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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Die Schönheit der Leda zog den Jupiter von
seinem Sitz herab; er senkte sich an den Ufern
des Eurotas in der Gestalt eines Schwans zu
ihr hernieder, oder nahm vielmehr seine Zuflucht
in ihrem Schooße, indem die Venus in der Gestalt
eines Adlers ihn verfolgte.

Leda, die zugleich vom Jupiter und vom
Tyndareus schwanger war, gebahr zwei Eier, wo-
von das eine den Kastor und Pollux, das andre
die Klytemnestra und Helena in sich einschloß.

Von den Kindern der Leda, die aus den
Eiern hervorgingen, waren Pollux und Helena
aus Jupiters Umarmung, Kastor und Klytem-
nestra aber vom Tyndareus erzeugt. -- Unsterblich
waren Pollux und Helena, Kastor und Klytem-
nestra aber sterblich.

Ohngeachtet der Verschiedenheit ihrer Abstam-
mung waren Kastor und Pollux unzertrennlich. --
Beide waren tapfer und heldenmüthig; und beide
waren in edler Leibesübung geschickt; Kastor vor-
züglich in der Kunst zu reiten und Pferde zu bän-
digen; Pollux in der Kunst zu ringen.

Kastor und Pollux waren auch die Zeitgenos-
sen der berühmtesten Helden, und begleiteten die
Argonauten auf ihrer Fahrt nach Colchis, wo
Pollux unterwegens den Amykus, einen Sohn
Neptuns, der jeden Fremden zum Gefecht mit

Die Schoͤnheit der Leda zog den Jupiter von
ſeinem Sitz herab; er ſenkte ſich an den Ufern
des Eurotas in der Geſtalt eines Schwans zu
ihr hernieder, oder nahm vielmehr ſeine Zuflucht
in ihrem Schooße, indem die Venus in der Geſtalt
eines Adlers ihn verfolgte.

Leda, die zugleich vom Jupiter und vom
Tyndareus ſchwanger war, gebahr zwei Eier, wo-
von das eine den Kaſtor und Pollux, das andre
die Klytemneſtra und Helena in ſich einſchloß.

Von den Kindern der Leda, die aus den
Eiern hervorgingen, waren Pollux und Helena
aus Jupiters Umarmung, Kaſtor und Klytem-
neſtra aber vom Tyndareus erzeugt. — Unſterblich
waren Pollux und Helena, Kaſtor und Klytem-
neſtra aber ſterblich.

Ohngeachtet der Verſchiedenheit ihrer Abſtam-
mung waren Kaſtor und Pollux unzertrennlich. —
Beide waren tapfer und heldenmuͤthig; und beide
waren in edler Leibesuͤbung geſchickt; Kaſtor vor-
zuͤglich in der Kunſt zu reiten und Pferde zu baͤn-
digen; Pollux in der Kunſt zu ringen.

Kaſtor und Pollux waren auch die Zeitgenoſ-
ſen der beruͤhmteſten Helden, und begleiteten die
Argonauten auf ihrer Fahrt nach Colchis, wo
Pollux unterwegens den Amykus, einen Sohn
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[254/0306] Die Schoͤnheit der Leda zog den Jupiter von ſeinem Sitz herab; er ſenkte ſich an den Ufern des Eurotas in der Geſtalt eines Schwans zu ihr hernieder, oder nahm vielmehr ſeine Zuflucht in ihrem Schooße, indem die Venus in der Geſtalt eines Adlers ihn verfolgte. Leda, die zugleich vom Jupiter und vom Tyndareus ſchwanger war, gebahr zwei Eier, wo- von das eine den Kaſtor und Pollux, das andre die Klytemneſtra und Helena in ſich einſchloß. Von den Kindern der Leda, die aus den Eiern hervorgingen, waren Pollux und Helena aus Jupiters Umarmung, Kaſtor und Klytem- neſtra aber vom Tyndareus erzeugt. — Unſterblich waren Pollux und Helena, Kaſtor und Klytem- neſtra aber ſterblich. Ohngeachtet der Verſchiedenheit ihrer Abſtam- mung waren Kaſtor und Pollux unzertrennlich. — Beide waren tapfer und heldenmuͤthig; und beide waren in edler Leibesuͤbung geſchickt; Kaſtor vor- zuͤglich in der Kunſt zu reiten und Pferde zu baͤn- digen; Pollux in der Kunſt zu ringen. Kaſtor und Pollux waren auch die Zeitgenoſ- ſen der beruͤhmteſten Helden, und begleiteten die Argonauten auf ihrer Fahrt nach Colchis, wo Pollux unterwegens den Amykus, einen Sohn Neptuns, der jeden Fremden zum Gefecht mit

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/306>, abgerufen am 25.11.2024.