Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite


er alles, was er in den Händen hatte, auf einen Schemmel, der mitten auf der Treppe stand, stieg vollends hinauf, und klopfte an die Thüre; da man ihm nun nicht aufmachte, stieg er die Treppe wieder hinunter, suchte den Cammerlaquai, that einige Fragen an ihn, rannte geschwind die Treppe wieder hinan, stieß mit dem Ellbogen an den hingesetzten Teller, und schlug die darauf stehenden Flaschen entzwei, wie es nicht anders seyn konnte. Er klopfte nochmals an die Thüre, und da sie noch nicht aufgemacht wurde, stieg er abermals hinab, nahm im Vorbeigehen den Teller mit, und setzte ihn hernach, da er wieder in den Speisesaal kam, auf einen Tisch. Von da gieng er in die Küche, nahm einen Wassereimer, lief damit an die Plumpe, ließ ihn vollaufen, und trug ihn wieder in die Küche. Er kam sodann wieder zum Teller, und da er keine Flaschen darauf fand, entrüstete er sich, und sagte: daß sie da seyn müßten, weil er sie darauf gesetzt habe; er fragte die andern Bedienten, ob sie dieselben etwan weggenommen hätten? Nach langem Suchen gieng er wieder an den Gläserschrank, nahm zwo andre Flaschen, spühlte sie aus, goß Wasser hinein, und setzte sie auf den Teller. Er trug hierauf alles zusammen in das Vorzimmer, bis an die Thüre des Saals, wo der Kammerlaquai sie von seinen Händen zu empfangen pflegte. Man nahm ihm demnach den Teller mit den Flaschen ab, und gab sie ihm nach einiger Zeit wieder; er trug sie


er alles, was er in den Haͤnden hatte, auf einen Schemmel, der mitten auf der Treppe stand, stieg vollends hinauf, und klopfte an die Thuͤre; da man ihm nun nicht aufmachte, stieg er die Treppe wieder hinunter, suchte den Cammerlaquai, that einige Fragen an ihn, rannte geschwind die Treppe wieder hinan, stieß mit dem Ellbogen an den hingesetzten Teller, und schlug die darauf stehenden Flaschen entzwei, wie es nicht anders seyn konnte. Er klopfte nochmals an die Thuͤre, und da sie noch nicht aufgemacht wurde, stieg er abermals hinab, nahm im Vorbeigehen den Teller mit, und setzte ihn hernach, da er wieder in den Speisesaal kam, auf einen Tisch. Von da gieng er in die Kuͤche, nahm einen Wassereimer, lief damit an die Plumpe, ließ ihn vollaufen, und trug ihn wieder in die Kuͤche. Er kam sodann wieder zum Teller, und da er keine Flaschen darauf fand, entruͤstete er sich, und sagte: daß sie da seyn muͤßten, weil er sie darauf gesetzt habe; er fragte die andern Bedienten, ob sie dieselben etwan weggenommen haͤtten? Nach langem Suchen gieng er wieder an den Glaͤserschrank, nahm zwo andre Flaschen, spuͤhlte sie aus, goß Wasser hinein, und setzte sie auf den Teller. Er trug hierauf alles zusammen in das Vorzimmer, bis an die Thuͤre des Saals, wo der Kammerlaquai sie von seinen Haͤnden zu empfangen pflegte. Man nahm ihm demnach den Teller mit den Flaschen ab, und gab sie ihm nach einiger Zeit wieder; er trug sie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0072" n="72"/><lb/>
er                         alles, was er in den Ha&#x0364;nden hatte, auf einen Schemmel, der mitten auf der                         Treppe stand, stieg vollends hinauf, und klopfte an die Thu&#x0364;re; da man ihm                         nun nicht aufmachte, stieg er die Treppe wieder hinunter, suchte den                         Cammerlaquai, that einige Fragen an ihn, rannte geschwind die Treppe wieder                         hinan, stieß mit dem Ellbogen an den hingesetzten Teller, und schlug die                         darauf stehenden Flaschen entzwei, wie es nicht anders seyn konnte. Er                         klopfte nochmals an die Thu&#x0364;re, und da sie noch nicht aufgemacht wurde, stieg                         er abermals hinab, nahm im Vorbeigehen den Teller mit, und setzte ihn                         hernach, da er wieder in den Speisesaal kam, auf einen Tisch. Von da gieng                         er in die Ku&#x0364;che, nahm einen Wassereimer, lief damit an die Plumpe, ließ ihn                         vollaufen, und trug ihn wieder in die Ku&#x0364;che. Er kam sodann wieder zum                         Teller, und da er keine Flaschen darauf fand, entru&#x0364;stete er sich, und sagte:                         daß sie da seyn mu&#x0364;ßten, weil er sie darauf gesetzt habe; er fragte die                         andern Bedienten, ob sie dieselben etwan weggenommen ha&#x0364;tten? Nach langem                         Suchen gieng er wieder an den Gla&#x0364;serschrank, nahm zwo andre Flaschen,                         spu&#x0364;hlte sie aus, goß Wasser hinein, und setzte sie auf den Teller. Er trug                         hierauf alles zusammen in das Vorzimmer, bis an die Thu&#x0364;re des Saals, wo der                         Kammerlaquai sie von seinen Ha&#x0364;nden zu empfangen pflegte. Man nahm ihm                         demnach den Teller mit den Flaschen ab, und gab sie ihm nach einiger Zeit                         wieder; er trug sie<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0072] er alles, was er in den Haͤnden hatte, auf einen Schemmel, der mitten auf der Treppe stand, stieg vollends hinauf, und klopfte an die Thuͤre; da man ihm nun nicht aufmachte, stieg er die Treppe wieder hinunter, suchte den Cammerlaquai, that einige Fragen an ihn, rannte geschwind die Treppe wieder hinan, stieß mit dem Ellbogen an den hingesetzten Teller, und schlug die darauf stehenden Flaschen entzwei, wie es nicht anders seyn konnte. Er klopfte nochmals an die Thuͤre, und da sie noch nicht aufgemacht wurde, stieg er abermals hinab, nahm im Vorbeigehen den Teller mit, und setzte ihn hernach, da er wieder in den Speisesaal kam, auf einen Tisch. Von da gieng er in die Kuͤche, nahm einen Wassereimer, lief damit an die Plumpe, ließ ihn vollaufen, und trug ihn wieder in die Kuͤche. Er kam sodann wieder zum Teller, und da er keine Flaschen darauf fand, entruͤstete er sich, und sagte: daß sie da seyn muͤßten, weil er sie darauf gesetzt habe; er fragte die andern Bedienten, ob sie dieselben etwan weggenommen haͤtten? Nach langem Suchen gieng er wieder an den Glaͤserschrank, nahm zwo andre Flaschen, spuͤhlte sie aus, goß Wasser hinein, und setzte sie auf den Teller. Er trug hierauf alles zusammen in das Vorzimmer, bis an die Thuͤre des Saals, wo der Kammerlaquai sie von seinen Haͤnden zu empfangen pflegte. Man nahm ihm demnach den Teller mit den Flaschen ab, und gab sie ihm nach einiger Zeit wieder; er trug sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0702_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0702_1789/72
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0702_1789/72>, abgerufen am 05.12.2024.