Die Titanen sind das Empörende, welches sich gegen jede Oberherrschaft auflehnt; es sind die unmittelbaren Kinder des Himmels und der Erde, deren weit um sich greifende Macht keine Grenzen kennet, und keine Einschränkung duldet.
Jupiter aber hatte sich den Weg zu der Al- leinherrschaft schon gebahnet, indem er die hun- dertärmigen Riesen, Kottus, Gyges, und Briareus, und die Cyklopen, die unter dem Uranos und Saturnus gefangen gehalten wur- den, aus ihrem Kerker befreiet, und dadurch den Donner und Blitz in seine Gewalt bekommen hatte.
Die neuern Götter, mit dem Jupiter an ihrer Spitze, versammleten sich auf dem Olymp; die Titanen ihnen gegenüber auf dem Othrys, und der Götterkrieg hub an. -- Zehn Jahre dauerte schon der Kampf der neuern Götter mit den Tita- nen, als der Sieg noch unentschieden war, bis Jupiter sich den Beistand der hundertärmigen Riesen erbat, die ihm die Befreiung aus ihrem Kerker dankten.
Als diese nun an dem Treffen Theil nahmen, so faßten sie ungeheure Felsen in ihre hundert
Der Goͤtterkrieg.
Die Titanen ſind das Empoͤrende, welches ſich gegen jede Oberherrſchaft auflehnt; es ſind die unmittelbaren Kinder des Himmels und der Erde, deren weit um ſich greifende Macht keine Grenzen kennet, und keine Einſchraͤnkung duldet.
Jupiter aber hatte ſich den Weg zu der Al- leinherrſchaft ſchon gebahnet, indem er die hun- dertaͤrmigen Rieſen, Kottus, Gyges, und Briareus, und die Cyklopen, die unter dem Uranos und Saturnus gefangen gehalten wur- den, aus ihrem Kerker befreiet, und dadurch den Donner und Blitz in ſeine Gewalt bekommen hatte.
Die neuern Goͤtter, mit dem Jupiter an ihrer Spitze, verſammleten ſich auf dem Olymp; die Titanen ihnen gegenuͤber auf dem Othrys, und der Goͤtterkrieg hub an. — Zehn Jahre dauerte ſchon der Kampf der neuern Goͤtter mit den Tita- nen, als der Sieg noch unentſchieden war, bis Jupiter ſich den Beiſtand der hundertaͤrmigen Rieſen erbat, die ihm die Befreiung aus ihrem Kerker dankten.
Als dieſe nun an dem Treffen Theil nahmen, ſo faßten ſie ungeheure Felſen in ihre hundert
<TEI><text><body><pbfacs="#f0040"n="20"/><divn="1"><head><hirendition="#b">Der Goͤtterkrieg.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie <hirendition="#fr">Titanen</hi>ſind das Empoͤrende, welches ſich<lb/>
gegen jede Oberherrſchaft auflehnt; es ſind die<lb/><hirendition="#fr">unmittelbaren</hi> Kinder des Himmels und der<lb/>
Erde, deren weit um ſich greifende Macht keine<lb/>
Grenzen kennet, und keine Einſchraͤnkung duldet.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Jupiter</hi> aber hatte ſich den Weg zu der Al-<lb/>
leinherrſchaft ſchon gebahnet, indem er die hun-<lb/>
dertaͤrmigen Rieſen, <hirendition="#fr">Kottus, Gyges,</hi> und<lb/><hirendition="#fr">Briareus,</hi> und die <hirendition="#fr">Cyklopen,</hi> die unter dem<lb/><hirendition="#fr">Uranos</hi> und <hirendition="#fr">Saturnus</hi> gefangen gehalten wur-<lb/>
den, aus ihrem Kerker befreiet, und dadurch den<lb/>
Donner und Blitz in ſeine Gewalt bekommen<lb/>
hatte.</p><lb/><p>Die neuern Goͤtter, mit dem <hirendition="#fr">Jupiter</hi> an<lb/>
ihrer Spitze, verſammleten ſich auf dem Olymp;<lb/>
die <hirendition="#fr">Titanen</hi> ihnen gegenuͤber auf dem Othrys, und<lb/>
der Goͤtterkrieg hub an. — Zehn Jahre dauerte<lb/>ſchon der Kampf der neuern Goͤtter mit den <hirendition="#fr">Tita-<lb/>
nen,</hi> als der Sieg noch unentſchieden war, bis<lb/><hirendition="#fr">Jupiter</hi>ſich den Beiſtand der hundertaͤrmigen<lb/>
Rieſen erbat, die ihm die Befreiung aus ihrem<lb/>
Kerker dankten.</p><lb/><p>Als dieſe nun an dem Treffen Theil nahmen,<lb/>ſo faßten ſie ungeheure Felſen in ihre hundert<lb/></p></div></body></text></TEI>
[20/0040]
Der Goͤtterkrieg.
Die Titanen ſind das Empoͤrende, welches ſich
gegen jede Oberherrſchaft auflehnt; es ſind die
unmittelbaren Kinder des Himmels und der
Erde, deren weit um ſich greifende Macht keine
Grenzen kennet, und keine Einſchraͤnkung duldet.
Jupiter aber hatte ſich den Weg zu der Al-
leinherrſchaft ſchon gebahnet, indem er die hun-
dertaͤrmigen Rieſen, Kottus, Gyges, und
Briareus, und die Cyklopen, die unter dem
Uranos und Saturnus gefangen gehalten wur-
den, aus ihrem Kerker befreiet, und dadurch den
Donner und Blitz in ſeine Gewalt bekommen
hatte.
Die neuern Goͤtter, mit dem Jupiter an
ihrer Spitze, verſammleten ſich auf dem Olymp;
die Titanen ihnen gegenuͤber auf dem Othrys, und
der Goͤtterkrieg hub an. — Zehn Jahre dauerte
ſchon der Kampf der neuern Goͤtter mit den Tita-
nen, als der Sieg noch unentſchieden war, bis
Jupiter ſich den Beiſtand der hundertaͤrmigen
Rieſen erbat, die ihm die Befreiung aus ihrem
Kerker dankten.
Als dieſe nun an dem Treffen Theil nahmen,
ſo faßten ſie ungeheure Felſen in ihre hundert
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/40>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.