Nicht genug, daß Bellerophon die Chimära; die Pest des Landes, überwunden hatte, mußte er auch noch die Feinde des Jobates, die tapfern Solymer und die Amazonen bekriegen; und als er auch von dieser Unternehmung siegreich zurück- kehrte, lauerte noch im Hinterhalt ein Trupp von Lyciern auf ihn, die ihn ermorden sollten.
Als er auch diese schlug und der drohenden Ge- fahr aufs neue entging; so erkannte Jobates end- lich, daß der Held aus göttlichem Geschlechte sey, vermählte ihm seine Tochter, und theilte sein Königreich mit ihm. --
Allein auch dieses Heldenglück war nicht von Dauer. -- Als Bellerophon, seiner Siege froh, sich einst mit dem geflügelten Pegasus in die Lüfte schwang, und sich dem Sitz der Götter nähern wollte, so stürzten ihn diese so tief herab, als hoch er gestiegen war; -- sie schickten eine Bremse, deren Stich den Pegasus rasend machte, der hoch in der Luft sich bäumend seinen Reiter abwarf.
Der, welcher vorher ein Liebling der Götter war, schien ihnen von nun an verhaßt zu seyn. -- Sein niederbeugender Fall und Kummer über häusliches Unglück kürzte seine Tage, -- einsam, vor den Menschen verborgen, überließ er sich ganz der finstern Schwermuth, bis ihn sein Gram verzehrte.
Nicht genug, daß Bellerophon die Chimaͤra; die Peſt des Landes, uͤberwunden hatte, mußte er auch noch die Feinde des Jobates, die tapfern Solymer und die Amazonen bekriegen; und als er auch von dieſer Unternehmung ſiegreich zuruͤck- kehrte, lauerte noch im Hinterhalt ein Trupp von Lyciern auf ihn, die ihn ermorden ſollten.
Als er auch dieſe ſchlug und der drohenden Ge- fahr aufs neue entging; ſo erkannte Jobates end- lich, daß der Held aus goͤttlichem Geſchlechte ſey, vermaͤhlte ihm ſeine Tochter, und theilte ſein Koͤnigreich mit ihm. —
Allein auch dieſes Heldengluͤck war nicht von Dauer. — Als Bellerophon, ſeiner Siege froh, ſich einſt mit dem gefluͤgelten Pegaſus in die Luͤfte ſchwang, und ſich dem Sitz der Goͤtter naͤhern wollte, ſo ſtuͤrzten ihn dieſe ſo tief herab, als hoch er geſtiegen war; — ſie ſchickten eine Bremſe, deren Stich den Pegaſus raſend machte, der hoch in der Luft ſich baͤumend ſeinen Reiter abwarf.
Der, welcher vorher ein Liebling der Goͤtter war, ſchien ihnen von nun an verhaßt zu ſeyn. — Sein niederbeugender Fall und Kummer uͤber haͤusliches Ungluͤck kuͤrzte ſeine Tage, — einſam, vor den Menſchen verborgen, uͤberließ er ſich ganz der finſtern Schwermuth, bis ihn ſein Gram verzehrte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0265"n="215"/><p>Nicht genug, daß Bellerophon die Chimaͤra;<lb/>
die Peſt des Landes, uͤberwunden hatte, mußte<lb/>
er auch noch die Feinde des Jobates, die tapfern<lb/>
Solymer und die Amazonen bekriegen; und als<lb/>
er auch von dieſer Unternehmung ſiegreich zuruͤck-<lb/>
kehrte, lauerte noch im Hinterhalt ein Trupp von<lb/>
Lyciern auf ihn, die ihn ermorden ſollten.</p><lb/><p>Als er auch dieſe ſchlug und der drohenden Ge-<lb/>
fahr aufs neue entging; ſo erkannte Jobates end-<lb/>
lich, daß der Held aus <hirendition="#fr">goͤttlichem Geſchlechte</hi><lb/>ſey, vermaͤhlte ihm ſeine Tochter, und theilte ſein<lb/>
Koͤnigreich mit ihm. —</p><lb/><p>Allein auch dieſes Heldengluͤck war nicht von<lb/>
Dauer. — Als Bellerophon, ſeiner Siege froh,<lb/>ſich einſt mit dem gefluͤgelten Pegaſus in die Luͤfte<lb/>ſchwang, und ſich dem Sitz der Goͤtter naͤhern<lb/>
wollte, ſo ſtuͤrzten ihn dieſe ſo tief herab, als<lb/>
hoch er geſtiegen war; —ſie ſchickten eine Bremſe,<lb/>
deren Stich den Pegaſus raſend machte, der hoch<lb/>
in der Luft ſich baͤumend ſeinen Reiter abwarf.</p><lb/><p>Der, welcher vorher ein Liebling der Goͤtter<lb/>
war, ſchien ihnen von nun an verhaßt zu ſeyn. —<lb/>
Sein niederbeugender Fall und Kummer uͤber<lb/>
haͤusliches Ungluͤck kuͤrzte ſeine Tage, — einſam,<lb/>
vor den Menſchen verborgen, uͤberließ er ſich ganz<lb/>
der finſtern Schwermuth, bis ihn ſein Gram<lb/>
verzehrte.</p></div><lb/></div></body></text></TEI>
[215/0265]
Nicht genug, daß Bellerophon die Chimaͤra;
die Peſt des Landes, uͤberwunden hatte, mußte
er auch noch die Feinde des Jobates, die tapfern
Solymer und die Amazonen bekriegen; und als
er auch von dieſer Unternehmung ſiegreich zuruͤck-
kehrte, lauerte noch im Hinterhalt ein Trupp von
Lyciern auf ihn, die ihn ermorden ſollten.
Als er auch dieſe ſchlug und der drohenden Ge-
fahr aufs neue entging; ſo erkannte Jobates end-
lich, daß der Held aus goͤttlichem Geſchlechte
ſey, vermaͤhlte ihm ſeine Tochter, und theilte ſein
Koͤnigreich mit ihm. —
Allein auch dieſes Heldengluͤck war nicht von
Dauer. — Als Bellerophon, ſeiner Siege froh,
ſich einſt mit dem gefluͤgelten Pegaſus in die Luͤfte
ſchwang, und ſich dem Sitz der Goͤtter naͤhern
wollte, ſo ſtuͤrzten ihn dieſe ſo tief herab, als
hoch er geſtiegen war; — ſie ſchickten eine Bremſe,
deren Stich den Pegaſus raſend machte, der hoch
in der Luft ſich baͤumend ſeinen Reiter abwarf.
Der, welcher vorher ein Liebling der Goͤtter
war, ſchien ihnen von nun an verhaßt zu ſeyn. —
Sein niederbeugender Fall und Kummer uͤber
haͤusliches Ungluͤck kuͤrzte ſeine Tage, — einſam,
vor den Menſchen verborgen, uͤberließ er ſich ganz
der finſtern Schwermuth, bis ihn ſein Gram
verzehrte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/265>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.