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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789.

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Weihnachten eine Person gemerkt zu ihrer Seite, doch ohne sie recht zu kennen, dessen sie sich erinnert, und diese Veränderung dem Gebrauch des Eisens zuschreibet. Wie kann doch eine so plötzliche Aufhebung und Wiederherstellung des Gebrauchs der Sinne statt haben? Wie kann man meinen, mit der willkührlichen Einbildung diese Lebhaftigkeit der Gedanken, und diese Hurtigkeit alle freiwillige Bewegungen hervorzubringen? muß nicht der Zustand der Erstarrenden innerlich wenig unterschieden seyn, von dem Zustande der Schlafwandrer? Die kalten Bäder, welche dabei so sehr gerühmt werden, thaten dawider eben so wenig, als bei jenem Nachtwandrer, dessen Adr. Alemannus gedenket, der in solchem Zufalle durch die Seine schwamm.

Uebrigens ist sie jezt schon gewohnt dieser Starr- und Schlafsucht, redet davon ohne Scheu und Scham, indem sie es nicht mehr für ein so großes und gefährliches Uebel hält, als vormals. Sie ist auch nicht mehr so blaß, als sonst, empfindet aber doch vor dessen Antritt noch die Hitze und Schwere des Hauptes, und zu Ende des Anstoßes ein Herzwehe, welches sie aufweckt. Auch bei andern Starrsüchtigen habe ich Abwechselungen mit Wahnwitz u.s.w. wahrgenommen: wie im Jahre 1724 ein alter Mann einen Tag die Starrsucht, den andern den Wahnwitz, oder die Störung des Kopfes, den dritten ein viertägiges Fieber, und den vierten wieder die Starrsucht hatte, u.s.f.



Weihnachten eine Person gemerkt zu ihrer Seite, doch ohne sie recht zu kennen, dessen sie sich erinnert, und diese Veraͤnderung dem Gebrauch des Eisens zuschreibet. Wie kann doch eine so ploͤtzliche Aufhebung und Wiederherstellung des Gebrauchs der Sinne statt haben? Wie kann man meinen, mit der willkuͤhrlichen Einbildung diese Lebhaftigkeit der Gedanken, und diese Hurtigkeit alle freiwillige Bewegungen hervorzubringen? muß nicht der Zustand der Erstarrenden innerlich wenig unterschieden seyn, von dem Zustande der Schlafwandrer? Die kalten Baͤder, welche dabei so sehr geruͤhmt werden, thaten dawider eben so wenig, als bei jenem Nachtwandrer, dessen Adr. Alemannus gedenket, der in solchem Zufalle durch die Seine schwamm.

Uebrigens ist sie jezt schon gewohnt dieser Starr- und Schlafsucht, redet davon ohne Scheu und Scham, indem sie es nicht mehr fuͤr ein so großes und gefaͤhrliches Uebel haͤlt, als vormals. Sie ist auch nicht mehr so blaß, als sonst, empfindet aber doch vor dessen Antritt noch die Hitze und Schwere des Hauptes, und zu Ende des Anstoßes ein Herzwehe, welches sie aufweckt. Auch bei andern Starrsuͤchtigen habe ich Abwechselungen mit Wahnwitz u.s.w. wahrgenommen: wie im Jahre 1724 ein alter Mann einen Tag die Starrsucht, den andern den Wahnwitz, oder die Stoͤrung des Kopfes, den dritten ein viertaͤgiges Fieber, und den vierten wieder die Starrsucht hatte, u.s.f.


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[86/0086] Weihnachten eine Person gemerkt zu ihrer Seite, doch ohne sie recht zu kennen, dessen sie sich erinnert, und diese Veraͤnderung dem Gebrauch des Eisens zuschreibet. Wie kann doch eine so ploͤtzliche Aufhebung und Wiederherstellung des Gebrauchs der Sinne statt haben? Wie kann man meinen, mit der willkuͤhrlichen Einbildung diese Lebhaftigkeit der Gedanken, und diese Hurtigkeit alle freiwillige Bewegungen hervorzubringen? muß nicht der Zustand der Erstarrenden innerlich wenig unterschieden seyn, von dem Zustande der Schlafwandrer? Die kalten Baͤder, welche dabei so sehr geruͤhmt werden, thaten dawider eben so wenig, als bei jenem Nachtwandrer, dessen Adr. Alemannus gedenket, der in solchem Zufalle durch die Seine schwamm. Uebrigens ist sie jezt schon gewohnt dieser Starr- und Schlafsucht, redet davon ohne Scheu und Scham, indem sie es nicht mehr fuͤr ein so großes und gefaͤhrliches Uebel haͤlt, als vormals. Sie ist auch nicht mehr so blaß, als sonst, empfindet aber doch vor dessen Antritt noch die Hitze und Schwere des Hauptes, und zu Ende des Anstoßes ein Herzwehe, welches sie aufweckt. Auch bei andern Starrsuͤchtigen habe ich Abwechselungen mit Wahnwitz u.s.w. wahrgenommen: wie im Jahre 1724 ein alter Mann einen Tag die Starrsucht, den andern den Wahnwitz, oder die Stoͤrung des Kopfes, den dritten ein viertaͤgiges Fieber, und den vierten wieder die Starrsucht hatte, u.s.f.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0702_1789/86>, abgerufen am 05.12.2024.