Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792.
Diese Nachricht betrübte den B. J. nicht wenig; doch machte ihm der letzte Umstand noch einige Hoffnung. Er fragte daher nach der Wohnung des neuen Oberrabbiners, gieng hin, scheute sich aber, da er fast nackend war, hereinzutreten, und wartete daher bis er jemanden in dieß Haus hereintreten sahe. Diesen bat er, er möchte doch so gut seyn, ihm seines Freundes Sohn herauszurufen. So bald dieser herauskam, erkannte er gleich den B. J. und bezeugte sein Erstaunen, ihn in einem solchen elenden Zustande hier zu sehn. B. J. erwiederte hierauf, daß es jetzt nicht die Zeit sey, alle Unglücksfälle zu erzählen, die ihn in diesen Zustand versetzt hätten, und daß er nur für jetzt darauf bedacht seyn solle, wie er dieses Elend um etwas erleichtern könne.
Diese Nachricht betruͤbte den B. J. nicht wenig; doch machte ihm der letzte Umstand noch einige Hoffnung. Er fragte daher nach der Wohnung des neuen Oberrabbiners, gieng hin, scheute sich aber, da er fast nackend war, hereinzutreten, und wartete daher bis er jemanden in dieß Haus hereintreten sahe. Diesen bat er, er moͤchte doch so gut seyn, ihm seines Freundes Sohn herauszurufen. So bald dieser herauskam, erkannte er gleich den B. J. und bezeugte sein Erstaunen, ihn in einem solchen elenden Zustande hier zu sehn. B. J. erwiederte hierauf, daß es jetzt nicht die Zeit sey, alle Ungluͤcksfaͤlle zu erzaͤhlen, die ihn in diesen Zustand versetzt haͤtten, und daß er nur fuͤr jetzt darauf bedacht seyn solle, wie er dieses Elend um etwas erleichtern koͤnne. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0060" n="58"/><lb/> ten und guten Freund von ihm als Schreiber mitgenommen hatte, so fragte er die Knaben nach diesem Freunde. Diese aber berichteten ihm, daß dieser Freund nicht mehr in Posen anzutreffen waͤre, indem er mit dem Oberrabbiner, der nachher befoͤrdert, und zum Oberrabbiner in Hamburg aufgenommen worden, nach diesem Orte mitgereist sey; daß er aber seinen Sohn, einen Knaben von ohngefaͤhr zwoͤlf Jahren in Posen bei dem jetzigen Oberrabbiner, der ein Schwiegersohn des vorigen sey, zuruͤckgelassen habe.</p> <p>Diese Nachricht betruͤbte den <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> nicht wenig; doch machte ihm der letzte Umstand noch einige Hoffnung.</p> <p>Er fragte daher nach der Wohnung des neuen Oberrabbiners, gieng hin, scheute sich aber, da er fast nackend war, hereinzutreten, und wartete daher bis er jemanden in dieß Haus hereintreten sahe. Diesen bat er, er moͤchte doch so gut seyn, ihm seines Freundes Sohn herauszurufen.</p> <p>So bald dieser herauskam, erkannte er gleich den <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> und bezeugte sein Erstaunen, ihn in einem solchen elenden Zustande hier zu sehn. <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> erwiederte hierauf, daß es jetzt nicht die Zeit sey, alle Ungluͤcksfaͤlle zu erzaͤhlen, die ihn in diesen Zustand versetzt haͤtten, und daß er nur fuͤr jetzt darauf bedacht seyn solle, wie er dieses Elend um etwas erleichtern koͤnne.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [58/0060]
ten und guten Freund von ihm als Schreiber mitgenommen hatte, so fragte er die Knaben nach diesem Freunde. Diese aber berichteten ihm, daß dieser Freund nicht mehr in Posen anzutreffen waͤre, indem er mit dem Oberrabbiner, der nachher befoͤrdert, und zum Oberrabbiner in Hamburg aufgenommen worden, nach diesem Orte mitgereist sey; daß er aber seinen Sohn, einen Knaben von ohngefaͤhr zwoͤlf Jahren in Posen bei dem jetzigen Oberrabbiner, der ein Schwiegersohn des vorigen sey, zuruͤckgelassen habe.
Diese Nachricht betruͤbte den B. J. nicht wenig; doch machte ihm der letzte Umstand noch einige Hoffnung.
Er fragte daher nach der Wohnung des neuen Oberrabbiners, gieng hin, scheute sich aber, da er fast nackend war, hereinzutreten, und wartete daher bis er jemanden in dieß Haus hereintreten sahe. Diesen bat er, er moͤchte doch so gut seyn, ihm seines Freundes Sohn herauszurufen.
So bald dieser herauskam, erkannte er gleich den B. J. und bezeugte sein Erstaunen, ihn in einem solchen elenden Zustande hier zu sehn. B. J. erwiederte hierauf, daß es jetzt nicht die Zeit sey, alle Ungluͤcksfaͤlle zu erzaͤhlen, die ihn in diesen Zustand versetzt haͤtten, und daß er nur fuͤr jetzt darauf bedacht seyn solle, wie er dieses Elend um etwas erleichtern koͤnne.
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