Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792.Diese Erklärung weicht gleichfalls vom Sprachgebrauch ab; diesem zu Folge ist Vorstellung dasjenige, das sich, als Theil eines Ganzen oder einer Synthesis (in der apperception) als Merkmal auf dasselbe bezieht. Z.B. ein Gemälde, ein theatralisches Stück ist eine Vorstellung, indem jenes einige Merkmale des abgemalten Gegenstandes (sichtbare Figur und Farbe); diese Merkmale einer Handlung oder Begebenheit, die sich als Merkmale auf den Gegenstand oder die Handlung beziehn, darstellt. Hingegen ist dasjenige, das sich im Bewußtseyn aufs Subjekt und Objekt (im Reinholdschen Sinne) bezieht keine (partial) Darstellung des Subjekts und des Objekts; es bezieht sich nicht auf dieselbe als Merkmal, sondern als Bedingung der Koexistenz im Bewußtseyn; es kann also zu Folge des Sprachgebrauchs nicht Vorstellung heißen. Ferner, so sind das Objekt und das Subjekt, transzendental a priori gedacht, bloße Jdeen, die durch kein inneres absolutes Merkmal, als bloß durchs Bezogenwerden der Vorstellung auf beide gedacht werden; dahingegen die Vorstellung schon a priori als etwas durch innere absolute Merkmale Bestimmbares gedacht werden muß. Diesem zufolge sind also Subjekt und Objekt nicht einmal Bedingungen der Koexistenz zur Vor- Diese Erklaͤrung weicht gleichfalls vom Sprachgebrauch ab; diesem zu Folge ist Vorstellung dasjenige, das sich, als Theil eines Ganzen oder einer Synthesis (in der apperception) als Merkmal auf dasselbe bezieht. Z.B. ein Gemaͤlde, ein theatralisches Stuͤck ist eine Vorstellung, indem jenes einige Merkmale des abgemalten Gegenstandes (sichtbare Figur und Farbe); diese Merkmale einer Handlung oder Begebenheit, die sich als Merkmale auf den Gegenstand oder die Handlung beziehn, darstellt. Hingegen ist dasjenige, das sich im Bewußtseyn aufs Subjekt und Objekt (im Reinholdschen Sinne) bezieht keine (partial) Darstellung des Subjekts und des Objekts; es bezieht sich nicht auf dieselbe als Merkmal, sondern als Bedingung der Koexistenz im Bewußtseyn; es kann also zu Folge des Sprachgebrauchs nicht Vorstellung heißen. Ferner, so sind das Objekt und das Subjekt, transzendental a priori gedacht, bloße Jdeen, die durch kein inneres absolutes Merkmal, als bloß durchs Bezogenwerden der Vorstellung auf beide gedacht werden; dahingegen die Vorstellung schon a priori als etwas durch innere absolute Merkmale Bestimmbares gedacht werden muß. Diesem zufolge sind also Subjekt und Objekt nicht einmal Bedingungen der Koexistenz zur Vor- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0010" n="10"/><lb/> <p>Diese Erklaͤrung weicht gleichfalls vom Sprachgebrauch ab; diesem zu Folge ist Vorstellung dasjenige, das sich, als <hi rendition="#b">Theil eines Ganzen</hi> oder einer Synthesis (in der <hi rendition="#i">apperception)</hi> als <hi rendition="#b">Merkmal</hi> auf dasselbe bezieht. Z.B. ein Gemaͤlde, ein theatralisches Stuͤck ist eine Vorstellung, indem jenes einige Merkmale des abgemalten Gegenstandes (sichtbare Figur und Farbe); diese Merkmale einer Handlung oder Begebenheit, die sich <hi rendition="#b">als Merkmale</hi> auf den Gegenstand oder die Handlung beziehn, <hi rendition="#b">darstellt.</hi> Hingegen ist dasjenige, das sich im Bewußtseyn aufs Subjekt und Objekt (im Reinholdschen Sinne) bezieht keine (partial) <hi rendition="#b">Darstellung</hi> des Subjekts und des Objekts; es bezieht sich nicht auf dieselbe <hi rendition="#b">als Merkmal,</hi> sondern als <hi rendition="#b">Bedingung der Koexistenz im Bewußtseyn;</hi> es kann also zu Folge des Sprachgebrauchs nicht <hi rendition="#b">Vorstellung</hi> heißen. </p> <p>Ferner, so sind das Objekt und das Subjekt, transzendental <hi rendition="#i">a priori</hi> gedacht, <hi rendition="#b">bloße Jdeen,</hi> die durch kein <hi rendition="#b">inneres absolutes Merkmal,</hi> als bloß durchs <hi rendition="#b">Bezogenwerden</hi> der Vorstellung auf beide gedacht werden; dahingegen die <hi rendition="#b">Vorstellung</hi> schon <hi rendition="#i">a priori</hi> als etwas durch <hi rendition="#b">innere absolute Merkmale</hi> Bestimmbares gedacht werden muß. </p> <p>Diesem zufolge sind also Subjekt und Objekt nicht einmal Bedingungen der Koexistenz zur Vor-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0010]
Diese Erklaͤrung weicht gleichfalls vom Sprachgebrauch ab; diesem zu Folge ist Vorstellung dasjenige, das sich, als Theil eines Ganzen oder einer Synthesis (in der apperception) als Merkmal auf dasselbe bezieht. Z.B. ein Gemaͤlde, ein theatralisches Stuͤck ist eine Vorstellung, indem jenes einige Merkmale des abgemalten Gegenstandes (sichtbare Figur und Farbe); diese Merkmale einer Handlung oder Begebenheit, die sich als Merkmale auf den Gegenstand oder die Handlung beziehn, darstellt. Hingegen ist dasjenige, das sich im Bewußtseyn aufs Subjekt und Objekt (im Reinholdschen Sinne) bezieht keine (partial) Darstellung des Subjekts und des Objekts; es bezieht sich nicht auf dieselbe als Merkmal, sondern als Bedingung der Koexistenz im Bewußtseyn; es kann also zu Folge des Sprachgebrauchs nicht Vorstellung heißen.
Ferner, so sind das Objekt und das Subjekt, transzendental a priori gedacht, bloße Jdeen, die durch kein inneres absolutes Merkmal, als bloß durchs Bezogenwerden der Vorstellung auf beide gedacht werden; dahingegen die Vorstellung schon a priori als etwas durch innere absolute Merkmale Bestimmbares gedacht werden muß.
Diesem zufolge sind also Subjekt und Objekt nicht einmal Bedingungen der Koexistenz zur Vor-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |