Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite


ist sie die erste Stufe desselben, und ist von ihm wesentlich nicht unterschieden."

"Es scheint also sehr nothwendig zu seyn, diese Krankheit zu heilen, ehe sie tiefer einwurzelt, stärker und hartnäckiger wird. Aber die Heilmittel sind noch nicht bekannt, und scheinen nicht leicht aufgefunden werden zu können. Vorzüglich kommt es wohl hier auf die Behandlung dieser Leute an. Man muß ihnen Zerstreuungen verschaffen, sie reisen lassen, sie von zu ernsthaften Geschäften abziehen, und andre ihnen angenehme darbiethen, ohne daß sie sie zu sehr anziehen. Hiemit könnte man kalte Bäder verbinden, welches vortrefliche, aber bisher wenig gebrauchte Mittel sind, um das in Unordnung gebrachte Nervensystem wieder zu beruhigen. Was diejenigen Nachtwandler betrift, die aus ihren Betten aufstehen, hin- und her laufen, und daher oft in Gefahr in Abgrund und aus den Fenstern zu stürzen kommen, wie es einem Nachtwandler gieng, der den Cartesius, Aristoteles, und andere Philosophen bei sich zu haben meinte, und als sie sich durchs Fenster wegbegaben, sie begleiten wollte, wenn man ihn nicht zurückgehalten hätte; so muß man sie an ihre Betten anbinden, die Thüren fest zuschließen, die Fenster verriegeln, und wenn sie aufstehen, mit Peitschenhieben aufwecken. Dies Mittel hat bei vielen gefruchtet. Ein gewisser Nachtwandler wurde auch durch ein andres Mittel geheilt, das ich aber nicht vorschlagen möchte.


ist sie die erste Stufe desselben, und ist von ihm wesentlich nicht unterschieden.«

»Es scheint also sehr nothwendig zu seyn, diese Krankheit zu heilen, ehe sie tiefer einwurzelt, staͤrker und hartnaͤckiger wird. Aber die Heilmittel sind noch nicht bekannt, und scheinen nicht leicht aufgefunden werden zu koͤnnen. Vorzuͤglich kommt es wohl hier auf die Behandlung dieser Leute an. Man muß ihnen Zerstreuungen verschaffen, sie reisen lassen, sie von zu ernsthaften Geschaͤften abziehen, und andre ihnen angenehme darbiethen, ohne daß sie sie zu sehr anziehen. Hiemit koͤnnte man kalte Baͤder verbinden, welches vortrefliche, aber bisher wenig gebrauchte Mittel sind, um das in Unordnung gebrachte Nervensystem wieder zu beruhigen. Was diejenigen Nachtwandler betrift, die aus ihren Betten aufstehen, hin- und her laufen, und daher oft in Gefahr in Abgrund und aus den Fenstern zu stuͤrzen kommen, wie es einem Nachtwandler gieng, der den Cartesius, Aristoteles, und andere Philosophen bei sich zu haben meinte, und als sie sich durchs Fenster wegbegaben, sie begleiten wollte, wenn man ihn nicht zuruͤckgehalten haͤtte; so muß man sie an ihre Betten anbinden, die Thuͤren fest zuschließen, die Fenster verriegeln, und wenn sie aufstehen, mit Peitschenhieben aufwecken. Dies Mittel hat bei vielen gefruchtet. Ein gewisser Nachtwandler wurde auch durch ein andres Mittel geheilt, das ich aber nicht vorschlagen moͤchte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0069" n="69"/><lb/>
ist sie die erste Stufe desselben, und ist von                         ihm wesentlich nicht unterschieden.«</p>
            <p>»Es scheint also sehr nothwendig zu seyn, diese Krankheit zu heilen, ehe sie                         tiefer einwurzelt, sta&#x0364;rker und hartna&#x0364;ckiger wird. Aber die Heilmittel sind                         noch nicht bekannt, und scheinen nicht leicht aufgefunden werden zu ko&#x0364;nnen.                         Vorzu&#x0364;glich kommt es wohl hier auf die Behandlung dieser Leute an. Man muß                         ihnen Zerstreuungen verschaffen, sie reisen lassen, sie von zu ernsthaften                         Gescha&#x0364;ften abziehen, und andre ihnen angenehme darbiethen, ohne daß sie sie                         zu sehr anziehen. Hiemit ko&#x0364;nnte man kalte Ba&#x0364;der verbinden, welches                         vortrefliche, aber bisher wenig gebrauchte Mittel sind, um das in Unordnung                         gebrachte Nervensystem wieder zu beruhigen. Was diejenigen Nachtwandler                         betrift, die aus ihren Betten aufstehen, hin- und her laufen, und daher oft                         in Gefahr in Abgrund und aus den Fenstern zu stu&#x0364;rzen kommen, wie es einem                         Nachtwandler gieng, der den Cartesius, Aristoteles, und andere Philosophen                         bei sich zu haben meinte, und als sie sich durchs Fenster wegbegaben, sie                         begleiten wollte, wenn man ihn nicht zuru&#x0364;ckgehalten ha&#x0364;tte; so muß man sie an                         ihre Betten anbinden, die Thu&#x0364;ren fest zuschließen, die Fenster verriegeln,                         und wenn sie aufstehen, mit Peitschenhieben aufwecken. Dies Mittel hat bei                         vielen gefruchtet. Ein gewisser Nachtwandler wurde auch durch ein andres                         Mittel geheilt, das ich aber nicht vorschlagen mo&#x0364;chte.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0069] ist sie die erste Stufe desselben, und ist von ihm wesentlich nicht unterschieden.« »Es scheint also sehr nothwendig zu seyn, diese Krankheit zu heilen, ehe sie tiefer einwurzelt, staͤrker und hartnaͤckiger wird. Aber die Heilmittel sind noch nicht bekannt, und scheinen nicht leicht aufgefunden werden zu koͤnnen. Vorzuͤglich kommt es wohl hier auf die Behandlung dieser Leute an. Man muß ihnen Zerstreuungen verschaffen, sie reisen lassen, sie von zu ernsthaften Geschaͤften abziehen, und andre ihnen angenehme darbiethen, ohne daß sie sie zu sehr anziehen. Hiemit koͤnnte man kalte Baͤder verbinden, welches vortrefliche, aber bisher wenig gebrauchte Mittel sind, um das in Unordnung gebrachte Nervensystem wieder zu beruhigen. Was diejenigen Nachtwandler betrift, die aus ihren Betten aufstehen, hin- und her laufen, und daher oft in Gefahr in Abgrund und aus den Fenstern zu stuͤrzen kommen, wie es einem Nachtwandler gieng, der den Cartesius, Aristoteles, und andere Philosophen bei sich zu haben meinte, und als sie sich durchs Fenster wegbegaben, sie begleiten wollte, wenn man ihn nicht zuruͤckgehalten haͤtte; so muß man sie an ihre Betten anbinden, die Thuͤren fest zuschließen, die Fenster verriegeln, und wenn sie aufstehen, mit Peitschenhieben aufwecken. Dies Mittel hat bei vielen gefruchtet. Ein gewisser Nachtwandler wurde auch durch ein andres Mittel geheilt, das ich aber nicht vorschlagen moͤchte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0702_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0702_1789/69
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0702_1789/69>, abgerufen am 01.05.2024.