Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite


darauf Acht zu haben, oder mich in der Folge an diese Farbe zu erinnern.

Jch billige also die Stuffenleiter S. 69. nicht. Die erste Regel S. 68. ist nicht zu bezweifeln, und in den Verhältnißbegriffen des Kindes gegründet.

S. 82. f. Lavaters Träume, die er in seinem Buch Pontius Pilatus V. III. p. 252 sqq. erzählt, verdienen hier einen Platz. An einem andern Orte will ich von Visionen reden, die mit dem hier erwähnten Traume Aehnlichkeit haben, z.B. die Swedenborgsche Vision von der Feuersbrunst seines Hauses.

S. 82. f. (Sprechen wir nicht sogar) Der Zufall thut hier viel; aber man muß dennoch untersuchen, ob nichts weiter dahinter ist? Das Sprüchwort: "Wenn man vom Teufel spricht, so ist er nicht weit," d.h. "oft trift das ein, wovon man spricht," ist allen Sprachen gemein.

Die Neger, und überhaupt die Wilden riechen das Wildpret auf der Jagd, zuweilen in einer Entfernung von einigen Meilen, indem sie sich zu Boden werfen, und den Kopf dicht an die Erde legen. Wir haben ohne Zweifel viele Jnstinkte und Fähigkeiten, die in uns schlafen, und nicht zur Reife kommen, weil wir sie ersticken.

Jndessen ist eine einzige flüchtige Erscheinung in dem ganzen Laufe unsers Lebens hinreichend uns ihr Daseyn zu versichern. Jch weiß nicht ob ich zu dieser Klasse eine Fähigkeit rechnen kann, die ich mit


darauf Acht zu haben, oder mich in der Folge an diese Farbe zu erinnern.

Jch billige also die Stuffenleiter S. 69. nicht. Die erste Regel S. 68. ist nicht zu bezweifeln, und in den Verhaͤltnißbegriffen des Kindes gegruͤndet.

S. 82. f. Lavaters Traͤume, die er in seinem Buch Pontius Pilatus V. III. p. 252 sqq. erzaͤhlt, verdienen hier einen Platz. An einem andern Orte will ich von Visionen reden, die mit dem hier erwaͤhnten Traume Aehnlichkeit haben, z.B. die Swedenborgsche Vision von der Feuersbrunst seines Hauses.

S. 82. f. (Sprechen wir nicht sogar) Der Zufall thut hier viel; aber man muß dennoch untersuchen, ob nichts weiter dahinter ist? Das Spruͤchwort: »Wenn man vom Teufel spricht, so ist er nicht weit,« d.h. »oft trift das ein, wovon man spricht,« ist allen Sprachen gemein.

Die Neger, und uͤberhaupt die Wilden riechen das Wildpret auf der Jagd, zuweilen in einer Entfernung von einigen Meilen, indem sie sich zu Boden werfen, und den Kopf dicht an die Erde legen. Wir haben ohne Zweifel viele Jnstinkte und Faͤhigkeiten, die in uns schlafen, und nicht zur Reife kommen, weil wir sie ersticken.

Jndessen ist eine einzige fluͤchtige Erscheinung in dem ganzen Laufe unsers Lebens hinreichend uns ihr Daseyn zu versichern. Jch weiß nicht ob ich zu dieser Klasse eine Faͤhigkeit rechnen kann, die ich mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0061" n="61"/><lb/>
darauf Acht zu haben, oder mich in der Folge an diese Farbe                         zu erinnern. </p>
            <p>Jch billige also die Stuffenleiter S. 69. nicht. Die erste Regel S. 68. ist                         nicht zu bezweifeln, und in den Verha&#x0364;ltnißbegriffen des Kindes gegru&#x0364;ndet. </p>
            <p>S. 82. f. Lavaters Tra&#x0364;ume, die er in seinem Buch <hi rendition="#b">Pontius                             Pilatus V. <hi rendition="#aq">III</hi>. p. 252 sqq.</hi> erza&#x0364;hlt, verdienen hier einen Platz.                         An einem andern Orte will ich von <hi rendition="#b">Visionen</hi> reden,                         die mit dem hier erwa&#x0364;hnten Traume Aehnlichkeit haben, z.B. die                         Swedenborgsche Vision von der Feuersbrunst seines Hauses.</p>
            <p>S. 82. f. <hi rendition="#b">(Sprechen wir nicht sogar)</hi> Der Zufall thut                         hier viel; aber man muß dennoch untersuchen, ob nichts weiter dahinter ist?                         Das Spru&#x0364;chwort: »Wenn man vom Teufel spricht, so ist er nicht weit,« d.h.                         »oft trift das ein, wovon man spricht,« ist allen Sprachen gemein. </p>
            <p>Die Neger, und u&#x0364;berhaupt die Wilden riechen das Wildpret auf der Jagd,                         zuweilen in einer Entfernung von einigen Meilen, indem sie sich zu Boden                         werfen, und den Kopf dicht an die Erde legen. Wir haben ohne Zweifel viele                         Jnstinkte und Fa&#x0364;higkeiten, die in uns schlafen, und nicht zur Reife kommen,                         weil wir sie ersticken. </p>
            <p>Jndessen ist eine einzige flu&#x0364;chtige Erscheinung in dem ganzen Laufe unsers                         Lebens hinreichend uns ihr Daseyn zu versichern. Jch weiß nicht ob ich zu                         dieser Klasse eine Fa&#x0364;higkeit rechnen kann, die ich mit<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0061] darauf Acht zu haben, oder mich in der Folge an diese Farbe zu erinnern. Jch billige also die Stuffenleiter S. 69. nicht. Die erste Regel S. 68. ist nicht zu bezweifeln, und in den Verhaͤltnißbegriffen des Kindes gegruͤndet. S. 82. f. Lavaters Traͤume, die er in seinem Buch Pontius Pilatus V. III. p. 252 sqq. erzaͤhlt, verdienen hier einen Platz. An einem andern Orte will ich von Visionen reden, die mit dem hier erwaͤhnten Traume Aehnlichkeit haben, z.B. die Swedenborgsche Vision von der Feuersbrunst seines Hauses. S. 82. f. (Sprechen wir nicht sogar) Der Zufall thut hier viel; aber man muß dennoch untersuchen, ob nichts weiter dahinter ist? Das Spruͤchwort: »Wenn man vom Teufel spricht, so ist er nicht weit,« d.h. »oft trift das ein, wovon man spricht,« ist allen Sprachen gemein. Die Neger, und uͤberhaupt die Wilden riechen das Wildpret auf der Jagd, zuweilen in einer Entfernung von einigen Meilen, indem sie sich zu Boden werfen, und den Kopf dicht an die Erde legen. Wir haben ohne Zweifel viele Jnstinkte und Faͤhigkeiten, die in uns schlafen, und nicht zur Reife kommen, weil wir sie ersticken. Jndessen ist eine einzige fluͤchtige Erscheinung in dem ganzen Laufe unsers Lebens hinreichend uns ihr Daseyn zu versichern. Jch weiß nicht ob ich zu dieser Klasse eine Faͤhigkeit rechnen kann, die ich mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0803_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0803_1791/61
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0803_1791/61>, abgerufen am 03.05.2024.