Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

fahen. -- Es ist die Körperkraft des Helden,
welche sich gleichsam gegen die ganze Thier-
welt mißt,
indem sich Herkules auch dieses vom
Neptun gesandten Stiers bemächtigt, und ihn
auf seiner Schulter nach Mycene bringt.

Die mannichfaltigen Abbildungen des Herku-
les, worunter sich auch diese befindet, wie er den
Stier auf der Schulter trägt, machen daher ein
schönes Ganzes aus, weil der Ausdruck von kör-
perlicher Stärke
in jeder Darstellung herrschend
ist, und die bildende Kunst keinen reichern Stoff
als diesen finden konnte, um das, was den Lö-
wen besiegt, und die ganze Thierwelt sich unter-
jocht, in jeder Muskel zu bezeichnen.

Die Rosse des Diomedes.

Diomedes, ein König in Thracien, und ein
Sohn des Mars, besaß vier feuerspeiende Rosse,
die er mit Menschenfleisch sättigte, und denen er
die Fremdlinge, die er auffing, selbst zur Speise
vorwarf.

Da das Gerücht von dieser Grausamkeit
allenthalben erscholl, so befahl Eurystheus dem
Herkules, ihm die feuerspeienden Rosse zu brin-
gen, -- und Herkules, der diese That vollführte,
ließ auch den Diomedes für seine Tyrannei die
gerechte Strafe erdulden, indem er ihn seinen

fahen. — Es iſt die Koͤrperkraft des Helden,
welche ſich gleichſam gegen die ganze Thier-
welt mißt,
indem ſich Herkules auch dieſes vom
Neptun geſandten Stiers bemaͤchtigt, und ihn
auf ſeiner Schulter nach Mycene bringt.

Die mannichfaltigen Abbildungen des Herku-
les, worunter ſich auch dieſe befindet, wie er den
Stier auf der Schulter traͤgt, machen daher ein
ſchoͤnes Ganzes aus, weil der Ausdruck von koͤr-
perlicher Staͤrke
in jeder Darſtellung herrſchend
iſt, und die bildende Kunſt keinen reichern Stoff
als dieſen finden konnte, um das, was den Loͤ-
wen beſiegt, und die ganze Thierwelt ſich unter-
jocht, in jeder Muſkel zu bezeichnen.

Die Roſſe des Diomedes.

Diomedes, ein Koͤnig in Thracien, und ein
Sohn des Mars, beſaß vier feuerſpeiende Roſſe,
die er mit Menſchenfleiſch ſaͤttigte, und denen er
die Fremdlinge, die er auffing, ſelbſt zur Speiſe
vorwarf.

Da das Geruͤcht von dieſer Grauſamkeit
allenthalben erſcholl, ſo befahl Euryſtheus dem
Herkules, ihm die feuerſpeienden Roſſe zu brin-
gen, — und Herkules, der dieſe That vollfuͤhrte,
ließ auch den Diomedes fuͤr ſeine Tyrannei die
gerechte Strafe erdulden, indem er ihn ſeinen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0283" n="233"/>
fahen. &#x2014; <hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t die Ko&#x0364;rperkraft des Helden,<lb/>
welche &#x017F;ich gleich&#x017F;am gegen die ganze Thier-<lb/>
welt mißt,</hi> indem &#x017F;ich Herkules auch die&#x017F;es vom<lb/>
Neptun ge&#x017F;andten Stiers bema&#x0364;chtigt, und ihn<lb/>
auf &#x017F;einer Schulter nach Mycene bringt.</p><lb/>
          <p>Die mannichfaltigen Abbildungen des Herku-<lb/>
les, worunter &#x017F;ich auch die&#x017F;e befindet, wie er den<lb/>
Stier auf der Schulter tra&#x0364;gt, machen daher ein<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nes Ganzes aus, weil der Ausdruck von <hi rendition="#fr">ko&#x0364;r-<lb/>
perlicher Sta&#x0364;rke</hi> in jeder Dar&#x017F;tellung herr&#x017F;chend<lb/>
i&#x017F;t, und die bildende Kun&#x017F;t keinen reichern Stoff<lb/>
als die&#x017F;en finden konnte, um das, was den Lo&#x0364;-<lb/>
wen be&#x017F;iegt, und die ganze Thierwelt &#x017F;ich unter-<lb/>
jocht, in jeder Mu&#x017F;kel zu bezeichnen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Die Ro&#x017F;&#x017F;e des Diomedes</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Diomedes, ein Ko&#x0364;nig in Thracien, und ein<lb/>
Sohn des Mars, be&#x017F;aß vier feuer&#x017F;peiende Ro&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
die er mit Men&#x017F;chenflei&#x017F;ch &#x017F;a&#x0364;ttigte, und denen er<lb/>
die Fremdlinge, die er auffing, &#x017F;elb&#x017F;t zur Spei&#x017F;e<lb/>
vorwarf.</p><lb/>
          <p>Da das Geru&#x0364;cht von die&#x017F;er Grau&#x017F;amkeit<lb/>
allenthalben er&#x017F;choll, &#x017F;o befahl Eury&#x017F;theus dem<lb/>
Herkules, ihm die feuer&#x017F;peienden Ro&#x017F;&#x017F;e zu brin-<lb/>
gen, &#x2014; und Herkules, der die&#x017F;e That vollfu&#x0364;hrte,<lb/>
ließ auch den Diomedes fu&#x0364;r &#x017F;eine Tyrannei die<lb/><hi rendition="#fr">gerechte Strafe</hi> erdulden, indem er ihn &#x017F;einen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[233/0283] fahen. — Es iſt die Koͤrperkraft des Helden, welche ſich gleichſam gegen die ganze Thier- welt mißt, indem ſich Herkules auch dieſes vom Neptun geſandten Stiers bemaͤchtigt, und ihn auf ſeiner Schulter nach Mycene bringt. Die mannichfaltigen Abbildungen des Herku- les, worunter ſich auch dieſe befindet, wie er den Stier auf der Schulter traͤgt, machen daher ein ſchoͤnes Ganzes aus, weil der Ausdruck von koͤr- perlicher Staͤrke in jeder Darſtellung herrſchend iſt, und die bildende Kunſt keinen reichern Stoff als dieſen finden konnte, um das, was den Loͤ- wen beſiegt, und die ganze Thierwelt ſich unter- jocht, in jeder Muſkel zu bezeichnen. Die Roſſe des Diomedes. Diomedes, ein Koͤnig in Thracien, und ein Sohn des Mars, beſaß vier feuerſpeiende Roſſe, die er mit Menſchenfleiſch ſaͤttigte, und denen er die Fremdlinge, die er auffing, ſelbſt zur Speiſe vorwarf. Da das Geruͤcht von dieſer Grauſamkeit allenthalben erſcholl, ſo befahl Euryſtheus dem Herkules, ihm die feuerſpeienden Roſſe zu brin- gen, — und Herkules, der dieſe That vollfuͤhrte, ließ auch den Diomedes fuͤr ſeine Tyrannei die gerechte Strafe erdulden, indem er ihn ſeinen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/283
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/283>, abgerufen am 28.11.2024.