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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789.

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meistens auf einen Schwank hinauslaufen. -- Sein Ehrtrieb ist ebenfalls nicht gering, doch ist es kein eigentlicher Ehrgeiz, wie bei seinem Bruder. Lob ist ihm zwar sehr angenehm, allein es drückt sich dabei eine solche unschuldige Freude in seinem Gesicht aus, und man kann eigentlich sagen, daß durch Strafen wenig oder gar nichts bei ihm ausgerichtet wird, da man hingegen durch Güte, Nachsicht und Freundlichkeit alles bei ihm ausrichten kann.

Schmerz und Vergnügen, besonders der erstere, affiziren ihn auch nicht so sehr, wie seinen Bruder. Wo dieser bei Verlust im Spiel ganz niedergeschlagen wird, da behält er philosophische Gelassenheit, und schon oft hat er dabei zu mir gesagt: "Was soll ich traurig seyn, es ist ja kein rechtes Geld?" Und eben so wenig ist alsdann seine Freude beim Gewinnst so übermäßig, wie die seines Bruders. Auch körperliche Schmerzen verschmerzt er leicht, und kann manchen Unfall mit lachendem Munde ertragen. Empfindsam ist er dabei, wie sich leicht schließen läßt, auch nicht in hohem Grad, doch rührt ihn die Erzählung einer rechtschaffenen, und besonders einer wohlthätigen Handlung sehr. Bei Erzählungen von dem Unglück anderer Personen wird er ganz ernsthaft und in sich gekehrt, und hört sie auch nicht gern, sind es aber Fabeln, so tröstet er sich damit, daß es nicht wahr sey, wenns allzu traurig ist. Eben so auch bei Kupferstichen oder Gemählden, wo ein Unglück vorgestellt ist, wird er


meistens auf einen Schwank hinauslaufen. — Sein Ehrtrieb ist ebenfalls nicht gering, doch ist es kein eigentlicher Ehrgeiz, wie bei seinem Bruder. Lob ist ihm zwar sehr angenehm, allein es druͤckt sich dabei eine solche unschuldige Freude in seinem Gesicht aus, und man kann eigentlich sagen, daß durch Strafen wenig oder gar nichts bei ihm ausgerichtet wird, da man hingegen durch Guͤte, Nachsicht und Freundlichkeit alles bei ihm ausrichten kann.

Schmerz und Vergnuͤgen, besonders der erstere, affiziren ihn auch nicht so sehr, wie seinen Bruder. Wo dieser bei Verlust im Spiel ganz niedergeschlagen wird, da behaͤlt er philosophische Gelassenheit, und schon oft hat er dabei zu mir gesagt: »Was soll ich traurig seyn, es ist ja kein rechtes Geld?« Und eben so wenig ist alsdann seine Freude beim Gewinnst so uͤbermaͤßig, wie die seines Bruders. Auch koͤrperliche Schmerzen verschmerzt er leicht, und kann manchen Unfall mit lachendem Munde ertragen. Empfindsam ist er dabei, wie sich leicht schließen laͤßt, auch nicht in hohem Grad, doch ruͤhrt ihn die Erzaͤhlung einer rechtschaffenen, und besonders einer wohlthaͤtigen Handlung sehr. Bei Erzaͤhlungen von dem Ungluͤck anderer Personen wird er ganz ernsthaft und in sich gekehrt, und hoͤrt sie auch nicht gern, sind es aber Fabeln, so troͤstet er sich damit, daß es nicht wahr sey, wenns allzu traurig ist. Eben so auch bei Kupferstichen oder Gemaͤhlden, wo ein Ungluͤck vorgestellt ist, wird er

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[104/0104] meistens auf einen Schwank hinauslaufen. — Sein Ehrtrieb ist ebenfalls nicht gering, doch ist es kein eigentlicher Ehrgeiz, wie bei seinem Bruder. Lob ist ihm zwar sehr angenehm, allein es druͤckt sich dabei eine solche unschuldige Freude in seinem Gesicht aus, und man kann eigentlich sagen, daß durch Strafen wenig oder gar nichts bei ihm ausgerichtet wird, da man hingegen durch Guͤte, Nachsicht und Freundlichkeit alles bei ihm ausrichten kann. Schmerz und Vergnuͤgen, besonders der erstere, affiziren ihn auch nicht so sehr, wie seinen Bruder. Wo dieser bei Verlust im Spiel ganz niedergeschlagen wird, da behaͤlt er philosophische Gelassenheit, und schon oft hat er dabei zu mir gesagt: »Was soll ich traurig seyn, es ist ja kein rechtes Geld?« Und eben so wenig ist alsdann seine Freude beim Gewinnst so uͤbermaͤßig, wie die seines Bruders. Auch koͤrperliche Schmerzen verschmerzt er leicht, und kann manchen Unfall mit lachendem Munde ertragen. Empfindsam ist er dabei, wie sich leicht schließen laͤßt, auch nicht in hohem Grad, doch ruͤhrt ihn die Erzaͤhlung einer rechtschaffenen, und besonders einer wohlthaͤtigen Handlung sehr. Bei Erzaͤhlungen von dem Ungluͤck anderer Personen wird er ganz ernsthaft und in sich gekehrt, und hoͤrt sie auch nicht gern, sind es aber Fabeln, so troͤstet er sich damit, daß es nicht wahr sey, wenns allzu traurig ist. Eben so auch bei Kupferstichen oder Gemaͤhlden, wo ein Ungluͤck vorgestellt ist, wird er

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0703_1789/104>, abgerufen am 25.11.2024.