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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792.

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beit abnahm, wenn und wo sie nur mit der ihrigen fertig war.

Dagegen nahm die denkende Geschäftigkeit ihres Geistes in der stillen Andachtszeit ab, und ersank nach Erfüllung ihrer Pflichten und Angelegenheiten in Ruhe der Seele. Darin ward ihr nun Gott so unendlich erhaben, daß ihre ganze Seele im Stillschweigen vor ihm versank, und nur im Vertrauen auf den Unumschränkten ruhte. Jn der Ruhe verwandelte ihre Denkgeschäftigkeit sich nach und nach in blos allgemeine Aufmerksamkeit der Seele auf ihren allgenugsamen, allguten Gott und Herrn, mit allgemeiner Herzensneigung zu ihm und zum einfältigen Befolgen desselben, im eifrigen Dienst des Nächsten sein Opfer zu seyn. An dieser innern Betragensart fand sie allmählich, daß sie Genüge hatte, und bekam zugleich damit eine allgemeine und gar einfache Aufmerksamkeit auf ihre ganze Seele und ihren ganzen Wandel mit Gott von innen, als wenn nichts als der Einige, Allgenugsame und ihre einfache Seele in der Welt wäre, mit allgemeiner Beobachtung alles zu thun dienlichen und möglichen von außen um Gottes willen.

So gieng ihre einfältige Seele nach und nach geradezu in allgemeinste reine Gesinnung, gleichsam in eine metaphysisch praktische Allgemeinheit und Einfachheit über, wie eine reale praktische Monade in bloßer reiner Grundlage zum allgemeinen Besten, und wurde damit der allgemeinsten und simpelsten


beit abnahm, wenn und wo sie nur mit der ihrigen fertig war.

Dagegen nahm die denkende Geschaͤftigkeit ihres Geistes in der stillen Andachtszeit ab, und ersank nach Erfuͤllung ihrer Pflichten und Angelegenheiten in Ruhe der Seele. Darin ward ihr nun Gott so unendlich erhaben, daß ihre ganze Seele im Stillschweigen vor ihm versank, und nur im Vertrauen auf den Unumschraͤnkten ruhte. Jn der Ruhe verwandelte ihre Denkgeschaͤftigkeit sich nach und nach in blos allgemeine Aufmerksamkeit der Seele auf ihren allgenugsamen, allguten Gott und Herrn, mit allgemeiner Herzensneigung zu ihm und zum einfaͤltigen Befolgen desselben, im eifrigen Dienst des Naͤchsten sein Opfer zu seyn. An dieser innern Betragensart fand sie allmaͤhlich, daß sie Genuͤge hatte, und bekam zugleich damit eine allgemeine und gar einfache Aufmerksamkeit auf ihre ganze Seele und ihren ganzen Wandel mit Gott von innen, als wenn nichts als der Einige, Allgenugsame und ihre einfache Seele in der Welt waͤre, mit allgemeiner Beobachtung alles zu thun dienlichen und moͤglichen von außen um Gottes willen.

So gieng ihre einfaͤltige Seele nach und nach geradezu in allgemeinste reine Gesinnung, gleichsam in eine metaphysisch praktische Allgemeinheit und Einfachheit uͤber, wie eine reale praktische Monade in bloßer reiner Grundlage zum allgemeinen Besten, und wurde damit der allgemeinsten und simpelsten

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[100/0100] beit abnahm, wenn und wo sie nur mit der ihrigen fertig war. Dagegen nahm die denkende Geschaͤftigkeit ihres Geistes in der stillen Andachtszeit ab, und ersank nach Erfuͤllung ihrer Pflichten und Angelegenheiten in Ruhe der Seele. Darin ward ihr nun Gott so unendlich erhaben, daß ihre ganze Seele im Stillschweigen vor ihm versank, und nur im Vertrauen auf den Unumschraͤnkten ruhte. Jn der Ruhe verwandelte ihre Denkgeschaͤftigkeit sich nach und nach in blos allgemeine Aufmerksamkeit der Seele auf ihren allgenugsamen, allguten Gott und Herrn, mit allgemeiner Herzensneigung zu ihm und zum einfaͤltigen Befolgen desselben, im eifrigen Dienst des Naͤchsten sein Opfer zu seyn. An dieser innern Betragensart fand sie allmaͤhlich, daß sie Genuͤge hatte, und bekam zugleich damit eine allgemeine und gar einfache Aufmerksamkeit auf ihre ganze Seele und ihren ganzen Wandel mit Gott von innen, als wenn nichts als der Einige, Allgenugsame und ihre einfache Seele in der Welt waͤre, mit allgemeiner Beobachtung alles zu thun dienlichen und moͤglichen von außen um Gottes willen. So gieng ihre einfaͤltige Seele nach und nach geradezu in allgemeinste reine Gesinnung, gleichsam in eine metaphysisch praktische Allgemeinheit und Einfachheit uͤber, wie eine reale praktische Monade in bloßer reiner Grundlage zum allgemeinen Besten, und wurde damit der allgemeinsten und simpelsten

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0902_1792/100>, abgerufen am 23.11.2024.