Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792.
Heinrich IV. der zweite Theil, 2ter Akt, 1ster Auft. Man sieht hieraus, daß die Menschen in ihren sogenannten gesellschaftlichen Unterhaltungen, wo sie sich an keine bestimmte zweckmäßige Associationsart binden, sondern der Einbildungskraft völlig freyen Lauf lassen, nichts anders thun, als daß sie wachend träumen. Das Nachtwandeln ist ein hoher Grad des Traums, d.h. einer unwillkührlichen, unabsichtlichen, obgleich zuweilen zweckmäßige Association der Jdeen, die mit den ihnen korrespondirenden körperlichen Bewegungen und Handlungen verknüpft sind. Die Art der Association ist beim Nachtwandeln, so wie beim Traume nicht durchgehends bestimmt (wie bei der willkührlichen absichtlichen Association), sondern es durchkreutzen sich nach Beschaffenheit des Temperaments, der Gewohnheit und dergleichen, mehrere Arten der Associationen. Beim Nachtwandeln, wie beim Traume, geräth man einigermaaßen außer sich. Denn da das Selbstbewußtseyn auf die Selbstmacht im Fortsetzen
Heinrich IV. der zweite Theil, 2ter Akt, 1ster Auft. Man sieht hieraus, daß die Menschen in ihren sogenannten gesellschaftlichen Unterhaltungen, wo sie sich an keine bestimmte zweckmaͤßige Associationsart binden, sondern der Einbildungskraft voͤllig freyen Lauf lassen, nichts anders thun, als daß sie wachend traͤumen. Das Nachtwandeln ist ein hoher Grad des Traums, d.h. einer unwillkuͤhrlichen, unabsichtlichen, obgleich zuweilen zweckmaͤßige Association der Jdeen, die mit den ihnen korrespondirenden koͤrperlichen Bewegungen und Handlungen verknuͤpft sind. Die Art der Association ist beim Nachtwandeln, so wie beim Traume nicht durchgehends bestimmt (wie bei der willkuͤhrlichen absichtlichen Association), sondern es durchkreutzen sich nach Beschaffenheit des Temperaments, der Gewohnheit und dergleichen, mehrere Arten der Associationen. Beim Nachtwandeln, wie beim Traume, geraͤth man einigermaaßen außer sich. Denn da das Selbstbewußtseyn auf die Selbstmacht im Fortsetzen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0075" n="73"/><lb/> mehr mit solchem armen Volke so gemein machen sollte, und daß sie mich bald Madam wuͤrde nennen muͤssen! und gabst du mir nicht einen Kuß, und batst, ich sollte dir dreißig Schilling borgen? Thu itzt einen Eid auf deine Bibel, leugne das, wenn du kannst.«</p> <p> <hi rendition="#b">Heinrich <hi rendition="#aq">IV</hi>. der zweite Theil, <choice><corr>2ter</corr><sic>2ten</sic></choice> Akt, 1ster Auft.</hi> </p> <p>Man sieht hieraus, daß die Menschen in ihren sogenannten gesellschaftlichen Unterhaltungen, wo sie sich an keine bestimmte zweckmaͤßige Associationsart binden, sondern der Einbildungskraft voͤllig freyen Lauf lassen, nichts anders thun, als daß sie wachend traͤumen.</p> <p><hi rendition="#b">Das Nachtwandeln</hi> ist ein hoher Grad des Traums, d.h. einer unwillkuͤhrlichen, unabsichtlichen, obgleich zuweilen zweckmaͤßige Association der Jdeen, die mit den ihnen korrespondirenden koͤrperlichen Bewegungen und Handlungen verknuͤpft sind.</p> <p>Die Art der Association ist beim Nachtwandeln, so wie beim Traume nicht durchgehends bestimmt (wie bei der willkuͤhrlichen absichtlichen Association), sondern es durchkreutzen sich nach Beschaffenheit des Temperaments, der Gewohnheit und dergleichen, mehrere Arten der Associationen.</p> <p>Beim Nachtwandeln, wie beim Traume, geraͤth man einigermaaßen außer sich. Denn da das Selbstbewußtseyn auf die Selbstmacht im Fortsetzen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0075]
mehr mit solchem armen Volke so gemein machen sollte, und daß sie mich bald Madam wuͤrde nennen muͤssen! und gabst du mir nicht einen Kuß, und batst, ich sollte dir dreißig Schilling borgen? Thu itzt einen Eid auf deine Bibel, leugne das, wenn du kannst.«
Heinrich IV. der zweite Theil, 2ter Akt, 1ster Auft.
Man sieht hieraus, daß die Menschen in ihren sogenannten gesellschaftlichen Unterhaltungen, wo sie sich an keine bestimmte zweckmaͤßige Associationsart binden, sondern der Einbildungskraft voͤllig freyen Lauf lassen, nichts anders thun, als daß sie wachend traͤumen.
Das Nachtwandeln ist ein hoher Grad des Traums, d.h. einer unwillkuͤhrlichen, unabsichtlichen, obgleich zuweilen zweckmaͤßige Association der Jdeen, die mit den ihnen korrespondirenden koͤrperlichen Bewegungen und Handlungen verknuͤpft sind.
Die Art der Association ist beim Nachtwandeln, so wie beim Traume nicht durchgehends bestimmt (wie bei der willkuͤhrlichen absichtlichen Association), sondern es durchkreutzen sich nach Beschaffenheit des Temperaments, der Gewohnheit und dergleichen, mehrere Arten der Associationen.
Beim Nachtwandeln, wie beim Traume, geraͤth man einigermaaßen außer sich. Denn da das Selbstbewußtseyn auf die Selbstmacht im Fortsetzen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |