Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

7. Erfahrungen über Träume. (Auszug aus einem Briefe an Herrn Maimon.)

Jn Jhrem vortreflichen Aufsatz: Ueber den Traum und über das Divinationsvermögen, nachdem Sie die verschiedenen Grade des Traums angegeben und erklärt haben, sagten Sie: "Jch glaube hier zur Erklärung einiger Phänomene in der Psychologie neue Aussichten eröfnet zu haben. Z.B. zu der Möglichkeit der Ahndungen, Vorhersehungen und dergleichen etc." Da Sie nun hierdurch genugsam zu erkennen gegeben, daß Sie nicht nur die Möglichkeit der Ahndungen und Vorhersehungen nicht läugnen, sondern sogar glauben, den Grund zu dieser Möglichkeit entdeckt zu haben; so hoffe ich, daß es Jhnen nicht ganz unangenehm seyn werde, wenn ich Sie mit einigen Phänomenen von dieser Art bekannt mache, von deren Wirklichkeit ich ganz überzeugt bin, die ich mir aber, ungeachtet daß ich mir schmeicheln kann, Jhre Gedanken und Meinung über die verschiedenen Grade des Traums gehörig gefaßt zu haben, dennoch nicht ganz erklären kann, und die also Jhrer Aufmerksamkeit werth sind. Hören Sie also, mein werthester Freund! vor eini-


7. Erfahrungen uͤber Traͤume. (Auszug aus einem Briefe an Herrn Maimon.)

Jn Jhrem vortreflichen Aufsatz: Ueber den Traum und uͤber das Divinationsvermoͤgen, nachdem Sie die verschiedenen Grade des Traums angegeben und erklaͤrt haben, sagten Sie: »Jch glaube hier zur Erklaͤrung einiger Phaͤnomene in der Psychologie neue Aussichten eroͤfnet zu haben. Z.B. zu der Moͤglichkeit der Ahndungen, Vorhersehungen und dergleichen etc.« Da Sie nun hierdurch genugsam zu erkennen gegeben, daß Sie nicht nur die Moͤglichkeit der Ahndungen und Vorhersehungen nicht laͤugnen, sondern sogar glauben, den Grund zu dieser Moͤglichkeit entdeckt zu haben; so hoffe ich, daß es Jhnen nicht ganz unangenehm seyn werde, wenn ich Sie mit einigen Phaͤnomenen von dieser Art bekannt mache, von deren Wirklichkeit ich ganz uͤberzeugt bin, die ich mir aber, ungeachtet daß ich mir schmeicheln kann, Jhre Gedanken und Meinung uͤber die verschiedenen Grade des Traums gehoͤrig gefaßt zu haben, dennoch nicht ganz erklaͤren kann, und die also Jhrer Aufmerksamkeit werth sind. Hoͤren Sie also, mein werthester Freund! vor eini-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0108" n="108"/><lb/><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head>7.                 Erfahrungen u&#x0364;ber Tra&#x0364;ume.                 (Auszug aus einem Briefe an Herrn <persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>Maimon.)</persName></head><lb/>
            <note type="editorial">
              <bibl>
                <persName ref="#ref57"><note type="editorial"/>Wolfssohn, Aaron</persName>
              </bibl>
            </note>
            <p>Jn Jhrem vortreflichen Aufsatz: <hi rendition="#b">Ueber den                             Traum und u&#x0364;ber das Divinationsvermo&#x0364;gen,</hi> nachdem Sie die                         verschiedenen Grade des Traums angegeben und erkla&#x0364;rt haben, sagten Sie: <hi rendition="#b">»Jch glaube hier zur Erkla&#x0364;rung einiger Pha&#x0364;nomene in                             der Psychologie neue Aussichten ero&#x0364;fnet zu haben. Z.B. zu der                             Mo&#x0364;glichkeit der Ahndungen, Vorhersehungen und dergleichen etc.«</hi> Da Sie nun hierdurch genugsam zu erkennen gegeben, daß Sie nicht nur die                         Mo&#x0364;glichkeit der Ahndungen und Vorhersehungen nicht la&#x0364;ugnen, sondern sogar                         glauben, den Grund zu dieser Mo&#x0364;glichkeit entdeckt zu haben; so hoffe ich,                         daß es Jhnen nicht ganz unangenehm seyn werde, wenn ich Sie mit einigen                         Pha&#x0364;nomenen von dieser Art bekannt mache, von deren Wirklichkeit ich ganz                         u&#x0364;berzeugt bin, die ich mir aber, ungeachtet daß ich mir schmeicheln kann,                         Jhre Gedanken und Meinung u&#x0364;ber die verschiedenen Grade des Traums geho&#x0364;rig                         gefaßt zu haben, dennoch nicht ganz erkla&#x0364;ren kann, und die also Jhrer                         Aufmerksamkeit werth sind. Ho&#x0364;ren Sie also, mein werthester Freund! vor                             eini-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0108] 7. Erfahrungen uͤber Traͤume. (Auszug aus einem Briefe an Herrn Maimon.) Jn Jhrem vortreflichen Aufsatz: Ueber den Traum und uͤber das Divinationsvermoͤgen, nachdem Sie die verschiedenen Grade des Traums angegeben und erklaͤrt haben, sagten Sie: »Jch glaube hier zur Erklaͤrung einiger Phaͤnomene in der Psychologie neue Aussichten eroͤfnet zu haben. Z.B. zu der Moͤglichkeit der Ahndungen, Vorhersehungen und dergleichen etc.« Da Sie nun hierdurch genugsam zu erkennen gegeben, daß Sie nicht nur die Moͤglichkeit der Ahndungen und Vorhersehungen nicht laͤugnen, sondern sogar glauben, den Grund zu dieser Moͤglichkeit entdeckt zu haben; so hoffe ich, daß es Jhnen nicht ganz unangenehm seyn werde, wenn ich Sie mit einigen Phaͤnomenen von dieser Art bekannt mache, von deren Wirklichkeit ich ganz uͤberzeugt bin, die ich mir aber, ungeachtet daß ich mir schmeicheln kann, Jhre Gedanken und Meinung uͤber die verschiedenen Grade des Traums gehoͤrig gefaßt zu haben, dennoch nicht ganz erklaͤren kann, und die also Jhrer Aufmerksamkeit werth sind. Hoͤren Sie also, mein werthester Freund! vor eini-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0903_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0903_1792/108
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0903_1792/108>, abgerufen am 22.12.2024.