Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792.
B. J. bekam also auf diese Art eine Privaterziehung und Unterricht, theils von seinem Vater, theils aber von sich selbst; so daß er, als er ungefähr eilf Jahr alt war, es schon im Studium des Talmuds so weit gebracht hatte, daß er einen vollkommenen Rabiner abgeben konnte. Außerdem hatte er von der Geschichte, Astronomie, und einigen unzusammenhangenden mathematischen Wahrheiten überhaupt einige Kenntniß erlangt. Er brannte vor Begierde sich noch mehr Kenntnisse zu erwerben; aber wie sollte es bei dem Mangel an Anführung, an wissenschaftlichen Büchern, und an allen Mitteln dazu, angehen? Er mußte sich also begnügen, ohne allen Plan und Ordnung, sich das, was er zufälligerweise davon erhalten konnte, zu Nutze zu machen. Jch übergehe hier seine Lebensepoche nach seiner Verheirathung, die wegen der übeln Umstände seines Vaters, und nach dem Gebrauch dieser Nation in diesen Gegenden, überhaupt sehr frühzeitig (in seinem eilften Jahre) vor sich gieng, und bemerke hier blos diejenigen Umstände, die hauptsächlich zur Bildung seines Geistes und Karakters etwas beigetragen haben. B. J. war in seiner Jugend sehr lebhaft, und hatte viel Annehmlichkeit in seinem Wesen. Jn
B. J. bekam also auf diese Art eine Privaterziehung und Unterricht, theils von seinem Vater, theils aber von sich selbst; so daß er, als er ungefaͤhr eilf Jahr alt war, es schon im Studium des Talmuds so weit gebracht hatte, daß er einen vollkommenen Rabiner abgeben konnte. Außerdem hatte er von der Geschichte, Astronomie, und einigen unzusammenhangenden mathematischen Wahrheiten uͤberhaupt einige Kenntniß erlangt. Er brannte vor Begierde sich noch mehr Kenntnisse zu erwerben; aber wie sollte es bei dem Mangel an Anfuͤhrung, an wissenschaftlichen Buͤchern, und an allen Mitteln dazu, angehen? Er mußte sich also begnuͤgen, ohne allen Plan und Ordnung, sich das, was er zufaͤlligerweise davon erhalten konnte, zu Nutze zu machen. Jch uͤbergehe hier seine Lebensepoche nach seiner Verheirathung, die wegen der uͤbeln Umstaͤnde seines Vaters, und nach dem Gebrauch dieser Nation in diesen Gegenden, uͤberhaupt sehr fruͤhzeitig (in seinem eilften Jahre) vor sich gieng, und bemerke hier blos diejenigen Umstaͤnde, die hauptsaͤchlich zur Bildung seines Geistes und Karakters etwas beigetragen haben. B. J. war in seiner Jugend sehr lebhaft, und hatte viel Annehmlichkeit in seinem Wesen. Jn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0032" n="30"/><lb/> und Vorkenntniß zu haben, von sich selbst ein ganzes Werk von einer Wissenschaft habe durcharbeiten koͤnnen; und damit war dieser Proceß zu Ende.</p> <p><hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> bekam also auf diese Art eine Privaterziehung und Unterricht, theils von seinem Vater, theils aber von sich selbst; so daß er, als er ungefaͤhr eilf Jahr alt war, es schon im Studium des Talmuds so weit gebracht hatte, daß er einen vollkommenen Rabiner abgeben konnte. Außerdem hatte er von der Geschichte, Astronomie, und einigen unzusammenhangenden mathematischen Wahrheiten uͤberhaupt einige Kenntniß erlangt.</p> <p>Er brannte vor Begierde sich noch mehr Kenntnisse zu erwerben; aber wie sollte es bei dem Mangel an Anfuͤhrung, an wissenschaftlichen Buͤchern, und an allen Mitteln dazu, angehen? Er mußte sich also begnuͤgen, ohne allen Plan und Ordnung, sich das, was er zufaͤlligerweise davon erhalten konnte, zu Nutze zu machen.</p> <p>Jch uͤbergehe hier seine Lebensepoche nach seiner Verheirathung, die wegen der uͤbeln Umstaͤnde seines Vaters, und nach dem Gebrauch dieser Nation in diesen Gegenden, uͤberhaupt sehr fruͤhzeitig (in seinem eilften Jahre) vor sich gieng, und bemerke hier blos diejenigen Umstaͤnde, die hauptsaͤchlich zur Bildung seines Geistes und Karakters etwas beigetragen haben.</p> <p><hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> war in seiner Jugend sehr lebhaft, und hatte viel Annehmlichkeit in seinem Wesen. Jn<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0032]
und Vorkenntniß zu haben, von sich selbst ein ganzes Werk von einer Wissenschaft habe durcharbeiten koͤnnen; und damit war dieser Proceß zu Ende.
B. J. bekam also auf diese Art eine Privaterziehung und Unterricht, theils von seinem Vater, theils aber von sich selbst; so daß er, als er ungefaͤhr eilf Jahr alt war, es schon im Studium des Talmuds so weit gebracht hatte, daß er einen vollkommenen Rabiner abgeben konnte. Außerdem hatte er von der Geschichte, Astronomie, und einigen unzusammenhangenden mathematischen Wahrheiten uͤberhaupt einige Kenntniß erlangt.
Er brannte vor Begierde sich noch mehr Kenntnisse zu erwerben; aber wie sollte es bei dem Mangel an Anfuͤhrung, an wissenschaftlichen Buͤchern, und an allen Mitteln dazu, angehen? Er mußte sich also begnuͤgen, ohne allen Plan und Ordnung, sich das, was er zufaͤlligerweise davon erhalten konnte, zu Nutze zu machen.
Jch uͤbergehe hier seine Lebensepoche nach seiner Verheirathung, die wegen der uͤbeln Umstaͤnde seines Vaters, und nach dem Gebrauch dieser Nation in diesen Gegenden, uͤberhaupt sehr fruͤhzeitig (in seinem eilften Jahre) vor sich gieng, und bemerke hier blos diejenigen Umstaͤnde, die hauptsaͤchlich zur Bildung seines Geistes und Karakters etwas beigetragen haben.
B. J. war in seiner Jugend sehr lebhaft, und hatte viel Annehmlichkeit in seinem Wesen. Jn
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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