Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

2. Einige Gedanken über die Muttermähler.

Die Sinnenwelt stellt uns die wundervollsten Erscheinungen auf, von denen sich weder Vernunft noch Philosophie etwas träumen läßt.

Sie macht mit ihrem materiellen Stoffe die geheimsten Zusammensetzungen, in deren Zubereitung nur ein beobachtendes Auge die Natur bisweilen belauschen kann. --

Jahrtausende vorher würden wir verkündigen können, was einst die Natur für Wundergestalten hervorbringen und schaffen würde, wenn Sinne die materielle, und Vernunft die geistige Welt und ihren beiderseitigen Einfluß aufrichtiger zu durchspähen und zu durchforschen im Stande wären.

Alle ihre Zusammensetzungen, die jetzt zufällig und unglückliche Fehlgebuhrten der Natur für uns sind, würden wir dann als nothwendig und den Gesetzen der Materie gemäß erblicken.

Vor allem aber hat keine Erscheinung die Aufmerksamkeit des Beobachters mehr erregt, als die Erscheinung der Muttermähler, die bis auf diesen Zeitpunkt noch ein unerklärbares Räthsel geblieben ist. --



2. Einige Gedanken uͤber die Muttermaͤhler.

Die Sinnenwelt stellt uns die wundervollsten Erscheinungen auf, von denen sich weder Vernunft noch Philosophie etwas traͤumen laͤßt.

Sie macht mit ihrem materiellen Stoffe die geheimsten Zusammensetzungen, in deren Zubereitung nur ein beobachtendes Auge die Natur bisweilen belauschen kann. —

Jahrtausende vorher wuͤrden wir verkuͤndigen koͤnnen, was einst die Natur fuͤr Wundergestalten hervorbringen und schaffen wuͤrde, wenn Sinne die materielle, und Vernunft die geistige Welt und ihren beiderseitigen Einfluß aufrichtiger zu durchspaͤhen und zu durchforschen im Stande waͤren.

Alle ihre Zusammensetzungen, die jetzt zufaͤllig und ungluͤckliche Fehlgebuhrten der Natur fuͤr uns sind, wuͤrden wir dann als nothwendig und den Gesetzen der Materie gemaͤß erblicken.

Vor allem aber hat keine Erscheinung die Aufmerksamkeit des Beobachters mehr erregt, als die Erscheinung der Muttermaͤhler, die bis auf diesen Zeitpunkt noch ein unerklaͤrbares Raͤthsel geblieben ist. —


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0027" n="25"/><lb/><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head>2.                 Einige Gedanken u&#x0364;ber die Mutterma&#x0364;hler.</head><lb/>
            <note type="editorial">
              <bibl>
                <persName ref="#ref16"><note type="editorial"/>Grohmann</persName>
              </bibl>
            </note>
            <p>Die Sinnenwelt stellt uns die wundervollsten Erscheinungen                         auf, von denen sich weder <choice><corr>Vernunft</corr><sic>Vernnnft</sic></choice> noch Philosophie etwas tra&#x0364;umen la&#x0364;ßt.</p>
            <p>Sie macht mit ihrem materiellen Stoffe die geheimsten Zusammensetzungen, in                         deren Zubereitung nur ein beobachtendes Auge die Natur bisweilen belauschen                         kann. &#x2014; </p>
            <p>Jahrtausende vorher wu&#x0364;rden wir verku&#x0364;ndigen ko&#x0364;nnen, was einst die Natur fu&#x0364;r                         Wundergestalten hervorbringen und schaffen wu&#x0364;rde, wenn Sinne die materielle,                         und Vernunft die geistige Welt und ihren beiderseitigen Einfluß aufrichtiger                         zu durchspa&#x0364;hen und zu durchforschen im Stande wa&#x0364;ren. </p>
            <p>Alle ihre Zusammensetzungen, die jetzt zufa&#x0364;llig und unglu&#x0364;ckliche                         Fehlgebuhrten der Natur fu&#x0364;r uns sind, wu&#x0364;rden wir dann als nothwendig und den                         Gesetzen der Materie gema&#x0364;ß erblicken. </p>
            <p>Vor allem aber hat keine Erscheinung die Aufmerksamkeit des Beobachters mehr                         erregt, als die Erscheinung der Mutterma&#x0364;hler, die bis auf diesen Zeitpunkt                         noch ein unerkla&#x0364;rbares Ra&#x0364;thsel geblieben ist. &#x2014; </p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0027] 2. Einige Gedanken uͤber die Muttermaͤhler. Die Sinnenwelt stellt uns die wundervollsten Erscheinungen auf, von denen sich weder Vernunft noch Philosophie etwas traͤumen laͤßt. Sie macht mit ihrem materiellen Stoffe die geheimsten Zusammensetzungen, in deren Zubereitung nur ein beobachtendes Auge die Natur bisweilen belauschen kann. — Jahrtausende vorher wuͤrden wir verkuͤndigen koͤnnen, was einst die Natur fuͤr Wundergestalten hervorbringen und schaffen wuͤrde, wenn Sinne die materielle, und Vernunft die geistige Welt und ihren beiderseitigen Einfluß aufrichtiger zu durchspaͤhen und zu durchforschen im Stande waͤren. Alle ihre Zusammensetzungen, die jetzt zufaͤllig und ungluͤckliche Fehlgebuhrten der Natur fuͤr uns sind, wuͤrden wir dann als nothwendig und den Gesetzen der Materie gemaͤß erblicken. Vor allem aber hat keine Erscheinung die Aufmerksamkeit des Beobachters mehr erregt, als die Erscheinung der Muttermaͤhler, die bis auf diesen Zeitpunkt noch ein unerklaͤrbares Raͤthsel geblieben ist. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/27
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/27>, abgerufen am 26.04.2024.