Heerden ein; und aus seiner Höhle am Aventi- nischen Berge kam der ungeheure flammenspeiende Kakus, dessen beständiges Geschäft es war, die Fremden zu berauben.
Dieser zog von den Ochsen einen nach dem andern bei den Schwänzen in seine Höhle, um durch die entgegengesetzte Spur den Suchenden zu täuschen. Als Herkules nun erwachte, und die geraubten Ochsen vermißte, verleitete ihn, da er sie suchen wollte, die falsche Spur, und schon wollte er weiter ziehen, als er das Gebrüll seiner Ochsen, aus des Kakus Höhle vernahm, mit dem er sich nun in Kampf einließ, ihm bald seinen Raub abjagte, und mit seiner Keule ihn zu Bo- den schlug.
Hier war es, wo Karmenta, die Mutter des Evander, der damals diese Gegend beherrsch- te, dem Herkules seine Gottheit prophezeihte, und wo noch bei seinem Leben der erste Altar ihm errichtet ward. -- Auf antiken geschnittenen Stei- nen findet man mehrmals den Herkules abgebil- det, wie er bei seinen Heerden schlummert, indeß Kakus die Ochsen rückwärts in seine Höhle zieht.
Die Befreiung der Alceste aus der Unterwelt.
Herkules, welcher die Tyrannen vertilgte, die gegen die Fremden grausam waren, belohnte
Heerden ein; und aus ſeiner Hoͤhle am Aventi- niſchen Berge kam der ungeheure flammenſpeiende Kakus, deſſen beſtaͤndiges Geſchaͤft es war, die Fremden zu berauben.
Dieſer zog von den Ochſen einen nach dem andern bei den Schwaͤnzen in ſeine Hoͤhle, um durch die entgegengeſetzte Spur den Suchenden zu taͤuſchen. Als Herkules nun erwachte, und die geraubten Ochſen vermißte, verleitete ihn, da er ſie ſuchen wollte, die falſche Spur, und ſchon wollte er weiter ziehen, als er das Gebruͤll ſeiner Ochſen, aus des Kakus Hoͤhle vernahm, mit dem er ſich nun in Kampf einließ, ihm bald ſeinen Raub abjagte, und mit ſeiner Keule ihn zu Bo- den ſchlug.
Hier war es, wo Karmenta, die Mutter des Evander, der damals dieſe Gegend beherrſch- te, dem Herkules ſeine Gottheit prophezeihte, und wo noch bei ſeinem Leben der erſte Altar ihm errichtet ward. — Auf antiken geſchnittenen Stei- nen findet man mehrmals den Herkules abgebil- det, wie er bei ſeinen Heerden ſchlummert, indeß Kakus die Ochſen ruͤckwaͤrts in ſeine Hoͤhle zieht.
Die Befreiung der Alceſte aus der Unterwelt.
Herkules, welcher die Tyrannen vertilgte, die gegen die Fremden grauſam waren, belohnte
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0292"n="242"/>
Heerden ein; und aus ſeiner Hoͤhle am Aventi-<lb/>
niſchen Berge kam der ungeheure flammenſpeiende<lb/>
Kakus, deſſen beſtaͤndiges Geſchaͤft es war, die<lb/>
Fremden zu berauben.</p><lb/><p>Dieſer zog von den Ochſen einen nach dem<lb/>
andern bei den Schwaͤnzen in ſeine Hoͤhle, um<lb/>
durch die entgegengeſetzte Spur den Suchenden zu<lb/>
taͤuſchen. Als Herkules nun erwachte, und die<lb/>
geraubten Ochſen vermißte, verleitete ihn, da er<lb/>ſie ſuchen wollte, die falſche Spur, und ſchon<lb/>
wollte er weiter ziehen, als er das Gebruͤll ſeiner<lb/>
Ochſen, aus des Kakus Hoͤhle vernahm, mit dem<lb/>
er ſich nun in Kampf einließ, ihm bald ſeinen<lb/>
Raub abjagte, und mit ſeiner Keule ihn zu Bo-<lb/>
den ſchlug.</p><lb/><p>Hier war es, wo Karmenta, die Mutter<lb/>
des Evander, der damals dieſe Gegend beherrſch-<lb/>
te, dem Herkules ſeine Gottheit prophezeihte,<lb/>
und wo noch bei ſeinem Leben der erſte Altar ihm<lb/>
errichtet ward. — Auf antiken geſchnittenen Stei-<lb/>
nen findet man mehrmals den Herkules abgebil-<lb/>
det, wie er bei ſeinen Heerden ſchlummert, indeß<lb/>
Kakus die Ochſen ruͤckwaͤrts in ſeine Hoͤhle zieht.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Die Befreiung der Alceſte aus<lb/>
der Unterwelt</hi>.</hi></head><lb/><p>Herkules, welcher die Tyrannen vertilgte,<lb/>
die gegen die Fremden grauſam waren, belohnte<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[242/0292]
Heerden ein; und aus ſeiner Hoͤhle am Aventi-
niſchen Berge kam der ungeheure flammenſpeiende
Kakus, deſſen beſtaͤndiges Geſchaͤft es war, die
Fremden zu berauben.
Dieſer zog von den Ochſen einen nach dem
andern bei den Schwaͤnzen in ſeine Hoͤhle, um
durch die entgegengeſetzte Spur den Suchenden zu
taͤuſchen. Als Herkules nun erwachte, und die
geraubten Ochſen vermißte, verleitete ihn, da er
ſie ſuchen wollte, die falſche Spur, und ſchon
wollte er weiter ziehen, als er das Gebruͤll ſeiner
Ochſen, aus des Kakus Hoͤhle vernahm, mit dem
er ſich nun in Kampf einließ, ihm bald ſeinen
Raub abjagte, und mit ſeiner Keule ihn zu Bo-
den ſchlug.
Hier war es, wo Karmenta, die Mutter
des Evander, der damals dieſe Gegend beherrſch-
te, dem Herkules ſeine Gottheit prophezeihte,
und wo noch bei ſeinem Leben der erſte Altar ihm
errichtet ward. — Auf antiken geſchnittenen Stei-
nen findet man mehrmals den Herkules abgebil-
det, wie er bei ſeinen Heerden ſchlummert, indeß
Kakus die Ochſen ruͤckwaͤrts in ſeine Hoͤhle zieht.
Die Befreiung der Alceſte aus
der Unterwelt.
Herkules, welcher die Tyrannen vertilgte,
die gegen die Fremden grauſam waren, belohnte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/292>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.