einem hohen Felsen der Tempel des Apollo; und über der Oefnung einer Höhle stand der Dreifuß, auf welchem die Priesterin saß, die auch den Nah- men Pythia führte, und durch deren Mund der Gott die Zukunft offenbarte.
So ist er auf der hier beigefügten Kupfertafel nach einem antiken geschnittenen Steine, der als ein Meisterwerk der griechischen Kunst berühmt ist, abgebildet, wie er auf dem Haupte der Pythia, welche die Opferschaale in der Hand hält, seine Leyer stimmt. -- Er flößte der Priesterin, die seine Göttersprüche verkündigen sollte, selber die himmlischen Harmonien ein, die ihr den Blick in die Zukunft gaben.
Die andre Abbildung des Apollo, ebenfalls nach einer antiken Gemme, stellt ihn dar, auf einen attischen Pfeiler gelehnt; in der Linken den Bogen; die Leyer zu seinen Füßen. -- Man sieht in ihm den Gott, den, nach des Dichters Ausdruck, der blitzende Bogen schmückt, der aber auch den Chören der Musen sich zugesellt, und der die zerschellten Glieder durch heilende Kunst erquickt. --
Neptun.
So wie die hohen Göttergestalten Pontus, Oceanus, und Nereus in Schatten zurückge- wichen sind, steigt nun in herrschender Majestät
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einem hohen Felſen der Tempel des Apollo; und uͤber der Oefnung einer Hoͤhle ſtand der Dreifuß, auf welchem die Prieſterin ſaß, die auch den Nah- men Pythia fuͤhrte, und durch deren Mund der Gott die Zukunft offenbarte.
So iſt er auf der hier beigefuͤgten Kupfertafel nach einem antiken geſchnittenen Steine, der als ein Meiſterwerk der griechiſchen Kunſt beruͤhmt iſt, abgebildet, wie er auf dem Haupte der Pythia, welche die Opferſchaale in der Hand haͤlt, ſeine Leyer ſtimmt. — Er floͤßte der Prieſterin, die ſeine Goͤtterſpruͤche verkuͤndigen ſollte, ſelber die himmliſchen Harmonien ein, die ihr den Blick in die Zukunft gaben.
Die andre Abbildung des Apollo, ebenfalls nach einer antiken Gemme, ſtellt ihn dar, auf einen attiſchen Pfeiler gelehnt; in der Linken den Bogen; die Leyer zu ſeinen Fuͤßen. — Man ſieht in ihm den Gott, den, nach des Dichters Ausdruck, der blitzende Bogen ſchmuͤckt, der aber auch den Choͤren der Muſen ſich zugeſellt, und der die zerſchellten Glieder durch heilende Kunſt erquickt. —
Neptun.
So wie die hohen Goͤttergeſtalten Pontus, Oceanus, und Nereus in Schatten zuruͤckge- wichen ſind, ſteigt nun in herrſchender Majeſtaͤt
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einem hohen Felſen der Tempel des Apollo; und
uͤber der Oefnung einer Hoͤhle ſtand der Dreifuß,
auf welchem die Prieſterin ſaß, die auch den Nah-
men Pythia fuͤhrte, und durch deren Mund der
Gott die Zukunft offenbarte.
So iſt er auf der hier beigefuͤgten Kupfertafel
nach einem antiken geſchnittenen Steine, der als
ein Meiſterwerk der griechiſchen Kunſt beruͤhmt iſt,
abgebildet, wie er auf dem Haupte der Pythia,
welche die Opferſchaale in der Hand haͤlt,
ſeine Leyer ſtimmt. — Er floͤßte der Prieſterin,
die ſeine Goͤtterſpruͤche verkuͤndigen ſollte, ſelber
die himmliſchen Harmonien ein, die ihr den Blick
in die Zukunft gaben.
Die andre Abbildung des Apollo, ebenfalls
nach einer antiken Gemme, ſtellt ihn dar, auf
einen attiſchen Pfeiler gelehnt; in der Linken den
Bogen; die Leyer zu ſeinen Fuͤßen. — Man
ſieht in ihm den Gott, den, nach des Dichters
Ausdruck, der blitzende Bogen ſchmuͤckt, der aber
auch den Choͤren der Muſen ſich zugeſellt, und
der die zerſchellten Glieder durch heilende Kunſt
erquickt. —
Neptun.
So wie die hohen Goͤttergeſtalten Pontus,
Oceanus, und Nereus in Schatten zuruͤckge-
wichen ſind, ſteigt nun in herrſchender Majeſtaͤt
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/147>, abgerufen am 23.11.2024.
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