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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789.

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in Volbringung böser Thaten und oft unvertilgbarer Hang zu bösen Thaten wird; Diese Fertigkeit, unedler Hang, böse Neigung bestimmen den moralischen Character des Lasterhaften. Nur wenige lasterhafte Menschen im eigentlichen Sinn der Wortbedeutung, sind von Grund aus zu heilen. Laster ist und kann also nichts Angebohrnes, nichts der menschlichen Natur Eigentümliches seyn, in Rüksicht ihrer ursprünglichen Beschaffenheit; böse Neigung ist Laster, wenn sie herrschend wird, und sie müßte herrschend seyn, wenn sie angebohren wäre. Der Verfasser der Geschichte seiner Verirrungen B. 3. St. 1. der Erfahrungsseelenkunde irrt sich folglich, wenn er S. 11 sagt, gutes und böses Herz werden wohl angebohren. Grundtriebe, Affecten, Temperament, werden angebohren, verherrlichende Weisheit des großen Schöpfers vermögen zum Bösen, es zu begehen, anzunehmen u.s.w. Der Zunder, die Empfänglichkeit fürs Böse, offen für unedle Neigungen, ist in der menschlichen Natur anzutreffen, entspringt und ist aufs wesentlichste mit den Grundtrieben, Affecten und Temperament des Menschen vereint. Der Mensch ist mithin durch seine Natur zu keinen unedlen Neigungen gezwungen; wär ers, hätte er ein angebohrnes schlechtes Herz: wie wären auch die Haupteigenschaften Gottes, seine Gerechtigkeit, seine uneingeschränkte unpartheische Menschenliebe, womit er aller Menschen Wohl und dauerndes Glük so offenbar will,


in Volbringung boͤser Thaten und oft unvertilgbarer Hang zu boͤsen Thaten wird; Diese Fertigkeit, unedler Hang, boͤse Neigung bestimmen den moralischen Character des Lasterhaften. Nur wenige lasterhafte Menschen im eigentlichen Sinn der Wortbedeutung, sind von Grund aus zu heilen. Laster ist und kann also nichts Angebohrnes, nichts der menschlichen Natur Eigentuͤmliches seyn, in Ruͤksicht ihrer urspruͤnglichen Beschaffenheit; boͤse Neigung ist Laster, wenn sie herrschend wird, und sie muͤßte herrschend seyn, wenn sie angebohren waͤre. Der Verfasser der Geschichte seiner Verirrungen B. 3. St. 1. der Erfahrungsseelenkunde irrt sich folglich, wenn er S. 11 sagt, gutes und boͤses Herz werden wohl angebohren. Grundtriebe, Affecten, Temperament, werden angebohren, verherrlichende Weisheit des großen Schoͤpfers vermoͤgen zum Boͤsen, es zu begehen, anzunehmen u.s.w. Der Zunder, die Empfaͤnglichkeit fuͤrs Boͤse, offen fuͤr unedle Neigungen, ist in der menschlichen Natur anzutreffen, entspringt und ist aufs wesentlichste mit den Grundtrieben, Affecten und Temperament des Menschen vereint. Der Mensch ist mithin durch seine Natur zu keinen unedlen Neigungen gezwungen; waͤr ers, haͤtte er ein angebohrnes schlechtes Herz: wie waͤren auch die Haupteigenschaften Gottes, seine Gerechtigkeit, seine uneingeschraͤnkte unpartheische Menschenliebe, womit er aller Menschen Wohl und dauerndes Gluͤk so offenbar will,

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[39/0039] in Volbringung boͤser Thaten und oft unvertilgbarer Hang zu boͤsen Thaten wird; Diese Fertigkeit, unedler Hang, boͤse Neigung bestimmen den moralischen Character des Lasterhaften. Nur wenige lasterhafte Menschen im eigentlichen Sinn der Wortbedeutung, sind von Grund aus zu heilen. Laster ist und kann also nichts Angebohrnes, nichts der menschlichen Natur Eigentuͤmliches seyn, in Ruͤksicht ihrer urspruͤnglichen Beschaffenheit; boͤse Neigung ist Laster, wenn sie herrschend wird, und sie muͤßte herrschend seyn, wenn sie angebohren waͤre. Der Verfasser der Geschichte seiner Verirrungen B. 3. St. 1. der Erfahrungsseelenkunde irrt sich folglich, wenn er S. 11 sagt, gutes und boͤses Herz werden wohl angebohren. Grundtriebe, Affecten, Temperament, werden angebohren, verherrlichende Weisheit des großen Schoͤpfers vermoͤgen zum Boͤsen, es zu begehen, anzunehmen u.s.w. Der Zunder, die Empfaͤnglichkeit fuͤrs Boͤse, offen fuͤr unedle Neigungen, ist in der menschlichen Natur anzutreffen, entspringt und ist aufs wesentlichste mit den Grundtrieben, Affecten und Temperament des Menschen vereint. Der Mensch ist mithin durch seine Natur zu keinen unedlen Neigungen gezwungen; waͤr ers, haͤtte er ein angebohrnes schlechtes Herz: wie waͤren auch die Haupteigenschaften Gottes, seine Gerechtigkeit, seine uneingeschraͤnkte unpartheische Menschenliebe, womit er aller Menschen Wohl und dauerndes Gluͤk so offenbar will,

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0702_1789/39>, abgerufen am 27.11.2024.