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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791.

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Zur Seelenzeichenkunde.
1. Erinnerungen aus den Jahren der Kindheit, von K. St.

1) Als seine Eltern noch zu H.... wohnten, sah er einsmals einen Laufer vor einer Kutsche vorauf laufen. Seine Mutter machte ihn noch besonders darauf aufmerksam, indem sie sagte: sieh einmal, welch ein schöner Laufer ist das! --

Diese Worte und der schöne Anzug des Laufers machten einen solchen Eindruck bei ihm, daß er sich auf der Stelle entschloß, auch ein Laufer zu werden, und da ihn seine Mutter aus Scherz fragte, ob er auch ein Laufer werden wollte gleich ja sagte, und da sie hierauf sagte: ja -- so mußt du viel laufen, damit du das Laufen lernst, gleich anfing zu laufen, und jede Gelegenheit, die er finden konnte auf die Hausflur zu kommen, sogleich dazu anwandte, daß er sich im Laufen übte.

Bei solchen Uebungen wurde er auch nicht leicht müde, ob er gleich immer so stark lief wie er nur laufen konnte, und sie konnten wohl eine Stunde


Zur Seelenzeichenkunde.
1. Erinnerungen aus den Jahren der Kindheit, von K. St.

1) Als seine Eltern noch zu H.... wohnten, sah er einsmals einen Laufer vor einer Kutsche vorauf laufen. Seine Mutter machte ihn noch besonders darauf aufmerksam, indem sie sagte: sieh einmal, welch ein schoͤner Laufer ist das! —

Diese Worte und der schoͤne Anzug des Laufers machten einen solchen Eindruck bei ihm, daß er sich auf der Stelle entschloß, auch ein Laufer zu werden, und da ihn seine Mutter aus Scherz fragte, ob er auch ein Laufer werden wollte gleich ja sagte, und da sie hierauf sagte: ja — so mußt du viel laufen, damit du das Laufen lernst, gleich anfing zu laufen, und jede Gelegenheit, die er finden konnte auf die Hausflur zu kommen, sogleich dazu anwandte, daß er sich im Laufen uͤbte.

Bei solchen Uebungen wurde er auch nicht leicht muͤde, ob er gleich immer so stark lief wie er nur laufen konnte, und sie konnten wohl eine Stunde

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[107/0107] Zur Seelenzeichenkunde. 1. Erinnerungen aus den Jahren der Kindheit, von K. St. 1) Als seine Eltern noch zu H.... wohnten, sah er einsmals einen Laufer vor einer Kutsche vorauf laufen. Seine Mutter machte ihn noch besonders darauf aufmerksam, indem sie sagte: sieh einmal, welch ein schoͤner Laufer ist das! — Diese Worte und der schoͤne Anzug des Laufers machten einen solchen Eindruck bei ihm, daß er sich auf der Stelle entschloß, auch ein Laufer zu werden, und da ihn seine Mutter aus Scherz fragte, ob er auch ein Laufer werden wollte gleich ja sagte, und da sie hierauf sagte: ja — so mußt du viel laufen, damit du das Laufen lernst, gleich anfing zu laufen, und jede Gelegenheit, die er finden konnte auf die Hausflur zu kommen, sogleich dazu anwandte, daß er sich im Laufen uͤbte. Bei solchen Uebungen wurde er auch nicht leicht muͤde, ob er gleich immer so stark lief wie er nur laufen konnte, und sie konnten wohl eine Stunde

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791/107>, abgerufen am 25.11.2024.