Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789.
Jm Paroxismo war er ganz unempfindlich, man mochte ihn stechen, kneipfen, raufen, stoßen, oder auch bei seinem Nahmen rufen. Er roch den allerflüchtigsten Spiritus nicht, sahe nicht, wenn man ihm auch gleich die Augenlieder von einander zerrte, hatte auch nicht gehört, als eine
Jm Paroxismo war er ganz unempfindlich, man mochte ihn stechen, kneipfen, raufen, stoßen, oder auch bei seinem Nahmen rufen. Er roch den allerfluͤchtigsten Spiritus nicht, sahe nicht, wenn man ihm auch gleich die Augenlieder von einander zerrte, hatte auch nicht gehoͤrt, als eine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0090" n="88"/><lb/> sein Pferd, pfiff ihm auch dazu und zog die Beine in die Hoͤhe, damit sie nicht naß werden moͤchten. Passirte hiernaͤchst durch etliche Gassen uͤber den Markt, der eben voller Leute, Buden und Karren stand, und das alles so gluͤcklich und behutsam, daß er, ohne jemand zu beschaͤdigen oder sich Schaden zu thun, in das Haus, wo er hingewollt, gelanget. Hier stieg er ab, band sein Pferd an einen an dem Laden befindlichen Ring, ging durch den Laden seines Mitmeisters, wo allerlei im Wege lag, ohne es zu beruͤhren, in die Stube, und nach einigen gesprochenen Worten wieder heraus, mit dem Vorgeben, daß er durchaus auf die Hochfuͤrstl. Regierung gehen muͤsse. Als er nun da gewesen und an gedachten Ort wieder zuruͤckkam, wachte er auf. — Wenn der Paroxismus zu Ende gehen wollte, zog er ihm, wie bei seinem Anfange, Stirn und Augen zusammen. Darauf kam er zu sich selber, oͤffnete die Augen, schaͤmte sich und entschuldigte sich gegen die Anwesenden. Wenn ihn sein Zufall unter seiner Arbeit im Spinnen anwandelt, so spinnt er fort, und macht die Faͤden so gut und eben, als wenn er wachte.</p> <p>Jm Paroxismo war er ganz <hi rendition="#b">unempfindlich,</hi> man mochte ihn stechen, kneipfen, raufen, stoßen, oder auch bei seinem Nahmen rufen. Er roch den allerfluͤchtigsten Spiritus nicht, sahe nicht, wenn man ihm auch gleich die Augenlieder von einander zerrte, hatte auch nicht gehoͤrt, als eine<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [88/0090]
sein Pferd, pfiff ihm auch dazu und zog die Beine in die Hoͤhe, damit sie nicht naß werden moͤchten. Passirte hiernaͤchst durch etliche Gassen uͤber den Markt, der eben voller Leute, Buden und Karren stand, und das alles so gluͤcklich und behutsam, daß er, ohne jemand zu beschaͤdigen oder sich Schaden zu thun, in das Haus, wo er hingewollt, gelanget. Hier stieg er ab, band sein Pferd an einen an dem Laden befindlichen Ring, ging durch den Laden seines Mitmeisters, wo allerlei im Wege lag, ohne es zu beruͤhren, in die Stube, und nach einigen gesprochenen Worten wieder heraus, mit dem Vorgeben, daß er durchaus auf die Hochfuͤrstl. Regierung gehen muͤsse. Als er nun da gewesen und an gedachten Ort wieder zuruͤckkam, wachte er auf. — Wenn der Paroxismus zu Ende gehen wollte, zog er ihm, wie bei seinem Anfange, Stirn und Augen zusammen. Darauf kam er zu sich selber, oͤffnete die Augen, schaͤmte sich und entschuldigte sich gegen die Anwesenden. Wenn ihn sein Zufall unter seiner Arbeit im Spinnen anwandelt, so spinnt er fort, und macht die Faͤden so gut und eben, als wenn er wachte.
Jm Paroxismo war er ganz unempfindlich, man mochte ihn stechen, kneipfen, raufen, stoßen, oder auch bei seinem Nahmen rufen. Er roch den allerfluͤchtigsten Spiritus nicht, sahe nicht, wenn man ihm auch gleich die Augenlieder von einander zerrte, hatte auch nicht gehoͤrt, als eine
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