übrig blieb, und worin seine unerschöpfliche Kraft und Heldenstärke sich doppelt offenbarte.
Die Befreiung der Hesione.
Herkules begleitete die Argonauten auf ihrem Zuge nach Kolchis; entfernte sich aber von den übrigen, indem er in der Gegend von Troja ans Land stieg, um den Hylas, seinen Liebling zu suchen, der Wasser zu schöpfen ausgieng und nicht wieder kam. -- Die Najaden hatten den schönen Knaben geraubt, und in den Brunnen herabgezo- gen; Herkules ließ vergeblich von dem Nahmen Hylas das ganze Ufer wiedertönen.
Er setzte nun seine Reise mit den Argonauten nicht weiter fort, sondern gieng nach Troja, wo Laomedon herrschte, der die Götter Neptun und Apollo selber, welche, in menschenähnlicher Ge- stalt, die Mauern um seine Stadt zu bauen sich hernieder ließen, um ihren Lohn betrog. --
Der Frevel des Laomedon blieb nicht lange unbestraft. -- Der König der Wasserfluthen drohte mit einer Ueberschwemmung Troja den Unter- gang, und war, nach dem Ausspruch des Ora- kels, nur durch die Aufopferung der Hesione, des Laomedons Tochter zu versöhnen; die nun, gleich der Andromeda, an einen Felsen geschmiedet, von einem Meerungeheuer verschlungen werden sollte,
uͤbrig blieb, und worin ſeine unerſchoͤpfliche Kraft und Heldenſtaͤrke ſich doppelt offenbarte.
Die Befreiung der Heſione.
Herkules begleitete die Argonauten auf ihrem Zuge nach Kolchis; entfernte ſich aber von den uͤbrigen, indem er in der Gegend von Troja ans Land ſtieg, um den Hylas, ſeinen Liebling zu ſuchen, der Waſſer zu ſchoͤpfen ausgieng und nicht wieder kam. — Die Najaden hatten den ſchoͤnen Knaben geraubt, und in den Brunnen herabgezo- gen; Herkules ließ vergeblich von dem Nahmen Hylas das ganze Ufer wiedertoͤnen.
Er ſetzte nun ſeine Reiſe mit den Argonauten nicht weiter fort, ſondern gieng nach Troja, wo Laomedon herrſchte, der die Goͤtter Neptun und Apollo ſelber, welche, in menſchenaͤhnlicher Ge- ſtalt, die Mauern um ſeine Stadt zu bauen ſich hernieder ließen, um ihren Lohn betrog. —
Der Frevel des Laomedon blieb nicht lange unbeſtraft. — Der Koͤnig der Waſſerfluthen drohte mit einer Ueberſchwemmung Troja den Unter- gang, und war, nach dem Ausſpruch des Ora- kels, nur durch die Aufopferung der Heſione, des Laomedons Tochter zu verſoͤhnen; die nun, gleich der Andromeda, an einen Felſen geſchmiedet, von einem Meerungeheuer verſchlungen werden ſollte,
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uͤbrig blieb, und worin ſeine unerſchoͤpfliche Kraft
und Heldenſtaͤrke ſich doppelt offenbarte.
Die Befreiung der Heſione.
Herkules begleitete die Argonauten auf ihrem
Zuge nach Kolchis; entfernte ſich aber von den
uͤbrigen, indem er in der Gegend von Troja ans
Land ſtieg, um den Hylas, ſeinen Liebling zu
ſuchen, der Waſſer zu ſchoͤpfen ausgieng und nicht
wieder kam. — Die Najaden hatten den ſchoͤnen
Knaben geraubt, und in den Brunnen herabgezo-
gen; Herkules ließ vergeblich von dem Nahmen
Hylas das ganze Ufer wiedertoͤnen.
Er ſetzte nun ſeine Reiſe mit den Argonauten
nicht weiter fort, ſondern gieng nach Troja, wo
Laomedon herrſchte, der die Goͤtter Neptun und
Apollo ſelber, welche, in menſchenaͤhnlicher Ge-
ſtalt, die Mauern um ſeine Stadt zu bauen ſich
hernieder ließen, um ihren Lohn betrog. —
Der Frevel des Laomedon blieb nicht lange
unbeſtraft. — Der Koͤnig der Waſſerfluthen drohte
mit einer Ueberſchwemmung Troja den Unter-
gang, und war, nach dem Ausſpruch des Ora-
kels, nur durch die Aufopferung der Heſione, des
Laomedons Tochter zu verſoͤhnen; die nun, gleich
der Andromeda, an einen Felſen geſchmiedet, von
einem Meerungeheuer verſchlungen werden ſollte,
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/289>, abgerufen am 24.11.2024.
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