Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.Jch will mir auch vornehmen, mich durch kleine Hindernisse nicht gleich von einer sonst nützlichen Sache abschrecken zu lassen. Jch will den Gedanken zu verbannen suchen, als ob mir Unrecht geschiehet. Und doch ist es mir, als ob dies der Fall wäre, und als ob meine ganze Seele sich gegen das zugefügte Unrecht von Menschen empören wollte. Durch diese vier mißvergnügten Tage habe ich wieder meiner Gesundheit merklich geschadet. Aber nun will ich auch mein Leben nutzen, weil ich es habe, meine -- -- sollen nun wieder meine Lieblingsbeschäftigung seyn. Jch will dadurch selbst fromme Empfindungen in mir zu erwecken suchen. Und von meiner redlichen Absicht überzeugt, will ich mich nicht mehr an die oft voreiligen Urtheile der Menschen kehren. Sondern will meinen Weg gerade vor mich hingehen, und mich weder durch Lob noch Tadel, von der rechten Bahn ableiten lassen. Mein Kummer ist mir doch nun wieder durch einen vergnügten Abend ersetzt worden. Das betrübt mich aber immer noch, daß ich diese vier Tage über betrübt gewesen bin, ohne gegründete Ursach dazu gehabt zu haben, indeß freuet es mich doch, daß ich anfange, aufmerksamer auf mich selbst zu werden. Jch will mir auch vornehmen, mich durch kleine Hindernisse nicht gleich von einer sonst nuͤtzlichen Sache abschrecken zu lassen. Jch will den Gedanken zu verbannen suchen, als ob mir Unrecht geschiehet. Und doch ist es mir, als ob dies der Fall waͤre, und als ob meine ganze Seele sich gegen das zugefuͤgte Unrecht von Menschen empoͤren wollte. Durch diese vier mißvergnuͤgten Tage habe ich wieder meiner Gesundheit merklich geschadet. Aber nun will ich auch mein Leben nutzen, weil ich es habe, meine — — sollen nun wieder meine Lieblingsbeschaͤftigung seyn. Jch will dadurch selbst fromme Empfindungen in mir zu erwecken suchen. Und von meiner redlichen Absicht uͤberzeugt, will ich mich nicht mehr an die oft voreiligen Urtheile der Menschen kehren. Sondern will meinen Weg gerade vor mich hingehen, und mich weder durch Lob noch Tadel, von der rechten Bahn ableiten lassen. Mein Kummer ist mir doch nun wieder durch einen vergnuͤgten Abend ersetzt worden. Das betruͤbt mich aber immer noch, daß ich diese vier Tage uͤber betruͤbt gewesen bin, ohne gegruͤndete Ursach dazu gehabt zu haben, indeß freuet es mich doch, daß ich anfange, aufmerksamer auf mich selbst zu werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0072" n="70"/><lb/> <p>Jch will mir auch vornehmen, mich durch kleine Hindernisse nicht gleich von einer sonst nuͤtzlichen Sache abschrecken zu lassen. </p> <p>Jch will den Gedanken zu verbannen suchen, als ob mir Unrecht geschiehet. Und doch ist es mir, als ob dies der Fall waͤre, und als ob meine ganze Seele sich gegen das zugefuͤgte Unrecht von Menschen empoͤren wollte. </p> <p>Durch diese vier mißvergnuͤgten Tage habe ich wieder meiner Gesundheit merklich geschadet. </p> <p>Aber nun will ich auch mein Leben nutzen, weil ich es habe, meine — — sollen nun wieder meine Lieblingsbeschaͤftigung seyn. Jch will dadurch selbst fromme Empfindungen in mir zu erwecken suchen. </p> <p>Und von meiner redlichen Absicht uͤberzeugt, will ich mich nicht mehr an die oft voreiligen Urtheile der Menschen kehren. </p> <p>Sondern will meinen Weg gerade vor mich hingehen, und mich weder durch Lob noch Tadel, von der rechten Bahn ableiten lassen. </p> <p>Mein Kummer ist mir doch nun wieder durch einen vergnuͤgten Abend ersetzt worden. Das betruͤbt mich aber immer noch, daß ich diese vier Tage uͤber betruͤbt gewesen bin, ohne gegruͤndete Ursach dazu gehabt zu haben, indeß freuet es mich doch, daß ich anfange, aufmerksamer auf mich selbst zu werden. </p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0072]
Jch will mir auch vornehmen, mich durch kleine Hindernisse nicht gleich von einer sonst nuͤtzlichen Sache abschrecken zu lassen.
Jch will den Gedanken zu verbannen suchen, als ob mir Unrecht geschiehet. Und doch ist es mir, als ob dies der Fall waͤre, und als ob meine ganze Seele sich gegen das zugefuͤgte Unrecht von Menschen empoͤren wollte.
Durch diese vier mißvergnuͤgten Tage habe ich wieder meiner Gesundheit merklich geschadet.
Aber nun will ich auch mein Leben nutzen, weil ich es habe, meine — — sollen nun wieder meine Lieblingsbeschaͤftigung seyn. Jch will dadurch selbst fromme Empfindungen in mir zu erwecken suchen.
Und von meiner redlichen Absicht uͤberzeugt, will ich mich nicht mehr an die oft voreiligen Urtheile der Menschen kehren.
Sondern will meinen Weg gerade vor mich hingehen, und mich weder durch Lob noch Tadel, von der rechten Bahn ableiten lassen.
Mein Kummer ist mir doch nun wieder durch einen vergnuͤgten Abend ersetzt worden. Das betruͤbt mich aber immer noch, daß ich diese vier Tage uͤber betruͤbt gewesen bin, ohne gegruͤndete Ursach dazu gehabt zu haben, indeß freuet es mich doch, daß ich anfange, aufmerksamer auf mich selbst zu werden.
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/72>, abgerufen am 26.06.2024. |