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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792.

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Sphäre seines eigenen guten Sinnes bleibt, den er am meisten im Leben beobachtet und angebaut hat, so mag er wenigstens sich selber verstehen und Grund für sich haben, auch alles Fügliche dazu, aus allem schon gemeinnützig Vorhandenen, in der ganzen weiten Welt darzu nehmen, brauchen und sich dienen lassen, so baut er seine Sache an, so gut er immer kann, mit aller Welt in Frieden; aber auf fremdem Gebiet jagend, was und wo seine Sache nicht ist, wird er vogelfrei. Was ist absolute Vernunft in allem Spekulativen und Praktischen, als absolute Billigkeit? Gebt und laßt Gotte was Gottes ist, und jedem Dinge gehörig das seine. Suum Cuique! Ad unum Absolute Aequum omnia.

Obereit bekennt hiemit öffentlich, daß Kants Kritik der reinen Vernunft in rechtem Verstande, nach Reinholdischer Entwickelung, genau richtig und ohne Jrrthum sey, und läßt ihr hiemit alle übrigen bekannten und schätzbarsten Vorzüge, vor allen die große Zweckbemerkung, daß die Natur das ganze spekulative Vermögen zum Behuf und zur Gründung des moralischen hauptsächlich eingerichtet habe, welche erhabene Bemerkung zugleich die Bestimmung der Vernunftgrenzen in sich faßt. Nur das einige kann er nicht gestehen und finden, daß sie ohne allen Mangel a priori sey; hievon zeugt selbst die Mangelersetzung, der unerklärten Voraussetzungen, durch die Reinholdische Theorie des


Sphaͤre seines eigenen guten Sinnes bleibt, den er am meisten im Leben beobachtet und angebaut hat, so mag er wenigstens sich selber verstehen und Grund fuͤr sich haben, auch alles Fuͤgliche dazu, aus allem schon gemeinnuͤtzig Vorhandenen, in der ganzen weiten Welt darzu nehmen, brauchen und sich dienen lassen, so baut er seine Sache an, so gut er immer kann, mit aller Welt in Frieden; aber auf fremdem Gebiet jagend, was und wo seine Sache nicht ist, wird er vogelfrei. Was ist absolute Vernunft in allem Spekulativen und Praktischen, als absolute Billigkeit? Gebt und laßt Gotte was Gottes ist, und jedem Dinge gehoͤrig das seine. Suum Cuique! Ad unum Absolute Aequum omnia.

Obereit bekennt hiemit oͤffentlich, daß Kants Kritik der reinen Vernunft in rechtem Verstande, nach Reinholdischer Entwickelung, genau richtig und ohne Jrrthum sey, und laͤßt ihr hiemit alle uͤbrigen bekannten und schaͤtzbarsten Vorzuͤge, vor allen die große Zweckbemerkung, daß die Natur das ganze spekulative Vermoͤgen zum Behuf und zur Gruͤndung des moralischen hauptsaͤchlich eingerichtet habe, welche erhabene Bemerkung zugleich die Bestimmung der Vernunftgrenzen in sich faßt. Nur das einige kann er nicht gestehen und finden, daß sie ohne allen Mangel a priori sey; hievon zeugt selbst die Mangelersetzung, der unerklaͤrten Voraussetzungen, durch die Reinholdische Theorie des

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[116/0116] Sphaͤre seines eigenen guten Sinnes bleibt, den er am meisten im Leben beobachtet und angebaut hat, so mag er wenigstens sich selber verstehen und Grund fuͤr sich haben, auch alles Fuͤgliche dazu, aus allem schon gemeinnuͤtzig Vorhandenen, in der ganzen weiten Welt darzu nehmen, brauchen und sich dienen lassen, so baut er seine Sache an, so gut er immer kann, mit aller Welt in Frieden; aber auf fremdem Gebiet jagend, was und wo seine Sache nicht ist, wird er vogelfrei. Was ist absolute Vernunft in allem Spekulativen und Praktischen, als absolute Billigkeit? Gebt und laßt Gotte was Gottes ist, und jedem Dinge gehoͤrig das seine. Suum Cuique! Ad unum Absolute Aequum omnia. Obereit bekennt hiemit oͤffentlich, daß Kants Kritik der reinen Vernunft in rechtem Verstande, nach Reinholdischer Entwickelung, genau richtig und ohne Jrrthum sey, und laͤßt ihr hiemit alle uͤbrigen bekannten und schaͤtzbarsten Vorzuͤge, vor allen die große Zweckbemerkung, daß die Natur das ganze spekulative Vermoͤgen zum Behuf und zur Gruͤndung des moralischen hauptsaͤchlich eingerichtet habe, welche erhabene Bemerkung zugleich die Bestimmung der Vernunftgrenzen in sich faßt. Nur das einige kann er nicht gestehen und finden, daß sie ohne allen Mangel a priori sey; hievon zeugt selbst die Mangelersetzung, der unerklaͤrten Voraussetzungen, durch die Reinholdische Theorie des

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0902_1792/116>, abgerufen am 25.11.2024.