Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791.
Jch glaube, daß man hier wohl unterscheiden müsse. Wenn die Melancholie nur reine Hypochondrie ist, und in bloß physischen Ursachen ihren Ursprung hat, so taugen die letzteren Mittel gewiß nicht; aber, sind es drückende Sorgen, unerhörte Kränkungen, die jeder Bemühung sie zu vergessen, trotzen, dann giebt es auch gewiß kein besseres Mittel sich zu zerstreuen, als starke, willkürlich gewählte, abstrakte Materien. Jch begnüge mich, Jhnen diese Bemerkungen über den ersten Theil Jhres Magazins vorläufig mitzutheilen, und die Fortsetzung soll gänzlich von Jhrem Befehl abhängen. Eine einzige Note will ich noch hinzusetzen, über einen Brief, den ich Jhnen vor ungefähr vier Jahren schrieb, und den Sie gütigst im 4. Heft des zweiten Theils dieses Magazins aufnahmen. Jn diesem Briefe hat sich ein sehr erheblicher Druckfehler eingeschlichen, und ohne Zweifel war meine unleserliche Hand Schuld daran. Jn dem eben angeführten Hefte S. 87 steht Arzt in Mietau, und soll heissen Arzt in Mayland.
Jch glaube, daß man hier wohl unterscheiden muͤsse. Wenn die Melancholie nur reine Hypochondrie ist, und in bloß physischen Ursachen ihren Ursprung hat, so taugen die letzteren Mittel gewiß nicht; aber, sind es druͤckende Sorgen, unerhoͤrte Kraͤnkungen, die jeder Bemuͤhung sie zu vergessen, trotzen, dann giebt es auch gewiß kein besseres Mittel sich zu zerstreuen, als starke, willkuͤrlich gewaͤhlte, abstrakte Materien. Jch begnuͤge mich, Jhnen diese Bemerkungen uͤber den ersten Theil Jhres Magazins vorlaͤufig mitzutheilen, und die Fortsetzung soll gaͤnzlich von Jhrem Befehl abhaͤngen. Eine einzige Note will ich noch hinzusetzen, uͤber einen Brief, den ich Jhnen vor ungefaͤhr vier Jahren schrieb, und den Sie guͤtigst im 4. Heft des zweiten Theils dieses Magazins aufnahmen. Jn diesem Briefe hat sich ein sehr erheblicher Druckfehler eingeschlichen, und ohne Zweifel war meine unleserliche Hand Schuld daran. Jn dem eben angefuͤhrten Hefte S. 87 steht Arzt in Mietau, und soll heissen Arzt in Mayland. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0101" n="101"/><lb/> Theil scheint meinen eben erwaͤhnten Erfahrungen geradezu zu widersprechen, — Erfahrungen, die nichts desto weniger, mit Genauigkeit und Wahrheit uͤber den Gebrauch der abstrakten Meditationen als Heilmittel gegen die Melancholie, angestellet sind. </p> <p>Jch glaube, daß man hier wohl unterscheiden muͤsse. Wenn die Melancholie nur reine Hypochondrie ist, und in bloß physischen Ursachen ihren Ursprung hat, so taugen die letzteren Mittel gewiß nicht; aber, sind es <hi rendition="#b">druͤckende Sorgen,</hi> unerhoͤrte Kraͤnkungen, die jeder Bemuͤhung sie zu vergessen, trotzen, dann giebt es auch gewiß kein besseres Mittel <hi rendition="#b">sich zu zerstreuen,</hi> als <hi rendition="#b">starke, willkuͤrlich gewaͤhlte, abstrakte Materien.</hi> </p> <p>Jch begnuͤge mich, Jhnen diese Bemerkungen uͤber den ersten Theil Jhres Magazins vorlaͤufig mitzutheilen, und die Fortsetzung soll gaͤnzlich von Jhrem Befehl abhaͤngen. </p> <p>Eine einzige Note will ich noch hinzusetzen, uͤber einen Brief, den ich Jhnen vor ungefaͤhr vier Jahren schrieb, und den Sie guͤtigst im 4. Heft des zweiten Theils dieses Magazins aufnahmen. Jn diesem Briefe hat sich ein sehr erheblicher Druckfehler eingeschlichen, und ohne Zweifel war meine unleserliche Hand Schuld daran. Jn dem eben angefuͤhrten Hefte S. 87 steht <hi rendition="#b">Arzt in Mietau,</hi> und soll heissen <hi rendition="#b">Arzt in Mayland.</hi> </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0101]
Theil scheint meinen eben erwaͤhnten Erfahrungen geradezu zu widersprechen, — Erfahrungen, die nichts desto weniger, mit Genauigkeit und Wahrheit uͤber den Gebrauch der abstrakten Meditationen als Heilmittel gegen die Melancholie, angestellet sind.
Jch glaube, daß man hier wohl unterscheiden muͤsse. Wenn die Melancholie nur reine Hypochondrie ist, und in bloß physischen Ursachen ihren Ursprung hat, so taugen die letzteren Mittel gewiß nicht; aber, sind es druͤckende Sorgen, unerhoͤrte Kraͤnkungen, die jeder Bemuͤhung sie zu vergessen, trotzen, dann giebt es auch gewiß kein besseres Mittel sich zu zerstreuen, als starke, willkuͤrlich gewaͤhlte, abstrakte Materien.
Jch begnuͤge mich, Jhnen diese Bemerkungen uͤber den ersten Theil Jhres Magazins vorlaͤufig mitzutheilen, und die Fortsetzung soll gaͤnzlich von Jhrem Befehl abhaͤngen.
Eine einzige Note will ich noch hinzusetzen, uͤber einen Brief, den ich Jhnen vor ungefaͤhr vier Jahren schrieb, und den Sie guͤtigst im 4. Heft des zweiten Theils dieses Magazins aufnahmen. Jn diesem Briefe hat sich ein sehr erheblicher Druckfehler eingeschlichen, und ohne Zweifel war meine unleserliche Hand Schuld daran. Jn dem eben angefuͤhrten Hefte S. 87 steht Arzt in Mietau, und soll heissen Arzt in Mayland.
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0803_1791/101>, abgerufen am 16.02.2025. |