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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791.

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diesen Stygischen Fluß hinunter blickte, kam Reisern lebhaft wieder vor die Seele, als er einige Jahre nachher die Nachricht von seinem Tode vernahm. -- Denn wenn irgend ein bedeutendes Bild sich formte, wo Zeichen und Sache eins wurden, so war es hier.

Für Reisern aber eröffneten sich wieder fröliche Aussichten : denn die Studenten kamen auf den Einfall noch eine Komödie aufzuführen, weil sie an diesem Vergnügen nun einmal Geschmack bekommen hatten.

Die Stücke, welche man wählte, waren der Argwöhnische und der Schatz, von Lessing: in dem erstern erhielt Reiser wiederum zwei Frauenzimmerrollen, die er mit Umkleidung spielen mußte; und in dem Schatz die Rolle des Maskaril, und nun wurde sein Schauspielerkredit unter den Studenten schon so befestigt, daß man es als eine Gefälligkeit von ihm ansah, wenn er diese Rollen übernehmen wollte, und er sich also auf keine Weise dazu drängen durfte.

Während daß nun die Veranstaltungen zu dieser zweiten theatralischen Vorstellung gemacht wurden, fing Reiser zu gleicher Zeit eine Ausarbeitung über die Empfindsamkeit an, womit er zuerst als Schriftsteller auftreten wollte. Jn dieser Schrift sollte die affektirte Empfindsamkeit lächerlich gemacht, und die wahre Empfindsamkeit in ihr gehöriges Licht gestellt werden.



diesen Stygischen Fluß hinunter blickte, kam Reisern lebhaft wieder vor die Seele, als er einige Jahre nachher die Nachricht von seinem Tode vernahm. — Denn wenn irgend ein bedeutendes Bild sich formte, wo Zeichen und Sache eins wurden, so war es hier.

Fuͤr Reisern aber eroͤffneten sich wieder froͤliche Aussichten : denn die Studenten kamen auf den Einfall noch eine Komoͤdie aufzufuͤhren, weil sie an diesem Vergnuͤgen nun einmal Geschmack bekommen hatten.

Die Stuͤcke, welche man waͤhlte, waren der Argwoͤhnische und der Schatz, von Lessing: in dem erstern erhielt Reiser wiederum zwei Frauenzimmerrollen, die er mit Umkleidung spielen mußte; und in dem Schatz die Rolle des Maskaril, und nun wurde sein Schauspielerkredit unter den Studenten schon so befestigt, daß man es als eine Gefaͤlligkeit von ihm ansah, wenn er diese Rollen uͤbernehmen wollte, und er sich also auf keine Weise dazu draͤngen durfte.

Waͤhrend daß nun die Veranstaltungen zu dieser zweiten theatralischen Vorstellung gemacht wurden, fing Reiser zu gleicher Zeit eine Ausarbeitung uͤber die Empfindsamkeit an, womit er zuerst als Schriftsteller auftreten wollte. Jn dieser Schrift sollte die affektirte Empfindsamkeit laͤcherlich gemacht, und die wahre Empfindsamkeit in ihr gehoͤriges Licht gestellt werden.


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[17/0017] diesen Stygischen Fluß hinunter blickte, kam Reisern lebhaft wieder vor die Seele, als er einige Jahre nachher die Nachricht von seinem Tode vernahm. — Denn wenn irgend ein bedeutendes Bild sich formte, wo Zeichen und Sache eins wurden, so war es hier. Fuͤr Reisern aber eroͤffneten sich wieder froͤliche Aussichten : denn die Studenten kamen auf den Einfall noch eine Komoͤdie aufzufuͤhren, weil sie an diesem Vergnuͤgen nun einmal Geschmack bekommen hatten. Die Stuͤcke, welche man waͤhlte, waren der Argwoͤhnische und der Schatz, von Lessing: in dem erstern erhielt Reiser wiederum zwei Frauenzimmerrollen, die er mit Umkleidung spielen mußte; und in dem Schatz die Rolle des Maskaril, und nun wurde sein Schauspielerkredit unter den Studenten schon so befestigt, daß man es als eine Gefaͤlligkeit von ihm ansah, wenn er diese Rollen uͤbernehmen wollte, und er sich also auf keine Weise dazu draͤngen durfte. Waͤhrend daß nun die Veranstaltungen zu dieser zweiten theatralischen Vorstellung gemacht wurden, fing Reiser zu gleicher Zeit eine Ausarbeitung uͤber die Empfindsamkeit an, womit er zuerst als Schriftsteller auftreten wollte. Jn dieser Schrift sollte die affektirte Empfindsamkeit laͤcherlich gemacht, und die wahre Empfindsamkeit in ihr gehoͤriges Licht gestellt werden.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791/17>, abgerufen am 23.11.2024.