weihte. Und um das Andenken seines Sieges über den Minotaurus zu erhalten, stiftete Theseus auf dieser Insel einen Tanz, worinn man die Krümmungen des Labyrinths nachahmte.
Mit der größten Sorgfalt beobachteten die Athenienser stets nachher dieß heilige Gelübde. Mit demselbigen Schiffe, auf welchem Theseus aus Kreta wiederkehrte, schickten sie jährlich Abgeordnete, mit Oehlzweigen bekränzt, nach der Insel Delos. Auch suchten sie das hei- lige Schiff gleichsam unvergänglich zu erhalten, indem sie es nie mit einem neuen vertauschten, sondern durch immer neuen Zusatz, was die Zeit davon zerstörte, zu ergänzen suchten, um sich die Vorstellung zu erhalten, daß dieses dasselbe Schiff sey, welches den Theseus trug.
Auch war es nicht erlaubt, so lange dieß Schiff auf seiner Fahrt nach der Insel Delos un- terwegens blieb, in Athen die Verurtheilten hin- zurichten. Denn da durch dieß Gelübde die Ret- tung der Atheniensischen Jugend gefeiert wurde, so durfte man während der Zeit dem Tode kein Opfer bringen.
Von Delos segelte Theseus nun gerade auf Athen, die Bothschaft der frohen Begebenheit zu bringen, welche dennoch nicht ohne einen tragi- schen Ausgang blieb. Da nehmlich Aegeus von einem Felsen mit ängstlicher Besorgniß dem
weihte. Und um das Andenken ſeines Sieges uͤber den Minotaurus zu erhalten, ſtiftete Theſeus auf dieſer Inſel einen Tanz, worinn man die Kruͤmmungen des Labyrinths nachahmte.
Mit der groͤßten Sorgfalt beobachteten die Athenienſer ſtets nachher dieß heilige Geluͤbde. Mit demſelbigen Schiffe, auf welchem Theſeus aus Kreta wiederkehrte, ſchickten ſie jaͤhrlich Abgeordnete, mit Oehlzweigen bekraͤnzt, nach der Inſel Delos. Auch ſuchten ſie das hei- lige Schiff gleichſam unvergaͤnglich zu erhalten, indem ſie es nie mit einem neuen vertauſchten, ſondern durch immer neuen Zuſatz, was die Zeit davon zerſtoͤrte, zu ergaͤnzen ſuchten, um ſich die Vorſtellung zu erhalten, daß dieſes daſſelbe Schiff ſey, welches den Theſeus trug.
Auch war es nicht erlaubt, ſo lange dieß Schiff auf ſeiner Fahrt nach der Inſel Delos un- terwegens blieb, in Athen die Verurtheilten hin- zurichten. Denn da durch dieß Geluͤbde die Ret- tung der Athenienſiſchen Jugend gefeiert wurde, ſo durfte man waͤhrend der Zeit dem Tode kein Opfer bringen.
Von Delos ſegelte Theſeus nun gerade auf Athen, die Bothſchaft der frohen Begebenheit zu bringen, welche dennoch nicht ohne einen tragi- ſchen Ausgang blieb. Da nehmlich Aegeus von einem Felſen mit aͤngſtlicher Beſorgniß dem
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weihte. Und um das Andenken ſeines Sieges
uͤber den Minotaurus zu erhalten, ſtiftete Theſeus
auf dieſer Inſel einen Tanz, worinn man die
Kruͤmmungen des Labyrinths nachahmte.
Mit der groͤßten Sorgfalt beobachteten die
Athenienſer ſtets nachher dieß heilige Geluͤbde.
Mit demſelbigen Schiffe, auf welchem Theſeus
aus Kreta wiederkehrte, ſchickten ſie jaͤhrlich
Abgeordnete, mit Oehlzweigen bekraͤnzt, nach
der Inſel Delos. Auch ſuchten ſie das hei-
lige Schiff gleichſam unvergaͤnglich zu erhalten,
indem ſie es nie mit einem neuen vertauſchten,
ſondern durch immer neuen Zuſatz, was die Zeit
davon zerſtoͤrte, zu ergaͤnzen ſuchten, um ſich die
Vorſtellung zu erhalten, daß dieſes daſſelbe
Schiff ſey, welches den Theſeus trug.
Auch war es nicht erlaubt, ſo lange dieß
Schiff auf ſeiner Fahrt nach der Inſel Delos un-
terwegens blieb, in Athen die Verurtheilten hin-
zurichten. Denn da durch dieß Geluͤbde die Ret-
tung der Athenienſiſchen Jugend gefeiert wurde,
ſo durfte man waͤhrend der Zeit dem Tode kein
Opfer bringen.
Von Delos ſegelte Theſeus nun gerade auf
Athen, die Bothſchaft der frohen Begebenheit zu
bringen, welche dennoch nicht ohne einen tragi-
ſchen Ausgang blieb. Da nehmlich Aegeus
von einem Felſen mit aͤngſtlicher Beſorgniß dem
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/352>, abgerufen am 29.11.2024.
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