Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

nagte, und ihn sich umzuwenden zwang. -- Auch
diesen Angriff bestand der Sohn des Donnergot-
tes; und grub nach langem Kampf das letzte
Haupt der Hydra, das unverletzlich war, tief in
die Erde, und wälzte einen ungeheuren Stein
darüber.

Zum Lohn für seine Arbeit tauchte er in das
vergoßne Blut der Hydra seine Pfeile, die durch
das tödtliche Gift nun doppelt furchtbar waren,
und über ihren Besitzer, selbst durch seines Fein-
des Tod, dereinst noch Qual und Verderben brin-
gen sollten.

Wenn unüberwindlicher Muth und Stand-
haftigkeit, bei der Ueberwindung unzähliger Hinder-
nisse und immer erneuerter Gefahren, irgend
durch ein treffendes Sinnbild bezeichnet wird,
so ist es in dieser Dichtung von dem Siege des
Herkules über das vielköpfigte Ungeheuer. -- Alte
und neuere Dichter haben daher dieß Bild auch
stets genützt, weil es sich durch kein bedeutenderes
ersetzen läßt.

Der Erymanthische Eber.

Ein ungeheurer Eber aus dem Erymanthi-
schen Gebürge verwüstete die Fluren von Arka-
dien. -- Dem Eurystheus war dieß erwünscht,
um den Herkules zu einer neuen gefährlichen Un-
ternehmung auszuschicken. Dem Ueberwinder

P 2

nagte, und ihn ſich umzuwenden zwang. — Auch
dieſen Angriff beſtand der Sohn des Donnergot-
tes; und grub nach langem Kampf das letzte
Haupt der Hydra, das unverletzlich war, tief in
die Erde, und waͤlzte einen ungeheuren Stein
daruͤber.

Zum Lohn fuͤr ſeine Arbeit tauchte er in das
vergoßne Blut der Hydra ſeine Pfeile, die durch
das toͤdtliche Gift nun doppelt furchtbar waren,
und uͤber ihren Beſitzer, ſelbſt durch ſeines Fein-
des Tod, dereinſt noch Qual und Verderben brin-
gen ſollten.

Wenn unuͤberwindlicher Muth und Stand-
haftigkeit, bei der Ueberwindung unzaͤhliger Hinder-
niſſe und immer erneuerter Gefahren, irgend
durch ein treffendes Sinnbild bezeichnet wird,
ſo iſt es in dieſer Dichtung von dem Siege des
Herkules uͤber das vielkoͤpfigte Ungeheuer. — Alte
und neuere Dichter haben daher dieß Bild auch
ſtets genuͤtzt, weil es ſich durch kein bedeutenderes
erſetzen laͤßt.

Der Erymanthiſche Eber.

Ein ungeheurer Eber aus dem Erymanthi-
ſchen Gebuͤrge verwuͤſtete die Fluren von Arka-
dien. — Dem Euryſtheus war dieß erwuͤnſcht,
um den Herkules zu einer neuen gefaͤhrlichen Un-
ternehmung auszuſchicken. Dem Ueberwinder

P 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0277" n="227"/>
nagte, und ihn &#x017F;ich umzuwenden zwang. &#x2014; Auch<lb/>
die&#x017F;en Angriff be&#x017F;tand der Sohn des Donnergot-<lb/>
tes; und grub nach langem Kampf das letzte<lb/>
Haupt der Hydra, das unverletzlich war, tief in<lb/>
die Erde, und wa&#x0364;lzte einen ungeheuren Stein<lb/>
daru&#x0364;ber.</p><lb/>
          <p>Zum Lohn fu&#x0364;r &#x017F;eine Arbeit tauchte er in das<lb/>
vergoßne Blut der Hydra &#x017F;eine Pfeile, die durch<lb/>
das to&#x0364;dtliche Gift nun doppelt furchtbar waren,<lb/>
und u&#x0364;ber ihren Be&#x017F;itzer, &#x017F;elb&#x017F;t durch &#x017F;eines Fein-<lb/>
des Tod, derein&#x017F;t noch Qual und Verderben brin-<lb/>
gen &#x017F;ollten.</p><lb/>
          <p>Wenn unu&#x0364;berwindlicher Muth und Stand-<lb/>
haftigkeit, bei der Ueberwindung unza&#x0364;hliger Hinder-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e und immer erneuerter Gefahren, irgend<lb/>
durch ein treffendes Sinnbild bezeichnet wird,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t es in die&#x017F;er Dichtung von dem Siege des<lb/>
Herkules u&#x0364;ber das vielko&#x0364;pfigte Ungeheuer. &#x2014; Alte<lb/>
und neuere Dichter haben daher dieß Bild auch<lb/>
&#x017F;tets genu&#x0364;tzt, weil es &#x017F;ich durch kein bedeutenderes<lb/>
er&#x017F;etzen la&#x0364;ßt.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Der Erymanthi&#x017F;che Eber</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Ein ungeheurer Eber aus dem Erymanthi-<lb/>
&#x017F;chen Gebu&#x0364;rge verwu&#x0364;&#x017F;tete die Fluren von Arka-<lb/>
dien. &#x2014; Dem Eury&#x017F;theus war dieß erwu&#x0364;n&#x017F;cht,<lb/>
um den Herkules zu einer neuen gefa&#x0364;hrlichen Un-<lb/>
ternehmung auszu&#x017F;chicken. Dem Ueberwinder<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 2</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0277] nagte, und ihn ſich umzuwenden zwang. — Auch dieſen Angriff beſtand der Sohn des Donnergot- tes; und grub nach langem Kampf das letzte Haupt der Hydra, das unverletzlich war, tief in die Erde, und waͤlzte einen ungeheuren Stein daruͤber. Zum Lohn fuͤr ſeine Arbeit tauchte er in das vergoßne Blut der Hydra ſeine Pfeile, die durch das toͤdtliche Gift nun doppelt furchtbar waren, und uͤber ihren Beſitzer, ſelbſt durch ſeines Fein- des Tod, dereinſt noch Qual und Verderben brin- gen ſollten. Wenn unuͤberwindlicher Muth und Stand- haftigkeit, bei der Ueberwindung unzaͤhliger Hinder- niſſe und immer erneuerter Gefahren, irgend durch ein treffendes Sinnbild bezeichnet wird, ſo iſt es in dieſer Dichtung von dem Siege des Herkules uͤber das vielkoͤpfigte Ungeheuer. — Alte und neuere Dichter haben daher dieß Bild auch ſtets genuͤtzt, weil es ſich durch kein bedeutenderes erſetzen laͤßt. Der Erymanthiſche Eber. Ein ungeheurer Eber aus dem Erymanthi- ſchen Gebuͤrge verwuͤſtete die Fluren von Arka- dien. — Dem Euryſtheus war dieß erwuͤnſcht, um den Herkules zu einer neuen gefaͤhrlichen Un- ternehmung auszuſchicken. Dem Ueberwinder P 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/277
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/277>, abgerufen am 28.11.2024.