auch auf eine edle Weise die gastfreundliche Auf- nahme, die er beim König Admetus fand.
Dieser Admet war mit der Alceste, einer Tochter des Pelias vermählt. -- Er wurde krank, und konnte, nach dem Ausspruch des Orakels, nicht anders sein Leben fristen, als wenn jemand freiwillig für ihn sich dem Tode weihte. --
Alceste weihte sich heimlich den Göttern zum Todesopfer für ihren Gemahl; -- sie wurde krank, und die Genesung des Admet hielt nun mit ihrer zunehmenden Krankheit gleichen Schritt. -- Sie war verschieden, da Herkules beim Admet als Gast einkehrte.
Das Gastrecht war dem Admet so heilig, daß er dem Herkules anfänglich seine Trauer ver- schwieg. -- Als dieser aber den Tod der Alceste vernahm, versprach er seinem Gastfreunde, das ge- liebte Weib, es koste auch was es wolle, ihm aus dem Orkus zurückzuführen.
Und nun umfaßte Herkules den Tod mit starken Armen, und hielt ihn fest, bis er die Gattin seines Freundes ihm wiedergab, und sich die Trauer nun in neue hochzeitliche Freude und süße Gespräche verwandelte.
Q 2
auch auf eine edle Weiſe die gaſtfreundliche Auf- nahme, die er beim Koͤnig Admetus fand.
Dieſer Admet war mit der Alceſte, einer Tochter des Pelias vermaͤhlt. — Er wurde krank, und konnte, nach dem Ausſpruch des Orakels, nicht anders ſein Leben friſten, als wenn jemand freiwillig fuͤr ihn ſich dem Tode weihte. —
Alceſte weihte ſich heimlich den Goͤttern zum Todesopfer fuͤr ihren Gemahl; — ſie wurde krank, und die Geneſung des Admet hielt nun mit ihrer zunehmenden Krankheit gleichen Schritt. — Sie war verſchieden, da Herkules beim Admet als Gaſt einkehrte.
Das Gaſtrecht war dem Admet ſo heilig, daß er dem Herkules anfaͤnglich ſeine Trauer ver- ſchwieg. — Als dieſer aber den Tod der Alceſte vernahm, verſprach er ſeinem Gaſtfreunde, das ge- liebte Weib, es koſte auch was es wolle, ihm aus dem Orkus zuruͤckzufuͤhren.
Und nun umfaßte Herkules den Tod mit ſtarken Armen, und hielt ihn feſt, bis er die Gattin ſeines Freundes ihm wiedergab, und ſich die Trauer nun in neue hochzeitliche Freude und ſuͤße Geſpraͤche verwandelte.
Q 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0293"n="243"/>
auch auf eine edle Weiſe die gaſtfreundliche Auf-<lb/>
nahme, die er beim Koͤnig <hirendition="#fr">Admetus</hi> fand.</p><lb/><p>Dieſer Admet war mit der <hirendition="#fr">Alceſte</hi>, einer<lb/>
Tochter des Pelias vermaͤhlt. — Er wurde krank,<lb/>
und konnte, nach dem Ausſpruch des Orakels,<lb/>
nicht anders ſein Leben friſten, als wenn jemand<lb/>
freiwillig fuͤr ihn ſich dem Tode weihte. —</p><lb/><p>Alceſte weihte ſich heimlich den Goͤttern zum<lb/>
Todesopfer fuͤr ihren Gemahl; —ſie wurde krank,<lb/>
und die Geneſung des Admet hielt nun mit ihrer<lb/>
zunehmenden Krankheit gleichen Schritt. — Sie<lb/>
war verſchieden, da Herkules beim Admet als<lb/>
Gaſt einkehrte.</p><lb/><p>Das Gaſtrecht war dem Admet ſo heilig, daß<lb/>
er dem Herkules anfaͤnglich ſeine Trauer ver-<lb/>ſchwieg. — Als dieſer aber den Tod der Alceſte<lb/>
vernahm, verſprach er ſeinem Gaſtfreunde, das ge-<lb/>
liebte Weib, es koſte auch was es wolle, ihm aus<lb/>
dem Orkus zuruͤckzufuͤhren.</p><lb/><p>Und nun umfaßte Herkules <hirendition="#fr">den Tod mit<lb/>ſtarken Armen</hi>, und hielt ihn feſt, bis er die<lb/>
Gattin ſeines Freundes ihm wiedergab, und ſich<lb/>
die Trauer nun in neue hochzeitliche Freude und<lb/>ſuͤße Geſpraͤche verwandelte.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q 2</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[243/0293]
auch auf eine edle Weiſe die gaſtfreundliche Auf-
nahme, die er beim Koͤnig Admetus fand.
Dieſer Admet war mit der Alceſte, einer
Tochter des Pelias vermaͤhlt. — Er wurde krank,
und konnte, nach dem Ausſpruch des Orakels,
nicht anders ſein Leben friſten, als wenn jemand
freiwillig fuͤr ihn ſich dem Tode weihte. —
Alceſte weihte ſich heimlich den Goͤttern zum
Todesopfer fuͤr ihren Gemahl; — ſie wurde krank,
und die Geneſung des Admet hielt nun mit ihrer
zunehmenden Krankheit gleichen Schritt. — Sie
war verſchieden, da Herkules beim Admet als
Gaſt einkehrte.
Das Gaſtrecht war dem Admet ſo heilig, daß
er dem Herkules anfaͤnglich ſeine Trauer ver-
ſchwieg. — Als dieſer aber den Tod der Alceſte
vernahm, verſprach er ſeinem Gaſtfreunde, das ge-
liebte Weib, es koſte auch was es wolle, ihm aus
dem Orkus zuruͤckzufuͤhren.
Und nun umfaßte Herkules den Tod mit
ſtarken Armen, und hielt ihn feſt, bis er die
Gattin ſeines Freundes ihm wiedergab, und ſich
die Trauer nun in neue hochzeitliche Freude und
ſuͤße Geſpraͤche verwandelte.
Q 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/293>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.