geſchloſſenen Phalangen in Schlachtord-<lb/>
nung ſtanden. Als nun die Goͤtter auf einander<lb/>
den erſten Angriff thaten, ſo wallte das Meer<lb/>
hoch auf, die Erde ſeufzte, der Himmel aͤchzte,<lb/>
und der hohe Olymp wurde vom Gipfel bis zur<lb/>
Wurzel erſchuͤttert.</p><lb/><p>Die Blitze flogen ſchaarenweiſe aus <hirendition="#fr">Jupi-<lb/>
ters</hi>ſtarker Hand, der Donner rollte, der Wald<lb/>
entzuͤndete ſich, das Meer ſiedete, und heißer<lb/>
Dampf und Nebel huͤllte <choice><sic>dle</sic><corr>die</corr></choice><hirendition="#fr">Titanen</hi> ein.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Kottus, Gyges,</hi> und <hirendition="#fr">Briareus</hi>ſtanden<lb/>
voran im Goͤttertreffen, und mit jedem Wurf<lb/>ſchleuderten ſie dreihundert Felſenſtuͤcke auf die<lb/>
Haͤupter der <hirendition="#fr">Titanen</hi> herab. Da lenkte ſich der<lb/>
Sieg auf die Seite des Donnerers. Die <hirendition="#fr">Tita-<lb/>
nen</hi>ſtuͤrzten nieder, und wurden ſo weit in den<lb/>
Tartarus hinabgeſchleudert, als hoch der Himmel<lb/>
uͤber der Erde iſt.</p><lb/><p>Nun theilten die drei ſiegreichen Soͤhne des<lb/><hirendition="#fr">Saturnus</hi> das alte Reich der <hirendition="#fr">Titanen</hi> unter ſich;<lb/><hirendition="#fr">Jupiter</hi> beherrſchte den Himmel, <hirendition="#fr">Neptun</hi> das<lb/>
Meer, und <hirendition="#fr">Pluto</hi> die Unterwelt. Die hundert-<lb/>
aͤrmigen Rieſen aber bewachten den Eingang zu<lb/>
dem furchtbaren Kerker, der die <hirendition="#fr">Titanen</hi> ge-<lb/>
fangen hielt.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Jupiters</hi> Blitz beherrſchte nun zwar die Goͤt-<lb/>
ter, allein ſein Reich ſtand noch nicht feſt. Die<lb/></p></div></body></text></TEI>
[21/0041]
Haͤnde, um ſie auf die Titanen zu ſchleudern,
welche in geſchloſſenen Phalangen in Schlachtord-
nung ſtanden. Als nun die Goͤtter auf einander
den erſten Angriff thaten, ſo wallte das Meer
hoch auf, die Erde ſeufzte, der Himmel aͤchzte,
und der hohe Olymp wurde vom Gipfel bis zur
Wurzel erſchuͤttert.
Die Blitze flogen ſchaarenweiſe aus Jupi-
ters ſtarker Hand, der Donner rollte, der Wald
entzuͤndete ſich, das Meer ſiedete, und heißer
Dampf und Nebel huͤllte die Titanen ein.
Kottus, Gyges, und Briareus ſtanden
voran im Goͤttertreffen, und mit jedem Wurf
ſchleuderten ſie dreihundert Felſenſtuͤcke auf die
Haͤupter der Titanen herab. Da lenkte ſich der
Sieg auf die Seite des Donnerers. Die Tita-
nen ſtuͤrzten nieder, und wurden ſo weit in den
Tartarus hinabgeſchleudert, als hoch der Himmel
uͤber der Erde iſt.
Nun theilten die drei ſiegreichen Soͤhne des
Saturnus das alte Reich der Titanen unter ſich;
Jupiter beherrſchte den Himmel, Neptun das
Meer, und Pluto die Unterwelt. Die hundert-
aͤrmigen Rieſen aber bewachten den Eingang zu
dem furchtbaren Kerker, der die Titanen ge-
fangen hielt.
Jupiters Blitz beherrſchte nun zwar die Goͤt-
ter, allein ſein Reich ſtand noch nicht feſt. Die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/41>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.