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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792.

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Billardstube verschlossen (es spielten nämlich einige Juden darin, die sich darum eingeschlossen, um nicht von orthodoxen Juden überrascht zu werden, weil, wie Jhnen doch bekannt ist, das Billardspielen am Sonnabend nicht erlaubt ist) mein Freund pochte, es wurde ihm auch aufgemacht, aber gleich nach seinem Hineintreten die Thüre wieder verschlossen. Dieser stellte nun den spielenden Juden vor, daß wenn sie bei verschlossenen Thüren spielen, sie bei den Hereinkommenden den Verdacht erregen würden, daß sie sich mit Hazardspielen abgäben, und könnten dadurch nicht allein sich, sondern auch ihm als Zuschauer Unannehmlichkeiten zuziehen; er verlangte daher ausdrücklich, daß man die Thüre wieder aufschließen solle, jene aber bestanden auf ihren Eigensinn, wodurch zwischen ihnen ein Wortwechsel entstand, bei welcher Gelegenheit einer von den Spielenden gegen meinen Freund sich unerlaubter Ausdrücke bediente, die ihn zum Zorn reitzten, so daß er, ganz wider seine gewöhnliche gütige Natur, nach einem neben sich stehenden Stuhle griff, um den Streitsüchtigen damit zum Stillschweigen zu bringen.

Aber kaum war er im Begriff mit dem Stuhle um sich zu schlagen, da fiel ihm ganz unvermuthet sein gehabter Traum ein, und sieh da! er faßte sich sogleich, setzte den Stuhl ganz gelassen nieder, und ging nach Hause. --



Billardstube verschlossen (es spielten naͤmlich einige Juden darin, die sich darum eingeschlossen, um nicht von orthodoxen Juden uͤberrascht zu werden, weil, wie Jhnen doch bekannt ist, das Billardspielen am Sonnabend nicht erlaubt ist) mein Freund pochte, es wurde ihm auch aufgemacht, aber gleich nach seinem Hineintreten die Thuͤre wieder verschlossen. Dieser stellte nun den spielenden Juden vor, daß wenn sie bei verschlossenen Thuͤren spielen, sie bei den Hereinkommenden den Verdacht erregen wuͤrden, daß sie sich mit Hazardspielen abgaͤben, und koͤnnten dadurch nicht allein sich, sondern auch ihm als Zuschauer Unannehmlichkeiten zuziehen; er verlangte daher ausdruͤcklich, daß man die Thuͤre wieder aufschließen solle, jene aber bestanden auf ihren Eigensinn, wodurch zwischen ihnen ein Wortwechsel entstand, bei welcher Gelegenheit einer von den Spielenden gegen meinen Freund sich unerlaubter Ausdruͤcke bediente, die ihn zum Zorn reitzten, so daß er, ganz wider seine gewoͤhnliche guͤtige Natur, nach einem neben sich stehenden Stuhle griff, um den Streitsuͤchtigen damit zum Stillschweigen zu bringen.

Aber kaum war er im Begriff mit dem Stuhle um sich zu schlagen, da fiel ihm ganz unvermuthet sein gehabter Traum ein, und sieh da! er faßte sich sogleich, setzte den Stuhl ganz gelassen nieder, und ging nach Hause. —


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[113/0113] Billardstube verschlossen (es spielten naͤmlich einige Juden darin, die sich darum eingeschlossen, um nicht von orthodoxen Juden uͤberrascht zu werden, weil, wie Jhnen doch bekannt ist, das Billardspielen am Sonnabend nicht erlaubt ist) mein Freund pochte, es wurde ihm auch aufgemacht, aber gleich nach seinem Hineintreten die Thuͤre wieder verschlossen. Dieser stellte nun den spielenden Juden vor, daß wenn sie bei verschlossenen Thuͤren spielen, sie bei den Hereinkommenden den Verdacht erregen wuͤrden, daß sie sich mit Hazardspielen abgaͤben, und koͤnnten dadurch nicht allein sich, sondern auch ihm als Zuschauer Unannehmlichkeiten zuziehen; er verlangte daher ausdruͤcklich, daß man die Thuͤre wieder aufschließen solle, jene aber bestanden auf ihren Eigensinn, wodurch zwischen ihnen ein Wortwechsel entstand, bei welcher Gelegenheit einer von den Spielenden gegen meinen Freund sich unerlaubter Ausdruͤcke bediente, die ihn zum Zorn reitzten, so daß er, ganz wider seine gewoͤhnliche guͤtige Natur, nach einem neben sich stehenden Stuhle griff, um den Streitsuͤchtigen damit zum Stillschweigen zu bringen. Aber kaum war er im Begriff mit dem Stuhle um sich zu schlagen, da fiel ihm ganz unvermuthet sein gehabter Traum ein, und sieh da! er faßte sich sogleich, setzte den Stuhl ganz gelassen nieder, und ging nach Hause. —

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0903_1792/113>, abgerufen am 22.12.2024.