Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791.Dies unvermuthete Geschenk erhielt noch einen größern Werth durch die Art, womit es gegeben wurde, indem der Buchdrucker P... die Worte hinzufügte: es sey diese Kleinigkeit eine alte Schuld, die er abtrüge, weil nehmlich Reiser Neujahrwünsche, Gedichte u.s.w. bloß der Ehre wegen in H.... für ihn verfertigt hatte. Jn Reisers Umständen hatte ein Goldgulden, woraus dies Geschenk bestand, für ihn einen unschätzbaren Werth, und riß ihn auf einmal aus einer Menge kleiner Verlegenheiten, die er keinem Menschen hatte sagen dürfen. Dies machte daß er nun in Erfurt wirklich einige glückliche Tage verlebte, wo er eben durch nichts weder von innen noch außen gedrückt wurde; und auch in die Zukunft keine trübe Aussichten hatte. Der Brief von Philipp Reisern war auch interessanter als der vorhergehende; denn er enthielt die Nachricht, daß verschiedene von Reisers Mitschülern, welche mit ihm zugleich in H.... Komödie gespielt hatten, seinem Beispiele gefolgt, und auch zum Theil heimlich fortgegangen waren, um sich dem Theater zu widmen. Darunter war vorzüglich J..., der im Klavigo den Beaumarchais gespielt hatte; der Sohn des Kantor W...; der Präfektus aus dem Chore, Namens O..., und ein gewisser T..., eines Predigers Dies unvermuthete Geschenk erhielt noch einen groͤßern Werth durch die Art, womit es gegeben wurde, indem der Buchdrucker P... die Worte hinzufuͤgte: es sey diese Kleinigkeit eine alte Schuld, die er abtruͤge, weil nehmlich Reiser Neujahrwuͤnsche, Gedichte u.s.w. bloß der Ehre wegen in H.... fuͤr ihn verfertigt hatte. Jn Reisers Umstaͤnden hatte ein Goldgulden, woraus dies Geschenk bestand, fuͤr ihn einen unschaͤtzbaren Werth, und riß ihn auf einmal aus einer Menge kleiner Verlegenheiten, die er keinem Menschen hatte sagen duͤrfen. Dies machte daß er nun in Erfurt wirklich einige gluͤckliche Tage verlebte, wo er eben durch nichts weder von innen noch außen gedruͤckt wurde; und auch in die Zukunft keine truͤbe Aussichten hatte. Der Brief von Philipp Reisern war auch interessanter als der vorhergehende; denn er enthielt die Nachricht, daß verschiedene von Reisers Mitschuͤlern, welche mit ihm zugleich in H.... Komoͤdie gespielt hatten, seinem Beispiele gefolgt, und auch zum Theil heimlich fortgegangen waren, um sich dem Theater zu widmen. Darunter war vorzuͤglich J..., der im Klavigo den Beaumarchais gespielt hatte; der Sohn des Kantor W...; der Praͤfektus aus dem Chore, Namens O..., und ein gewisser T..., eines Predigers <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0019" n="19"/><lb/> <p>Dies unvermuthete Geschenk erhielt noch einen groͤßern Werth durch die Art, womit es gegeben wurde, indem der Buchdrucker P... die Worte hinzufuͤgte: es sey diese Kleinigkeit eine alte Schuld, die er abtruͤge, weil nehmlich Reiser Neujahrwuͤnsche, Gedichte u.s.w. bloß der Ehre wegen in H.... fuͤr ihn verfertigt hatte. </p> <p>Jn Reisers Umstaͤnden hatte ein Goldgulden, woraus dies Geschenk bestand, fuͤr ihn einen unschaͤtzbaren Werth, und riß ihn auf einmal aus einer Menge kleiner Verlegenheiten, die er keinem Menschen hatte sagen duͤrfen. Dies machte daß er nun in Erfurt wirklich einige gluͤckliche Tage verlebte, wo er eben durch nichts weder von innen noch außen gedruͤckt wurde; und auch in die Zukunft keine truͤbe Aussichten hatte. </p> <p>Der Brief von Philipp Reisern war auch interessanter als der vorhergehende; denn er enthielt die Nachricht, daß verschiedene von Reisers Mitschuͤlern, welche mit ihm zugleich in H.... Komoͤdie gespielt hatten, seinem Beispiele gefolgt, und auch zum Theil heimlich fortgegangen waren, um sich dem Theater zu widmen. </p> <p>Darunter war vorzuͤglich J..., der im Klavigo den Beaumarchais gespielt hatte; der Sohn des Kantor W...; der Praͤfektus aus dem Chore, Namens O..., und ein gewisser T..., eines Predigers<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [19/0019]
Dies unvermuthete Geschenk erhielt noch einen groͤßern Werth durch die Art, womit es gegeben wurde, indem der Buchdrucker P... die Worte hinzufuͤgte: es sey diese Kleinigkeit eine alte Schuld, die er abtruͤge, weil nehmlich Reiser Neujahrwuͤnsche, Gedichte u.s.w. bloß der Ehre wegen in H.... fuͤr ihn verfertigt hatte.
Jn Reisers Umstaͤnden hatte ein Goldgulden, woraus dies Geschenk bestand, fuͤr ihn einen unschaͤtzbaren Werth, und riß ihn auf einmal aus einer Menge kleiner Verlegenheiten, die er keinem Menschen hatte sagen duͤrfen. Dies machte daß er nun in Erfurt wirklich einige gluͤckliche Tage verlebte, wo er eben durch nichts weder von innen noch außen gedruͤckt wurde; und auch in die Zukunft keine truͤbe Aussichten hatte.
Der Brief von Philipp Reisern war auch interessanter als der vorhergehende; denn er enthielt die Nachricht, daß verschiedene von Reisers Mitschuͤlern, welche mit ihm zugleich in H.... Komoͤdie gespielt hatten, seinem Beispiele gefolgt, und auch zum Theil heimlich fortgegangen waren, um sich dem Theater zu widmen.
Darunter war vorzuͤglich J..., der im Klavigo den Beaumarchais gespielt hatte; der Sohn des Kantor W...; der Praͤfektus aus dem Chore, Namens O..., und ein gewisser T..., eines Predigers
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791/19>, abgerufen am 27.07.2024. |