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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Terpsichore;
Euterpe;
Erato;
Urania;
Polyhymnia.

Musik, Gesang und Tanz sind eigentlich das
Geschäft der Musen; in der Folge hat die spie-
lende Dichtung einer jeden irgend eine besondre
Beschäftigung zugetheilt: so ist nun Klio die
Muse der Geschichte; Kalliope des Heldenge-
dichts; Melpomene die tragische, Thalia die
komische Muse; auf Polyhymniens Lippen
wohnt die Beredtsamkeit; Uraniens Blick gen
Himmel mißt und umfaßt den Lauf der Sterne.
Die übrigen drei, Euterpe, Terpsichore und
Erato, theilen sich in Musik, Gesang und
Tanz. -- Euterpe spielt die Flöte; Terp-
sichore
tanzt; Erato singt der Liebe süße Lie-
der. -- Doch werden die besondern Beschäftigun-
gen der Musen in den Dichtungen oft verwechselt.

So wie die Alten überhaupt die Götter des
Himmels gern nach ihren Wohnplätzen unter den
Menschen zu benennen pflegten, so erhielten auch
die Musen von den Bergen, die sie bewohnten,
und von den Quellen, die diesen Bergen entström-
ten, wohltönende Nahmen, womit die Dichter
ihren Beistand sich erflehten.

Terpſichore;
Euterpe;
Erato;
Urania;
Polyhymnia.

Muſik, Geſang und Tanz ſind eigentlich das
Geſchaͤft der Muſen; in der Folge hat die ſpie-
lende Dichtung einer jeden irgend eine beſondre
Beſchaͤftigung zugetheilt: ſo iſt nun Klio die
Muſe der Geſchichte; Kalliope des Heldenge-
dichts; Melpomene die tragiſche, Thalia die
komiſche Muſe; auf Polyhymniens Lippen
wohnt die Beredtſamkeit; Uraniens Blick gen
Himmel mißt und umfaßt den Lauf der Sterne.
Die uͤbrigen drei, Euterpe, Terpſichore und
Erato, theilen ſich in Muſik, Geſang und
Tanz. — Euterpe ſpielt die Floͤte; Terp-
ſichore
tanzt; Erato ſingt der Liebe ſuͤße Lie-
der. — Doch werden die beſondern Beſchaͤftigun-
gen der Muſen in den Dichtungen oft verwechſelt.

So wie die Alten uͤberhaupt die Goͤtter des
Himmels gern nach ihren Wohnplaͤtzen unter den
Menſchen zu benennen pflegten, ſo erhielten auch
die Muſen von den Bergen, die ſie bewohnten,
und von den Quellen, die dieſen Bergen entſtroͤm-
ten, wohltoͤnende Nahmen, womit die Dichter
ihren Beiſtand ſich erflehten.

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[304/0362] Terpſichore; Euterpe; Erato; Urania; Polyhymnia. Muſik, Geſang und Tanz ſind eigentlich das Geſchaͤft der Muſen; in der Folge hat die ſpie- lende Dichtung einer jeden irgend eine beſondre Beſchaͤftigung zugetheilt: ſo iſt nun Klio die Muſe der Geſchichte; Kalliope des Heldenge- dichts; Melpomene die tragiſche, Thalia die komiſche Muſe; auf Polyhymniens Lippen wohnt die Beredtſamkeit; Uraniens Blick gen Himmel mißt und umfaßt den Lauf der Sterne. Die uͤbrigen drei, Euterpe, Terpſichore und Erato, theilen ſich in Muſik, Geſang und Tanz. — Euterpe ſpielt die Floͤte; Terp- ſichore tanzt; Erato ſingt der Liebe ſuͤße Lie- der. — Doch werden die beſondern Beſchaͤftigun- gen der Muſen in den Dichtungen oft verwechſelt. So wie die Alten uͤberhaupt die Goͤtter des Himmels gern nach ihren Wohnplaͤtzen unter den Menſchen zu benennen pflegten, ſo erhielten auch die Muſen von den Bergen, die ſie bewohnten, und von den Quellen, die dieſen Bergen entſtroͤm- ten, wohltoͤnende Nahmen, womit die Dichter ihren Beiſtand ſich erflehten.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/362>, abgerufen am 30.11.2024.