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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789.

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wiß eine Arznei für die Seele; und die Natur kann unmöglich gegen das menschliche Geschlecht so hämisch und feindselig gesinnt gewesen seyn, daß sie für den Körper so heilsame Dinge, und für die Seele nichts dergleichen besorgt hätte.

Dem Körper kann nur von außenher zu Hülfe gekommen werden, was die Seele beglückt, ist in ihr selbst verschlossen. Je größer aber ihr Vorzug vor dem Körper, und je göttlicher ihr Ursprung ist, mit destomehr Aufmerksamkeit verdient sie behandelt zu werden. Eine wohlgeordnete Vernunft entdeckt immer, was das beste sey: da sie hingegen, sobald sie vernachläßigt wird, sich in unzählige Jrrthümer verwickelt.

Die Heilungsarten der verschiedenen Krankheiten der Seele aber, sind eben so verschieden, als diese Krankheit selber. Jede Traurigkeit kann nicht durch einerlei Bewegungsgrund gestillt werden. Der Traurende, der Bemitleidende, der Beneidende, bedürfen jeder einer andern Arznei.

Das aber ist immer die gewisseste und sicherste Kur, wenn man den Kranken belehrt, daß die Unordnung in seiner Seele, mag sie auch entstehen woher sie wolle, an und für sich selbst schon ein Fehler, und weder nothwendig noch natürlich sey.



wiß eine Arznei fuͤr die Seele; und die Natur kann unmoͤglich gegen das menschliche Geschlecht so haͤmisch und feindselig gesinnt gewesen seyn, daß sie fuͤr den Koͤrper so heilsame Dinge, und fuͤr die Seele nichts dergleichen besorgt haͤtte.

Dem Koͤrper kann nur von außenher zu Huͤlfe gekommen werden, was die Seele begluͤckt, ist in ihr selbst verschlossen. Je groͤßer aber ihr Vorzug vor dem Koͤrper, und je goͤttlicher ihr Ursprung ist, mit destomehr Aufmerksamkeit verdient sie behandelt zu werden. Eine wohlgeordnete Vernunft entdeckt immer, was das beste sey: da sie hingegen, sobald sie vernachlaͤßigt wird, sich in unzaͤhlige Jrrthuͤmer verwickelt.

Die Heilungsarten der verschiedenen Krankheiten der Seele aber, sind eben so verschieden, als diese Krankheit selber. Jede Traurigkeit kann nicht durch einerlei Bewegungsgrund gestillt werden. Der Traurende, der Bemitleidende, der Beneidende, beduͤrfen jeder einer andern Arznei.

Das aber ist immer die gewisseste und sicherste Kur, wenn man den Kranken belehrt, daß die Unordnung in seiner Seele, mag sie auch entstehen woher sie wolle, an und fuͤr sich selbst schon ein Fehler, und weder nothwendig noch natuͤrlich sey.


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[122/0122] wiß eine Arznei fuͤr die Seele; und die Natur kann unmoͤglich gegen das menschliche Geschlecht so haͤmisch und feindselig gesinnt gewesen seyn, daß sie fuͤr den Koͤrper so heilsame Dinge, und fuͤr die Seele nichts dergleichen besorgt haͤtte. Dem Koͤrper kann nur von außenher zu Huͤlfe gekommen werden, was die Seele begluͤckt, ist in ihr selbst verschlossen. Je groͤßer aber ihr Vorzug vor dem Koͤrper, und je goͤttlicher ihr Ursprung ist, mit destomehr Aufmerksamkeit verdient sie behandelt zu werden. Eine wohlgeordnete Vernunft entdeckt immer, was das beste sey: da sie hingegen, sobald sie vernachlaͤßigt wird, sich in unzaͤhlige Jrrthuͤmer verwickelt. Die Heilungsarten der verschiedenen Krankheiten der Seele aber, sind eben so verschieden, als diese Krankheit selber. Jede Traurigkeit kann nicht durch einerlei Bewegungsgrund gestillt werden. Der Traurende, der Bemitleidende, der Beneidende, beduͤrfen jeder einer andern Arznei. Das aber ist immer die gewisseste und sicherste Kur, wenn man den Kranken belehrt, daß die Unordnung in seiner Seele, mag sie auch entstehen woher sie wolle, an und fuͤr sich selbst schon ein Fehler, und weder nothwendig noch natuͤrlich sey.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0703_1789/122>, abgerufen am 25.11.2024.