Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0081" n="81"/><lb/> ich den Uhrmacher H. zum erstenmale zu sprechen bekam, und derselbe machte mit wenigen Worten, daß ich meinen Beruf wiederum ordentlich verrichtete, und durch ihn ward ich in dem Hause des Hrn. <persName ref="#ref11"><note type="editorial">Fleischbein, Johann Friedrich von</note>v. F....</persName> bekannt, alda erhielt ich die Schriften von Madam <persName ref="#ref12"><note type="editorial">Madame Guyon</note>Guion.</persName> An diesen Schriften fand ich so vielen Geschmack, daß mir die Neigung andere Schriften zu lesen, und Prediger zu hoͤren, gaͤnzlich vergieng. Jn dem Hause des Herrn <persName ref="#ref11"><note type="editorial">Fleischbein, Johann Friedrich von</note>von F....</persName> war ich sehr wohl gelitten, und genoß daselbst alle moͤgliche Freundschaft; und man bekuͤmmerte sich darin auch darum, daß ich auf meine aͤltern Tage eine festgesetzte Bedienung haben sollte. Dieses zu erlangen suchte ich alle Mittel und Wege; denn weil ich nach Anleitung der Madam <persName ref="#ref12"><note type="editorial">Madame Guyon</note>Guion</persName> die Gegenwart Gottes nicht in mir finden konnte, so glaubte ich, daß mir die Musik im Wege stuͤnde. Als ich es nun endlich dahin gebracht hatte, daß ich eine andere Bedienung bekommen, so war der Herr <persName ref="#ref11"><note type="editorial">Fleischbein, Johann Friedrich von</note>von F....</persName> gar nicht damit zufrieden, und wollte haben, ich sollte wieder umkehren. Da ich nun aber dazu gar keine Neigung bekommen konnte, so hoͤrte unsere Freundschaft auf; welches mir aber nichts zu schaffen machte, indem ich in der festen Ueberzeugung war, daß alle Handlungen des Herrn <persName ref="#ref11"><note type="editorial">Fleischbein, Johann Friedrich von</note>von F....</persName> nur ganz allein von Gott selbst dirigiret wuͤrden; und ich hoͤrte daher auch nicht auf, in den Schriften der Madam <persName ref="#ref12"><note type="editorial">Madame Guyon</note>Guion</persName> zu lesen, um endlich das-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [81/0081]
ich den Uhrmacher H. zum erstenmale zu sprechen bekam, und derselbe machte mit wenigen Worten, daß ich meinen Beruf wiederum ordentlich verrichtete, und durch ihn ward ich in dem Hause des Hrn. v. F.... bekannt, alda erhielt ich die Schriften von Madam Guion. An diesen Schriften fand ich so vielen Geschmack, daß mir die Neigung andere Schriften zu lesen, und Prediger zu hoͤren, gaͤnzlich vergieng. Jn dem Hause des Herrn von F.... war ich sehr wohl gelitten, und genoß daselbst alle moͤgliche Freundschaft; und man bekuͤmmerte sich darin auch darum, daß ich auf meine aͤltern Tage eine festgesetzte Bedienung haben sollte. Dieses zu erlangen suchte ich alle Mittel und Wege; denn weil ich nach Anleitung der Madam Guion die Gegenwart Gottes nicht in mir finden konnte, so glaubte ich, daß mir die Musik im Wege stuͤnde. Als ich es nun endlich dahin gebracht hatte, daß ich eine andere Bedienung bekommen, so war der Herr von F.... gar nicht damit zufrieden, und wollte haben, ich sollte wieder umkehren. Da ich nun aber dazu gar keine Neigung bekommen konnte, so hoͤrte unsere Freundschaft auf; welches mir aber nichts zu schaffen machte, indem ich in der festen Ueberzeugung war, daß alle Handlungen des Herrn von F.... nur ganz allein von Gott selbst dirigiret wuͤrden; und ich hoͤrte daher auch nicht auf, in den Schriften der Madam Guion zu lesen, um endlich das-
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